40 Jahre für eine faire Welt

Die Gründung des Eine-Welt-Ladens 1983 in Mönchengladbach wird jetzt groß gefeiert 

In diesem Jahr feiert das Team vom Eine-Welt-Laden das 40-jährige Bestehen des Geschäfts. Mable Pearson, Marianne Godoj und Hans Oehmen (v. l.) gehören seit vielen Jahren zum Team. (c) Garnet Manecke
In diesem Jahr feiert das Team vom Eine-Welt-Laden das 40-jährige Bestehen des Geschäfts. Mable Pearson, Marianne Godoj und Hans Oehmen (v. l.) gehören seit vielen Jahren zum Team.
Datum:
16. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2023 | Garnet Manecke

Wären die Menschen fair miteinander, dann würde es das Gefälle zwischen Arm und Reich nicht geben. Es gäbe keinen Hunger, weil auch Menschen in Entwicklungsländern verdienen könnten, was sie für ihren Lebensunterhalt und die Bildung ihrer Kinder bräuchten. An dieser Utopie arbeitet der Eine-Welt-Laden seit 40 Jahren. 

Der Eine-Welt-Laden liegt an der Abteistraße. Direkt neben der Statue des Gründers von Mönchengladbach, Graf Balderich. (c) Garnet Manecke
Der Eine-Welt-Laden liegt an der Abteistraße. Direkt neben der Statue des Gründers von Mönchengladbach, Graf Balderich.

Selbst an den trübsten Regentagen hat man das Gefühl, dass im Eine-Welt-Laden in Mönchengladbach die Sonne scheint. Das liegt an den warmen Farben, in denen die Wände gehalten sind: Terracotta und Sandgelb. Farben, die direkt an die Landschaften erinnern, aus denen die Produkte kommen, die in diesem Geschäft verkauft werden: Kaffee aus Ruanda, Honduras und Guatemala, der nicht nur dort wächst, sondern auch in diesen Ländern geröstet und verpackt wird.

Die Kaffees sind nicht nur fair gehandelt, sondern auch in Bio-Qualität hergestellt. Für die Kaffeebauern und ihre Mitarbeitenden hat das gleich einen doppelten Vorteil: Sie verdienen an dem Kaffee, und ihre Gesundheit wird nicht durch Pestizide und andere Giftstoffe gefährdet. Die Käufer im reichen Europa bekommen einen aromatischen Kaffee, der ganz ohne Kinderarbeit auf den Plantagen hergestellt wurde. Die Kinder der Kaffeebauern haben dafür auch keine Zeit, denn sie gehen in die Schule. Das ist möglich, weil die Kaffeebauern dank fairer Preise den Schulbesuch bezahlen können – oder die Bildung von den Initiativen vor Ort, die der Organisation Fairtrade angeschlossen sind, finanziert wird.

 

Vor 40 Jahren, als der Eine-Welt-Laden im Sommer 1983 gegründet wurde, hieß er noch „Dritte-Welt-Laden“. Aber das wurde geändert, sagt Hans Oehmen vom Vorstand des Vereins, der den Eine-Welt-Laden führt. 1991 wurde das Geschäft in „Eine-Welt-Laden“ umbenannt, um die Menschen nicht herabzustufen.

Das Geschäft lag gegenüber dem heutigen Standort, in einem kleinen Raum, den die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt dem Team zur Verfügung gestellt hatte. Die öffentlichen Toiletten waren die Nachbarn, es gab kein Schaufenster, dafür aber zwei Eingangstüren. Mit den Jahren wurde in den Räumen Feuchtigkeit ein Problem. 20 Jahre nach der Gründung zog der „Eine-Welt-Laden“ über die Straße und feierte in den heutigen Räumen 2003 Wiedereröffnung.

Hans Oehmen ist fast von Anfang an dabei. Wenn er so an die vergangenen 40 Jahre denkt, hat sich schon einiges verändert. „Wir haben viel mehr Produkte als am Anfang“, sagt er. Damals gab es zum Beispiel sechs Kaffeesorten im Sortiment, heute sind es 20. Auch das Angebot an Tee, Honig, Brotaufstrichen und Schokolade hat sich stark erweitert. Die Mischung aus Lebensmitteln, Haushaltsartikeln des täglichen Bedarfs wie Schüsseln, Salatbestecken oder Schneidbrettern sowie Kleidung und Accessoires oder Dekorationsartikeln ist geblieben.

Heute wünschen Kunden größere Mengen an Kaffeebohnen statt gemahlenem Kaffee

(c) Garnet Manecke

Nicht nur die Sortimentserweiterung ist ein Zeichen der Jahre. „Wir haben uns auch professionalisiert“, sagt Oehmen. Die kleine Handkasse der Anfänge ist einem elektronischen Kassensystem gewichen, mit dem die Kunden auch bargeldlos zahlen können. Ach die Nachfrage der Kunden hat sich mit den Jahren verändert: Der Kaffee geht überwiegend in ganzen Bohnen über den Tresen, weil die Kundschaft vor allem Vollautomaten oder Siebträgermaschinen nutzt.

In Sachen Mode ist der Eine-Welt-Laden schon mal Trendsetter. Taschen aus recycelten Reifen gab es hier schon lange, bevor sie auf hippen Kreativmärkten verkauft wurden. Zum fairen Umgang mit anderen gehört der Umweltschutz. Einmal im Jahr wird die Schokolade der „Chocolatemakers“ in Amsterdam emissionsfrei per Fahrrad geliefert. Auch beim Kaffee gibt es so eine Spezialität. Den „Segelkaffee“ importiert die Initiative „Café Chavalo“ per Segelschiff nach Europa. Dass es auch in großen Supermärkten inzwischen fair gehandelte Produkte gibt, findet das Eine-Welt-Team gut. „Für die Produzenten ist das gut“, sagt Oehmen. Dabei hat der „Eine-Welt-Laden“ einige Stärken gegenüber den Supermärkten: die Geschichten hinter den Produkten, detaillierte Informationen zu Produzenten und Projekten sowie eine viel größere Auswahl.

Auch an den Internetauftritt wäre vor 40 Jahren nicht zu denken gewesen. Damals war es zwar schon über zehn Jahre her, dass die erste E-Mail der Welt verschickt wurde. Das Internet aber war der  breiten Masse noch nicht bekannt. Heute wird es selbstverständlich genutzt: Wer möchte, kann sich auf der Seite des Eine-Welt-Ladens zahlreiche Informationen zu Produkten, dem Laden und sogar Rezepte ansehen. 

Mit mehreren Veranstaltungen feiern die 25 ehrenamtlich tätigen Teammitglieder den runden Geburtstag. Am Samstag, 19. August, wird es in der Citykirche Mönchengladbach „bunt und laut“. Unter diesem Motto steigt von 11 bis 14 Uhr die große Geburtstagsparty mit Livemusik, dem Mitsingchor aus 44 Nationen, Spielen und fairen Snacks. Unter den zahlreichen Gästen ist das „Gefairt“, in dem fair produzierte Kleidung angeboten wird.
Etwas ruhiger wird es beim Gottesdienst am Sonntag, 20. August, in der Christuskirche am Kapuzinerplatz. „Und sie sah, dass es fair war“ ist das Leitwort.

Zum Jubiläumskonzert am Samstag, 26. August, um 19 Uhr wird das Duo Judy Bailey und Patric Depuhl in der Fairtrade School Gymnasium an der Gartenstraße, Gartenstraße 154, erwartet. Der Karten-Vorverkauf im Eine-Welt-Laden und im Reformhaus Goll ist gestartet. Karten kosten 20,– Euro, ermäßigt 15,– Euro.
Mit der Lesung von Lutz van Dijk über die Dekolonialisierung in der Buchhandlung Degenhardt (Eintritt 10,– Euro) enden die Festwochen zum runden Bestehen.

www.eineweltladenmg.de