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Für die Gottesbeziehung starten die Südstadt-Krähen in Krefeld

Über das spielerische Auseinandersetzen mit der Bibel bauen die Kinder eine Gottesbeziehung auf. (c) www.pixabay.com
Über das spielerische Auseinandersetzen mit der Bibel bauen die Kinder eine Gottesbeziehung auf.
Datum:
26. Jan. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 04/2021 | Ann-Katrin Roscheck

„Wir müssen Kindern beibringen, wie sie das, was sie bewegt, vor Gott bringen können“, ist sich Birgit Hellmanns als Gemeindereferentin der Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd sicher. „Früher wurde zu Hause gebetet und über Gott gesprochen, heute fällt das im Alltag oft weg. Wir sind dafür verantwortlich, dass Kinder den Zugang zu Gott nicht verlieren.“

Gemeindereferentin Birgit Hellmanns. (c) GdG Krefeld-Süd
Gemeindereferentin Birgit Hellmanns.

Die Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd hat die Coronazeit genutzt, um sich besser aufzustellen. Ende letzten Jahres ist nicht nur eine Webseite online gegangen, die vor allem Familien zeigt, welche Möglichkeiten sie in den unterschiedlichen Gemeinden vorfinden, sondern es sind auch innovative neue Angebote geschaffen worden, die Eltern mit Kindern im Gemeindeleben zielgerichteter ansprechen sollen. Eines dieser Angebote sind die „Südstadt-Krähen“. Immer am vierten Samstag im Monat laden Hellmanns und ihre Kolleginnen Cornelia Derichs und Anne Hermanns-Dentges Kinder mit elterlicher Begleitung ein, spielerisch die Bibel zu entdecken. „Wir geben dem, was früher zum Beispiel als Kinderbibeltage bekannt war, ein neues Gewand“, erklärt die Religionspädagogin. „Dabei erkunden wir auf spielerische Art und Weise unterschiedliche Bibelstellen. Es geht darum, die Kinder einzubinden und ihnen zu zeigen, dass sie selbst in den Dialog mit Gott treten können.“

Seit Mitte letzten Jahres unterstützt Birgit Hellmanns nicht nur das Team der Gemeindereferenten in Krefeld-Süd, sondern wirkt auch als Schulseelsorgerin in unterschiedlichen Grundschulen. Zwar werde, so beschreibt es die 61-Jährige, die Bibel im Religionsunterricht besprochen, oft bleibe hier aber nicht die Zeit, den Reichtum der Testamente zu verdeutlichen. „Um zu verstehen, warum die Südstadt-Krähen so wichtig sind, ist es bedeutend, zu begreifen, wie Kinder Geschichten aus der Bibel wahrnehmen“, erklärt die Expertin. Kinder, so sagt Hellmanns, nehmen ausschließlich das Gute in Geschichten wahr. Für sie ist Noach niemand, der Menschen zurücklässt, sondern der Retter, der die Tiere mit auf sein Boot nimmt. „Zeigen wir Kindern in frühen Jahren diese Geschichten, dann helfen wir ihnen, eine gesunde Gottesbeziehung aufzubauen“, erklärt sie. „Sie lernen, dass vor Gott alles erlaubt ist: Wut, Trauer, Freude, Dankbarkeit. All das, was sie eben fühlen.“

Die Südstadt-Krähen finden dabei monatlich abwechselnd in den Pfarreien Herz Jesu Königshof, Maria Waldrast Forstwald und St. Karl Borromäus Oppum statt. Grundsätzlich möchte die Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd, auch als Resultat der intensiven Konzeptarbeit während der Pandemie, Angebote von den einzelnen Kirchtürmen abheben und sie für eine breite Zielgruppe zugänglich machen. „Früher hatten die Gemeinden immer die Sorge, dass die Gläubigen so kein Heimatgefühl mehr spüren“, erzählt Hellmanns. „Wir glauben aber, dass wir dieses dennoch aufrechterhalten können. Am Ende sollte im Vordergrund stehen, dass wir möglichst vielfältige Angebote für Familien mit Kindern schaffen können. Und das geht eben besser gemeinsam.“

Ein weiteres, relativ neues und kirchturm-unabhängiges Angebot ist auch das Projekt „#MitMachKinderBibel“, das bereits im ersten Lockdown entstanden ist. Über das Web haben Eltern die Möglichkeit, unterschiedliche Ideen, Arbeitsblätter und Mediamaterialien rund um die Bibelarbeit herunterzuladen. Das anschauliche Material gibt Möglichkeit, auch trotz der sozialen Distanz in Kontakt zu bleiben und kreativ sowie spielerisch zu arbeiten. „Die Situation für Eltern ist gerade sehr schwierig“, weiß Hellmanns. „Da ist es gut zu wissen, wo frischer Input auffindbar ist.“

Kreativ gelöst haben Hellmanns und ihre Kolleginnen auch die erste Veranstaltung der Südstadt-Krähen, die während des Lockdowns Ende Januar stattgefunden hätte. Vorab riefen sie Eltern auf, sich über E-Mail für „eine Überraschung“ anzumelden. Anschließend bekamen die Kinder analoge Post zugeschickt: Eine Art biblische Schnitzeljagd, die den gesamten Samstag durchgeführt werden konnte, führte die Kinder in Begleitung zu den einzelnen Kirchen, an denen weitere Aufgaben versteckt waren. „Wir haben bewusst auf einen Online-Ersatz verzichtet, denn den gibt es aktuell an jeder Ecke“, erklärt die Religionspädagogin. „So haben wir die Kinder vor die Türe gelockt und ihnen einen spielerischen Kontakt zu Gott ermöglicht.“ Bereits an der ersten Veranstaltung der Südstadt-Krähen nahmen über 35 Familien teil. Das Team der Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd hofft, dass sich die Nachfrage über Mundpropaganda noch erhöht. „Es sind meistens die Hoffnungsgeschichten, die unsere Beziehung zu Gott stärken“, betont Hellmanns. „Für Kinder ist es oft leichter als für uns Erwachsene, diese Hoffnung zu erkennen. Ich wünschte mir manchmal, wir könnten uns für immer dieses Kindliche bewahren.“

Die Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd hat eine eigene Webseite speziell für Familien in Krefeld eingerichtet. Auf www.familien-in-krefeld-sued.de sind auch alle Termine der Südstadt-Krähen und das Material zum Projekt #MitMachKinderBibel zu finden.