16-Stunden-Tag des Küsters

Am Samstag vor Heiligabend wird in Reetz der Baum geschmückt. (c) privat
Am Samstag vor Heiligabend wird in Reetz der Baum geschmückt.
Datum:
19. Dez. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 51-52/2024 | Dorothée Schenk

Für Guido Wassong beginnt Weihnachten eigentlich schon im Oktober. Um diese Zeit fängt er mit der Planung an, damit in der Adventszeit alles reibungslos läuft. Strukturiert sein, weiß der Küster von St. Margareta Reetz, hilft für ein entspanntes Fest. 

Welches Gewand zu Weihnachten? In diesem Jahr hat der Küster seine Wahl getroffen. (c) Dorothée Schenk
Welches Gewand zu Weihnachten? In diesem Jahr hat der Küster seine Wahl getroffen.

Ein Lächeln im Gesicht und sichtbar gelassen öffnet Guido Wassong die Türe. Weihnachtsstress ist ihm nicht anzusehen. Seit gestern steht der knapp 3,50 Meter hohe Tannenbaum geschmückt im Altarraum der kleinen Kirche in dem 400-Seelen-Ort Reetz in der Eifel. Hier ist der Küster Guido Wassong der Mann für alle Fälle. In den vergangenen Wochen hat er vorgeplant und organisiert, damit ab Heiligabend bis Dreikönige alles reibungslos läuft. Die Digitalisierung macht’s möglich.

Schon im Oktober war klar, wie die Gottesdienste in der GdG Blankenheim-Dahlem „gesetzt“ sein würden. „Wir haben noch drei Priester, und sie müssen sich aufteilen. Das ist ganz genau austariert“, erklärt der Küster und hat ein großes Lob für Andreas Züll, den leitenden Pfarrer der GdG: „Da ist alles super transparent und super akribisch. Ich weiß jetzt schon über eine App, wann die nächsten Messen gelesen werden.“ Das ist Wassong, der im letzten Jahr seiner Vollzeitbeschäftigung als Vertriebsleiter steht, wichtig. Nur so lässt sich das anspruchsvolle Ehrenamt mit dem Broterwerb gut verbinden – und weil er seine Küster-Kollegin Sabine May, mit der er sich zwei Drittel zu ein Drittel die Stelle teilt, und eine engagierte Kirchengemeinde vor Ort hat, wie Wassong ausdrücklich betont.

Im November hat er den Weihnachtsbaum organisiert. Was einfach klingt, war nur früher auch einfach. „Da habe ich den Bauern gefragt, er hat ihn geschlagen, gebracht und von mir auch das Geld bekommen. Mittlerweile brauchen wir eine Umsatzsteuer-ID.“ Glücklicherweise gehört ein Forst zur Kirchengemeinde Blankenheim, mit der er direkt abrechnen kann. Für den Tannenbaumschmuck sorgen die Kinder aus dem Dorf. Sie werden stets zum 2. Advent zum Basteln eingeladen. „Wir haben ganz liebe Mütter“, strahlt der Küster und erzählt begeistert, „da kommen ganz tolle Sachen raus! Vergangenes Jahr hatten wir ein Kind, das einen Regenbogenhänger als Zeichen für Diversität gemacht hat.“ Zur besonderen Freude des Kindes wählte Wassong den Regenbogen statt der Christbaumspitze als Bekrönung des Tannenbaums. 

Ein Amt, das Unterstützung braucht

Das Jesuskind kommt erst zum Heiligen Abend in die Krippe. (c) Dorothée Schenk
Das Jesuskind kommt erst zum Heiligen Abend in die Krippe.

In direkter Nachbarschaft steht die Krippe. Mit Dorfkindern ist sie in einem Sommerprojekt entstanden: der Stall, aber auch die Wege, die aus Gips modelliert wurden. All das ruht auf einer großen Platte als Unterbau, die das Jahr über im Lagerraum auf der Orgelempore steht.  Das Jesuskind mit der Heiligen Familie und den drei Königen „wohnen“ dagegen  im alten Pfarrhaus gegenüber. Sie haben – außer dem Christkind natürlich – seit dem 1. Advent frisch gesäubert ihre Plätze eingenommen. Das Datum, zu dem traditionell in Reetz Messdiener verabschiedet und neue begrüßt werden. Neue? „Derzeit gibt es nur noch drei“, bedauert Guido Wassong, der sich auch um die Messdiener-Einteilung zu den Feiertagen kümmert. Aber vielleicht gibt es „Nachwuchs”: Erwachsene, die schon einmal in der Jugend Messdiener waren, sollen gewonnen werden. „Drei Meldungen habe ich schon“, freut sich der Küster.

In diesem Jahr werden sie aber nicht gebraucht: In der GdG „wandert“ die Heiligabendmesse, und da sie 2023 in St. Margareta stattfand, wird es diesmal Wortgottesfeiern geben. Trotzdem bleibt für den Küster reichlich zu tun. Wenn in den Häusern das Lied „Morgen Kinder wird’s was geben“ erklingt, ist der Tag der Vorbereitung: Die vorbereiteten Altarge-stecke werden platziert und die Kirche auf Hochglanz gebracht – in der Hoffnung, dass kein Schnee liegt. Ansonsten muss zwischen Krippenfeier für die Kleinen und dem Wortgottesdienst noch einmal der Wischmopp geschwungen werden.

 

Der Heiligabend ist für den Küster Guido Wassong ein 16-Stunden-Tag: vom Aufschließen der Kirche, letzten Kontrollgängen, Krippenweg, Einsatz im Chor – denn der Mann für alle Fälle bringt sich „natürlich“ auch noch in die Sängergemeinschaft ein – bis zum Abschließen gegen 23 Uhr. Der letzte Blick gilt den Flammen: Sind alle Kerzen – bis auf das Ewige Licht und die Friedenskerze – gelöscht? Da bleibt wenig Raum für das private Fest. „Das muss man als Familie schon tragen oder als Paar, sonst funktioniert es nicht“, sagt er lächelnd, und der Dank gilt seiner Ehefrau, die ihn dabei stets unterstützt. 

Weihnachten in St. Margareta Reetz

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