„Aachen ist die Nummer 1“

Birgitta Falk wacht über den größten Kirchenschatz nördlich der Alpen

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Datum:
3. März 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 09/2022 | Ruth Schlotterhose

In jedem Satz wird ihre Begeisterung für ihren Arbeitsplatz spürbar. Die Rede ist von Dr. Birgitta Falk. Seit November 2016 ist sie in Aachen als Leiterin der Bereiche Domschatzkammer, Dominformation und Domarchiv tätig.

Mit Amtsantritt wurde sie gleichsam ins kalte Wasser geworfen. Ihr Vorgänger Georg Minkenberg war nur wenige Monate zuvor verstorben und eine sorgfältig geplante Übergabe daher nicht möglich. Zugute kam Birgitta Falk, dass sie über einschlägige Erfahrungen verfügte – war sie doch bis dahin als Leiterin der Domschatzkammer Essen und der Schatzkammer St. Ludgerus in Essen-Werden tätig.

Falk studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Baugeschichte an der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen und promovierte hier auch mit einer Arbeit über Bildnisreliquiare. Als Studentin war sie unter anderem als Domführerin tätig: Damals wurde die Saat gelegt, aus der ihre Liebe zum Aachener Dom und seinen Schätzen erwuchs.

Stationen ihres Wirkens waren Kempen, München, Hannover, Lemgo und 
Essen. All die Projekte und wissenschaftlichen Veröffentlichungen Falks aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Erwähnt werden soll nur die Ausstellung „Gold vor Schwarz“ im Ruhr-Museum Essen, die Birgitta Falk kuratierte und die rund 40000 Besucher anzog.

Was der Grund war, diesen erfüllenden Arbeitsplatz zu verlassen? Die Antwort Falks ist kurz und eindeutig: „Nach 14 Jahren in Essen wollte ich etwas Neues anfangen. Und Aachen ist die Nummer eins unter den Schatzkammern.“ Der Aachener Domschatz gehört wie der Aachener Dom zum Weltkulturerbe und gilt als der bedeutendste Kirchenschatz nördlich der Alpen; er umfasst eine über Jahrhunderte gewachsene Sammlung einzigartiger Werke christlicher Schatzkunst, Skulptur, Malerei, Textil- und Buchkunst, über die Falk nun mit Argusaugen wacht. In dieser Position ist sie Chefin für eine Heerschar von Mitarbeitenden: Neben den Museums- und Verwaltungsangestellten, wechselnden Praktikanten und Ehrenamtlern sind das allein 18 studentische Hilfskräfte im Besucherservice und 35 Domführerinnen und -führer.

Für die Hüterin des Domschatzes, wie Birgitta Falk auch gern genannt wird, ist kein Arbeitstag wie der andere. Regelmäßig sind die Treffen mit ihrem Chef, Dompropst Rolf-Peter Cremer, und den leitenden Kräften der anderen Bereiche wie Dombauhütte und Dommusik. Insgesamt steht für Falk und ihr Team die Sorge um die Kunstwerke im Vordergrund. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem, wissenschaftliche Anfragen und Fotoanfragen zu bearbeiten, Verbindungen zu Universitäten zu pflegen, Strategien in der Aufbewahrung und Präsentation der Kunstobjekte zu erarbeiten.

Das alles hört sich nicht nach einem geregelten Arbeitsleben an. Wie vereinbart eine Frau einen derartigen Beruf mit der Familie? Als Birgitta Falk ihre erste leitende Stelle annahm, waren ihre beiden Töchter erst vier und anderthalb Jahre alt. Die Stelle konnte sie nur antreten, weil sie und ihr Ehemann sich einig waren: Derjenige, der eine feste Stelle hat, geht arbeiten; der andere ist freiberuflich tätig und kümmert sich um die Kinder. Birgitta Falk betont, dass das für ihren Gatten nie ein Problem gewesen sei und sie ihm dafür noch nachträglich sehr dankbar sei.

Was Birgitta Falk sich für die Zukunft vorgenommen hat? Sie würde gern die Forschung rund um den Domschatz vorantreiben und die Fotosammlung des Domarchivs (deren älteste Stücke aus dem Jahr 1860 stammen) vollständig aufbereiten.