In einem Veranstaltungsraum in Vaals haben sich sieben Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren zusammengefunden. Cosima Petersen (14), Talea Hartmann (13), Paulina Polly Baum (12), Kawthar Beydoun (13), Vera Rypenka (13), Rebekka von Ingelgom (15) und Lilli Sophie Pyls (18) bilden zusammen das Jugendtheaterprojekt „TheaTeenies“.
An diesem Nachmittag proben sie für ihr Stück „Labyrinth“. Zu Beginn ruft Regisseurin Ewa Teilmans die Gruppe zusammen, jede soll sich für diese Probe einen Leitgedanken überlegen, den sie umsetzen will. Nicht zu hektisch im Sprechen und Bewegen werden, die Spannung über die Szene halten, nicht zu schnell sprechen oder auf den Subtext achten, – also auch etwas ausdrücken, was nicht gesprochen wird – nehmen sich die jungen Darstellerinnen vor. Ewa Teilmans gibt noch dazu, auf den Atem zu achten, bei „gefährlichen“ Passagen bewusst eine Pause zu machen: „Und seid nicht so kritisch zu euch selbst.“ Weil bei der heutigen Probe Gesangsparts einen großen Teil einnehmen, macht Gesangscoach Irina Popova noch ein kleines Aufwärmtraining mit den Darstellerinnen.
„Labyrinth“ basiert auf der „Maze Runner“-Trilogie des US-amerikanischen Autors James Dashner. Darin erwachen Jugendliche auf einer Lichtung, umgeben von einer scheinbar unüberwindlichen Mauer und einem endlosen Labyrinth dahinter. Ein Tor, das sich jeden Morgen öffnet und jeden Abend schließt, verbindet Lichtung und Labyrinth miteinander und schützt nachts die Jugendlichen vor den gefährlichen Kreaturen, die im Labyrinth leben. Ihnen fehlt jede Erinnerung daran, wer sie sind, woher sie kommen und warum sie an diesem Ort sind. Doch hin und wieder erfahren sie schwache Erinnerungen, die sie ahnen lassen, wie ihr Leben vor der Lichtung ausgesehen haben könnte. Auf der Lichtung müssen sie ihre eigene Identität finden, müssen lernen, gemeinsam zu handeln, um zu überleben und das Rätsel ihrer Gefangenschaft zu lösen.
Die Szene, die die Darstellerinnen an diesem Nachmittag proben, beginnt beschwingt. Musik läuft, Gally, gespielt von Rebekka, und Chucky, gespielt von Paulina, beginnen, miteinander zu tanzen. Da platzt Newta, gespielt von Kawthar, in die Szene, weil sie den anderen erzählen will, woran sie sich gerade erinnert hat. Doch Gally macht sich über Newta lustig. Die wehrt sich und setzt sich gegen Gally durch. Minha, gespielt von Vera Rypenka, und Tammy, gespielt von Talea Hartmann, unterstützen Newta. Schließlich erklärt Gally, warum sie immer so zornig wirkt.
Ewa Teilmans unterbricht die Szene immer wieder, gibt Hinweise, wie die Darstellerinnen stehen sollten, damit das Publikum sie sehen kann, oder gibt Anregungen, wie die Szene noch gespielt werden kann. Paulina (Chucky) hatte die Idee zu dem Stoff: „Ich fand die Filme toll und habe vorgeschlagen, daraus ein Theaterstück zu machen.“ Wie Cosima und Talea hat sie schon Theatererfahrung gesammelt und mit Ewa Teilmans gearbeitet. „Danach sind wir Ewa auf die Nerven gegangen, dass sie mit uns weiterarbeitet“, erzählt Paulina weiter. Die Mädchen rührten die Werbetrommel in ihrem Umfeld, Kawthar, Vera, Rebekka und Lilli stießen hinzu, das Projekt war geboren.
Die Grundhandlung von „Labyrinth“ basiert auf den Verfilmungen der Bücher, die Handlung erarbeiteten die Darstellerinnen zusammen mit Ewa Teilmans, die das Stück für die Bühne bearbeitet hat und Regie führt. Die Spielszenen werden ergänzt durch Musikstücke, die die einzelnen Charaktere vorstellen und die die Darstellerinnen selbst ausgewählt haben.
Die jungen Darstellerinnen sind konzentriert bei der Sache. „Es macht großen Spaß, und die Gemeinschaft hier bei den Proben ist schön“, sind sie sich einig. Cosima, die im Stück Alba spielt, ergänzt: „Wir wachsen als Gruppe zusammen. Beim Spielen kann man etwas entdecken, das man vorher noch nicht konnte.“ Vera reizt, dass man beim Theaterspielen „jemand anders sein kann.“ Rebekka hat aus dem Stück auch etwas für sich selbst mitgenommen: „Ich habe gelernt, mehr für mich einzustehen, wie meine Rolle Gally es auch tut.“ Und für Kawthar hat das Stück eine klare Botschaft: „Zusammenhalt ist wichtig.“
Ewa Teilmans hat beobachtet, wie positiv sich die Theaterarbeit auf die Persönlichkeit von Jugendlichen auswirken kann. Die Darstellerinnen seien ernsthafter, selbstbewusster geworden. „Sie haben gelernt, alte Muster zu durchbrechen und Dinge auszuprobieren. Außerdem bekommen sie in den Proben viel Handwerk vermittelt. Es ist ein schöner Prozess.“
Thea Teenies
Die TheaTeenies feiern mit „Labyrinth“ am Samstag, 14. Juni, 19 Uhr, im Space des Ludwig Forums, Jülicher Str. 97-109, 52070 Aachen Premiere.
Weitere Aufführungen: Sonntag, 15. Juni, 18 Uhr; Freitag, 4. Juli, 19 Uhr;
Samstag, 5. Juli, 19 Uhr und Sonntag, 6. Juli, 18 Uhr. Karten zum Preis von
8 Euro, ermäßigt 5 Euro, können unter https://ticketree.de/theateenies-labyrinth gekauft werden.