Es schränkt uns ein. Es macht uns Angst. Es nimmt Leben. Aber es schafft auch, uns näher zusammenzubringen: Das Corona-Virus ruft alte Werte in uns hervor. Wir achten mehr auf andere. Wir helfen den Alten und Kranken. Wir haben Zeit, uns in der sozialen Isolation oder dem Home-Office darüber klar zu werden, was uns eigentlich im Leben wichtig ist. Und wir entwickeln auf einmal Ideen, wie Begegnung anders stattfinden kann. Diese besondere Zeit ruft ebenso besondere Aktionen in unseren Gemeinden und in kirchlichen Institutionen hervor, die sich auf einer Fahrradtour durch Krefeld entdecken lassen. Unsere Eindrücke möchten wir mit Ihnen teilen.
Wer genau hinschaut, kann an vielen kirchlichen Einrichtungen aufmunternde Botschaften entdecken – wie den Regenbogen aus Kreide vor der Herz-Jesu-Kirche in Königshof, die bunten Lettern am Montessori-Kinderhaus in Oppum oder das kleine Gedicht im Schaukasten vor der Katechesekirche St. Stephan in Krefeld-Mitte: „Nicht alles ist abgesagt… Sonne ist nicht abgesagt. Frühling ist nicht abgesagt. Beziehungen sind nicht abgesagt. Liebe ist nicht abgesagt. Lesen ist nicht abgesagt. Zuwendung ist nicht abgesagt.“
Mit einer freundlichen Zeichnung im Glaskasten vor der Schutzengelkirche macht die Gemeinde deutlich: „Wir sind für Sie da“, und weist damit auf eine offene Sprechstunde hin, die zwei Mal in der Woche in der Oppumer Kirche stattfindet. Auch in unmittelbarer Nähe steht die Tür des Jugendzentrums Casablanca auf. Hier verteilt Leiterin Ursula Hakes schon zum wiederholten Male Wundertüten, die die schwierige Zeit der geschlossenen Einrichtung versüßen sollen. Waren die Tüten zuletzt nur für Kinder gedacht, spricht Hakes jetzt gezielt Familien an. Der Tüte liegt neben allen Zutaten für einen bunten Cocktail-Mix auch das Spiel „Mega-Twin“ bei, das die Mitarbeiter der Offenen Tür und Mobilen Arbeit in der Region Krefeld Anfang des Jahres entwickelt haben.
Das Jugendzentrum Café Oje und die Projektstätte Kreta, beides Einrichtungen des Trägerwerks für kirchliche Jugendarbeit, haben ihren Sitz am Fuße Krefelds größten Mehrfamilienhauses am Bleichpfad, dem „Mississippidampfer“. In mehr als 250 Wohnungen auf 23 Etagen leben hier Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern und Kulturkreisen unter einem Dach. Auch die so wichtigen Treffpunkte für Kinder und Jugendliche haben seit Ende März ihre Türen geschlossen. Um aber dennoch mit den Bewohnern des Stadtteils in Kontakt zu bleiben und bei Problemen und Sorgen greifbar zu sein, hat sich das Team rund um Café-Oje-Leiterin Christel Bähner-Hox und Kreta-Leiter Lukasz Ratajczak etwas Besonderes überlegt: Auf einer Stellwand vor dem Gebäude können Passanten unter Begleitung der pädagogischen Mitarbeiter ihre Coronagedanken aufschreiben. Auf der einen Seite bittet das Team um Worte rund um die Fragen „Was war die größte Herausforderung?“ und „Was ist schwierig?“, und auf der anderen Seite der Stellwand hat die Nachbarschaft ihre Gedanken rund um die Fragestellung „Was ist auch gut in dieser Zeit?“ verewigt. Ein toller Weg, um in schwierigen Zeiten ins Gespräch zu kommen!
Gegen die Einsamkeit – die Caritas-Seniorenheime in Krefeld haben besondere mobile Besucherräume installiert, die es den Angehörigen ermöglichen, ihre Lieben trotz Corona zu sehen: Zwar sind die beiden Parteien durch eine Plexiglasscheibe getrennt, sie können sich aber über eine Gegensprechanlage miteinander unterhalten. Auch außerhalb der mobilen Besucherräume beteiligen sich viele Menschen daran, der Risikogruppe die Zeit zu erleichtern: Diverse Kleinkünstler geben immer wieder Open-Air-Auftritte vor den Altenheimen.