Zum Abschluss der Anna-Oktav zog Max Deisenroth noch einmal alle Register. Bereits am Vorabend hatte sich der Kirchenmusiker mit einem Konzert von Düren verabschiedet – und auch vom Instrument in der Annakirche.
Seine Liebe gilt der Orgel. Über die Königin der Instrumente kam er zur Kirchenmusik. Dabei wollte er nie „nur“ spielen, sondern auch wissen, welche Technik hinter dem Ganzen steckt, wie alles zusammenhängt. Zu seinen frühen Lehrern gehörte der Organist in seiner Gemeinde, der im Hauptberuf Orgelbauer war. 2022 kam der heute 34-Jährige nach Düren, als Regionalkantor für die Region Düren im Bistum Aachen mit Dienstsitz an der Annakirche. „Ich bin ein großer Orgelliebhaber. Mich hat die Orgel gereizt, so wie sie hier mit all ihren Möglichkeiten steht“, sagt der Kirchenmusiker, der bald auf einer neuen Orgelbank Platz nehmen wird.
Zum 1. September wechselt er als Domorganist an den Hohen Dom zu Fulda. „Für mich ist es eine sehr große Ehre, diese besondere Stelle antreten zu dürfen“, sagt der Kirchenmusiker, der am Institut für Kirchenmusik der Hochschule für Musik Freiburg seinen Bachelor und Master erwarb und in Berlin sein Konzertexamen in Orgelimprovisation ablegte. Deisenroth setzte sich gegen 37 Mitbewerber durch. Für den scheidenden Regionalkantor und seine Familie ist der Umzug auch ein Schritt in Richtung Heimat. Viel Zeit zum Einspielen bleibt dem 34-Jährigen in Fulda nicht, tagt dort doch im September die Deutsche Bischofskonferenz.
Dreieinhalb Jahre ist es her, dass Max Deisenroth nach Düren kam, in einer Zeit des strukturellen Wandels. Neben der 2010 gebauten Metzler-Orgel fand er ein breit aufgestelltes Chorleben vor und übernahm die Leitung der Pfarr-Singschule. Von seinem Vorgänger erbte er eine Konzertreihe, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Auch auf Diözesanebene arbeitete er bei Projekten des Fachbereiches Kirchenmusik mit, übernahm als Pädagoge im Bereich der C-Ausbildung die Fächer Orgel/Orgelimprovisation und Tonsatz.
„Die Aufstellung der Kirchenmusik ist von der Konzeption her sehr langfristig gedacht und sehr gut aufgestellt“, bilanziert Deisenroth, der sich für die gute Zusammenarbeit im Kollegium der Regionalkantore und mit Diözesankirchenmusikdirektor Michael Hoppe bedankt. „Mein Dank in der Region Düren gilt dem Vorstand des Vereins zur Förderung der Kinder-, Jugend- und Kirchenmusik, der viele Sachen ermöglicht hat“, sagt Max Deisenroth, der betont: „Trotz des Umbruchs gibt es noch viele Menschen, die sich durch die Kirchenmusik angesprochen fühlen und begeistern lassen.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kantorei stehe auf einem stabilen Fundament.
„Ich sehe Kirchenmusik als wichtigen Baustein, Stabilität zu vermitteln“, ist Max Deisenroth überzeugt, dass sich weiter Menschen für die Chorarbeit begeistern lassen. „Wenn man mit einem zukunftsfähigen Modell auf die Menschen zugeht, wird es gelingen, sie für Projekte zu gewinnen“, sagt er. Kaum zukunftsfähig sei die Annahme, Chorarbeit sei automatisch eine dauerhafte Verpflichtung, wie es über Generationen hinweg der Fall war. „Dieser Trend ist aber auch eine Chance. Auch dort, wo es große Traditionen gibt, muss ein Umdenken stattfinden“, sagt er.
Kirchenmusik bedeute für ihn, Glaubensinhalte über Emotionen zu vermitteln. „Unverzichtbar und essenziell“ sei dies. Deisenroth: „Die Vielseitigkeit der Musik kann ein wunderbares Bild der Kirche erzeugen und bietet nach wie vor eine ganz große Chance, die Kirche in einer gewissen Relevanz darzustellen.“
War der Regionalkantor bisher auf allen Ebenen aktiv, wird er in Zukunft als Domorganist „nur“ noch an der Orgel sitzen, während der Domkapellmeister die Chöre betreut. „Das wird eine Umstellung, denn ich habe sehr gerne mit den Chören zusammengearbeitet. Aber es ist auch die große Chance, sich ganz am Instrument entfalten zu können“, erklärt er. „Heute ist mir klar, dass ich viele Jahre auf eine so besondere Stelle hingearbeitet habe. Vielleicht hat es diese Zeit in Düren gebraucht, um einen klaren Kopf dafür zu bekommen, was man im Leben erreichen möchte“, blickt Max Deisenroth auf seine „Dürener Jahre“ zurück.