Die Koffer sind gepackt, alle Dinge, die zu erledigen sind, erledigt. Vor Sophia Hoppermann liegen zehn Monate in Island, wo sie als Freiwillige im Programm „Praktikum im Norden“ des Bonifatiuswerkes in einer kirchlichen Einrichtung mitarbeiten und Land und Leute kennenlernen wird.
Für die 18-Jährige, die im Frühjahr am Clara-Schumann-Gymnasium in Viersen-Dülken ihr Abitur gemacht hat, war das Programm das „perfekte Paket“, wie sie kurz vor ihrer Abreise erzählt. „Ich wollte gerne ein Freiwilliges Soziales Jahr machen und war auf der Suche, was es da so gab.“
Eine Bekannte und ehemalige Absolventin des Programms machte Sophia Hoppermann auf das „Praktikum im Norden“ aufmerksam. Das Programm des Bonifatiuswerkes bietet Freiwilligeneinsätze in Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Island, Lettland und Estland an. „Gerade die nordischen Länder faszinieren mich. Da konnte ich mir Island sehr gut vorstellen.“ Sie bewarb sich beim Bonifatiuswerk, führte vor Ort in Paderborn ein Vorstellungsgespräch, „bei dem es vor allem darum geht, welcher Einsatzort zur Person passt“, erzählt die Abiturientin.
In Viersen hat sie sich in der Jugendarbeit engagiert, war Schulsprecherin. „Mir hat das immer viel Spaß gemacht, wenn andere sich freuen und wertschätzen, dass du dich für sie einsetzt.“ Sie überlegt, Grundschullehrerin zu werden. Somit war auch das Tätigkeitsfeld schnell gefunden: Die Kinderkrippe der Gemeinde St. Peter in Akureyri. Im Nordosten Islands in einem Fjord gelegen ist Akuyeri mit 19893 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Islands.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung Islands gehört der evangelisch-lutherischen Staatskirche an. 3,9 Prozent der Bevölkerung ist römisch-katholisch. Island gehört zu den Ländern, in denen Katholiken in der sogenannten Diaspora, also der Minderheit, leben.
Isländisch lernt sie mit den Kindern
Die von den Karmelitinnen geführte Kinderkrippe betreut Kinder von null bis drei Jahren. Sophia Hoppermann wird den Kindern beim Anziehen und bei den Mahlzeiten helfen sowie mit ihnen spielen. „Dort bleibe ich bis Oktober. Dann werde ich im Anschluss in einem Altenheim arbeiten“, berichtet Sophia Hoppermann von ihrem Einsatz.
Um sich darauf vorzubereiten, hat sie im Juli an einem zweitägigen Seminar in Paderborn teilgenommen, wo sie auch die übrigen 22 Teilnehmenden kennengelernt hat. „Vor allem Organisatorisches haben wir geklärt, wie unsere Erwartungen an den Einsatzort sind, wie wir uns verhalten sollten, wie wir versichert sind“, zählt Sophia Hoppermann die Inhalte auf.
Einen Überblick darüber, wie das Leben in einer Migrantenkirche in Nordeuropa ist, gab Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes.
An den zwei Tagen gab es für Sophia Hoppermann auch Gelegenheit, sich mit ehemaligen Praktikantinnen und Praktikanten auszutauschen. „Alle haben erzählt, dass es sich in jedem Fall lohnt und dass sie es weiterempfehlen können.“
Sprachkurse sind beim „Praktikum im Norden“ freiwillig. „Isländisch lernen ist schwierig“, sagt Sophia Hoppermann, „weil es so wenige Angebote gibt.“ Sie will es vor Ort lernen, „gemeinsam mit den Kindern in der Kinderkrippe“. Ansonsten funktioniere im Alltag in der ersten Zeit auch Englisch. Leben wird Sophia Hoppermann im Haus der Karmelitinnen. Vor Ort wird sie während ihres Praktikums von einer Mentorin, die aus der Schwesterngemeinschaft kommt, betreut.
Bis Juni 2024 ist Akuyeri die vorübergehende neue Heimat von Sophia Hoppermann. „Ich werde vor allem den Winter dort erleben. In der Zeit, in der ich da bin, habe ich fast keinen Sommer.“
Sie freut sich auf die vor ihr liegende Zeit und darauf, neue Erfahrungen zu sammeln: „Vor dem Studium möchte ich meinen Horizont erweitern. Ich freue mich darauf, das Land, die Kultur und die Menschen kennenzulernen, die Sprache zu lernen. Ich möchte anderen Menschen helfen und ich möchte in der Zeit für mich herausfinden, ob Grundschullehrerin wirklich das ist, was ich den Rest meines Lebens machen möchte.“
Monsignore Georg Austen beschreibt das Programm als „Abenteuer, eine Zeit, in der sich die Freiwilligen engagieren können, die prägend für ihren weiteren Lebensweg sein wird. Für die Projektpartner vor Ort ist es eine willkommene Unterstützung, denn die jungen Menschen leisten sinnvolle und eigenständige Arbeit, die sonst oft nicht bewältigt werden könnte.“
Nervös ist Sophia Hoppermann vor ihrer Abreise noch nicht. „Im Moment ist es noch nicht so real. Das wird kommen, wenn ich am Flughafen stehe.“
Mit dem „Praktikum im Norden“ machen sich jährlich mehr als 20 junge Menschen auf den Weg nach Nordeuropa und ins Baltikum. Dort gewinnen sie unmittelbare Einblicke in das kirchliche Leben in der Diaspora.
Es ist ein Kooperationsprogramm zwischen dem Bonifatiuswerk und dem Newman Institut im schwedischen Uppsala. Finanzielle Unterstützung erhält es auch vom Erzbistum Paderborn. Weitere Infos gibt es unter www.praktikum-im-norden.de.