Zuverlässigkeit in all der Veränderung

Krisenfest: Finanzbericht 2019 des Bistums Aachen belegt gute Verfassung der bistümlichen Finanzen

Martin Tölle wurde zu Beginn 2020 zum neuen Ökonom des Bistums ernannt. Damit stärkten Bischof Dieser (l.) und Generalvikar Frick die Aufsicht über die kirchlichen Finanzen. (c) Bistum Aachen/Anja Klingbeil
Martin Tölle wurde zu Beginn 2020 zum neuen Ökonom des Bistums ernannt. Damit stärkten Bischof Dieser (l.) und Generalvikar Frick die Aufsicht über die kirchlichen Finanzen.
Datum:
1. Dez. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 49/2020 | Thomas Hohenschue

Die Pandemie hat uns seit März im Griff. Auch auf die bislang kräftig sprudelnden Kirchensteuern hatte das Einfluss. Aber es sieht so aus, als würde man in diesem und im nächsten Jahr mit einem blauen Auge – oder einer roten Null – durch diese Krise kommen. Nicht die einzige gute Nachricht, die Generalvikar Andreas Frick und Ökonom Martin Tölle zu Beginn dieser Woche vorlegten.

Seit seiner Krise vor mehr als 15 Jahren hat das Aachener Bistum zielstrebig vorgesorgt. Die Rückstellungen für Altersversorgung bauten sich stetig auf, ebenso Rücklagen, die der Diözese auch bei schwierigen Situationen zur Verfügung stehen sollen. Das ehrgeizige Ziel: den Betrag für den ganzen Bistumshaushalt eines Jahres zurücklegen. Das ist Ende 2019 gelungen und gibt den Verantwortlichen die Gewissheit, auf plötzliche Situationen und pastorale Notwendigkeiten reagieren zu können. Verlässlich zu sein und zugleich handlungsfähig, das ist das Credo von Generalvikar Andreas Frick. 


Solidarische Sonderzuschüsse

Die Rahmenbedingungen, unter denen der Erfolg erreicht wurde, waren nicht so einfach. Aufmerksamen Medienvertretern war bei der Pressekonferenz aufgefallen, dass in den letzten Jahren der Wertpapierbestand kräftig gewachsen ist. Martin Tölle konnte das gut begründen. Wie jeder weiß, der etwas auf die hohe Kante legen möchte, verschlechtert sich das Zinsumfeld für die Geldanlage seit Jahren bis in den Minuszins hinein. Das Bistum könne daher nur noch bis zu eineinhalb Prozent erwirtschaften. Um aber den gesetzlich vorgeschriebenen Puffer für die Altersrückstellungen zu erwirtschaften, müsse deswegen mehr Kapital in Wertpapiere gebunden werden als früher, sagte Tölle. Das wird sich auch so rasch nicht ändern.

Wie geht es weiter? Der Blick auf die aktuelle Gegenwart und auf die Zukunft sei vom Vorzeichen der Veränderung geprägt, sagte Andreas Frick. Neben Corona nahm er dabei Bezug auf die aktuellen Verwerfungen im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt und auf den Bistumsprozess „Heute bei dir“. 


Der Generalvikar nannte die Ergebnisse des Jahres 2019 „starke Zahlen“, aber durch die Pandemie würde sich nun auch bei der Kirche vieles ereignen. Dank der soliden Finanzpolitik der letzten Jahre, auf die man weiter bauen könne, sei es möglich gewesen, in drei Feldern solidarisch einzuspringen. Eine halbe Million Euro investierte das Bistum auf Beschluss des Kirchensteuerrates in die kirchlichen Arbeitslosenprojekte, eine weitere halbe Million in Bildungshäuser freier Träger und eine dritte halbe Million in die Digitalisierung der Schulen. Für das nächste Jahr werden vermutlich weitere Solidarleistungen fällig, so dass unter dem Strich angesichts eines möglichen Rückgangs von etwa sechs Prozent Kirchensteuermitteln eine rote Null erwartet werde, wie Martin Tölle berichtete. 


56,9 Millionen für Veränderung 

Ebenfalls in Unwägbarkeiten bringt das Bistum die Veröffentlichung der Münchener Missbrauchsstudie. Es melden sich weitere Betroffene, zurzeit ist noch keine solide Angabe über die Dimension möglich. Tölle sagte, dass die Entschädigungszahlungen ab Januar 2021 für Betroffene sexualisierter Gewalt wohl in die Millionen gehen würden. 
Andreas Frick unterstrich noch einmal die Aussage: In diesen Fonds für die Zahlungen in Anerkennung des Leids gehen keine Kirchensteuermittel. Der Generalvikar setzt auf freiwillige, solidarische Beiträge. Genaues wird noch verhandelt.

Nicht zuletzt aber legt die Diözese zur Zeit Geld für die Transformation der Pastoral zurück, die im Zuge des Bistumsprozesses „Heute bei dir“ angestoßen wird. Die Summe beläuft sich alleine für das Jahr 2019 auf 56,9 Millionen Euro. Andreas Frick machte deutlich, dass es hier um die Zukunftsfähigkeit der Kirche gehe. Sie suche zurzeit neue Wege, Menschen mit der frohen Botschaft des Evangeliums zu erreichen. Er wertschätzte das breite diakonische Engagement, das zum Beispiel in der verbandlichen Caritas geleistet werde. All dieses zeige, dass die Kirche weiterhin die Nähe zu den Menschen suche. Das abzusichern, auch für die Zukunft, bleibe das Ziel der Finanzpolitik der Aachener Diözese.

Mehr Informationen und den Bericht zum Nachlesen gibt es im Netz unter 
www.bistum-aachen.de.