Zusammen etwas bewegen

Ein Geschäftsführer für Alexianer Aachen und Via-Nobis Gangelt

Die Alexianer und Via-Nobis bringen sich immer wieder über Aktionen in ihrem Quartier mit ein, hier der Abschluss einer Grafitti-Aktion in Hehn. (c) Garnet Manecke
Die Alexianer und Via-Nobis bringen sich immer wieder über Aktionen in ihrem Quartier mit ein, hier der Abschluss einer Grafitti-Aktion in Hehn.
Datum:
30. Sep. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 40/2020

Im Sommer hat Birgit Boy nach acht Jahren als Geschäftsführerin der Alexianer Aachen, den Staffelstab an Martin Minten übergeben. Im Gespräch berichtet der 52-Jährige von anstehenden Herausforderungen und der Zusammenarbeit mit der Katharina Kasper Via-Nobis in Gangelt. 

Martin Minten bringt über 20 Jahre Erfahrung im Gesundheits- und Sozialwesen mit. (c) Alexianer Aachen
Martin Minten bringt über 20 Jahre Erfahrung im Gesundheits- und Sozialwesen mit.

Sie haben zum 1. Juli die Geschäftsführung der Alexianer Aachen übernommen. Was steht in dieser Position ganz oben für Sie auf der Tagesordnung?
Medizin, Pflege, Betreuung, Beratung, Wohnen, Arbeit und Beschäftigung für Menschen mit Unterstützungsbedarf werden auch in Zukunft die großen Themen der Alexianer Aachen sein – mit Angeboten eigener Prägung auf der Höhe der Zeit. Nicht nur die Corona-Krise hat gezeigt, dass Anbieter im Gesundheits- und Sozialwesen die Flexibilität benötigen, sich auf akute gesellschaftliche Anforderungen einzustellen. Darin sind die Alexianer sehr erprobt. Ihre Kreativität und Professionalität zeichnen sie aus. Wir planen in Aachen bauliche Maßnahmen und arbeiten stetig an der Weiterentwicklung unserer Konzepte im Sinne einer immer differenzierteren, stärker ambulanten psychiatrischen Patientenversorgung und Bereitstellung von Angeboten für Menschen mit Behinderungen. Wichtig ist mir zudem, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie alle Angebote und Einrichtungen kennenzulernen. 


Worin liegen für Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft? Für die Alexianer in Aachen, aber auch für die Arbeit mit den und für die Menschen, die sie betreuen und begleiten?
Wir arbeiten in einem Feld, in dem sich viel bewegt. Nehmen Sie zum Beispiel die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Das Bundesteilhabegesetz hat die Rahmenbedingungen für uns als Leistungserbringer verändert, stellt aber auch die Menschen mit Behinderung vor neue Herausforderungen. Gerade die Menschen, die unsere Angebote in Anspruch nehmen, etwa Menschen mit psychischer oder geistiger Behinderung, benötigen Unterstützung, um ihre Rechte wahrnehmen zu können. Hier liegt ein großes Aufgabenfeld. In der Krankenhausversorgung bedienen wir trotz knapper öffentlicher Mittel (auch außerhalb von Corona) einen wachsenden Bedarf. Wir brauchen gute Abläufe und innovative Lösungen. Dem stellen wir uns jeden Tag und finden Lösungen. 

 

Neben der Regionalgeschäftsführung bei den Alexianern bleiben Sie auch weiterhin Geschäftsführer der Katharina Kasper ViaNobis mit Sitz in Gangelt. Welche Schnittstellen gibt es zwischen beiden Unternehmen?
Meine Geschäftsführung beider Unternehmen in Personalunion liegt daran, dass die Alexianer-Holding, die Alexianer GmbH mit Sitz in Münster, die Dernbacher Gruppe Katharina Kasper von den Dernbacher Schwestern übernommen hat. Damit sind die Alexianer Aachen und die Katharina Kasper Via-Nobis Schwesterunternehmen unter dem gemeinsamen bundesweiten Dach der Alexianer geworden. Wir passen durch unsere Profile, unsere unternehmerische Ausrichtung und unsere christliche Prägung hervorragend zusammen. Wir betreiben in Aachen und in Gangelt psychiatrische Fachkrankenhäuser, sind mit sehr ausdifferenzierten Angeboten in der Eingliederungshilfe tätig, ebenso in der ambulanten Pflege und weiteren Feldern. Hinzu kommt die regionale Nähe. Wir waren Wettbewerber und sind jetzt Partner. Wir können einander vertrauensvoll über die Schulter schauen, voneinander lernen. Ich bin überzeugt, dass die neue Partnerschaft uns und den Menschen, für die wir tätig sind, neue Möglichkeiten eröffnet und große Vorteile bringen wird.  

 

Wie können Menschen mit psychischen Problemen in beiden Regionen zukünftig von dieser engeren Verzahnung profitieren?
Unser Ziel ist es, dass alle, intern wie extern, von der sinnvollen Verzahnung vorhandener Schnittstellen und der Entwicklung neuer Felder profitieren. Dazu wollen wir die Stärken beider Gesellschaften, der Alexianer Aachen und der Katharina Kasper Via-Nobis, für Patienten und Klienten, Kooperationspartner und Mitarbeitende in der gesamten Region Aachen-Heinsberg im Schulterschluss noch besser spürbar und nutzbar machen, ohne die Individualität jeder der beiden Gesellschaften aus dem Blick zu verlieren. Unsere Partnerschaft erweitert unser gemeinsames Angebot und unsere Entwicklungsmöglichkeiten. Patienten und Klienten können sich, wenn sie das möchten, in einem größeren regionalen Umfeld bewegen und bleiben aus einer Hand betreut. Übergänge in spezifische Angebote, die ein Patient oder Klient wahrnehmen möchte, können wir flächendeckender und in einer durchgängigen Versorgungskette anbieten. Wir werden gemeinsam neue Projekte angehen. Nicht zuletzt können wir gemeinsam die Bedarfe unserer Patienten- und Klientengruppen nachhaltiger in die gesellschaftliche Meinungsbildung einbringen und uns verstärkt für ihre Interessen einsetzen. Ich bin überzeugt: Je größer ein Unternehmen aufgestellt ist, umso besser sind seine Entwicklungsmöglichkeiten.

 

Die Via-Nobis-Heime in Gangelt und Hehn beteiligen sich recht rege am öffentlichen Leben in ihrem Quartier und waren vor Corona auch immer bemüht, mit Festen und anderen Aktionen ihre Nachbarn in die Heime zu holen. Gibt es Pläne, wie sich die Alexianer Aachen und Via-Nobis zukünftig in die Quartiersarbeit vor Ort einbringen wollen? 
Die Aachener Alexianer verfügen ebenso über eine ausgeprägte sozialräumliche Orientierung und Tradition wie die ViaNobis. Unsere Einrichtungen sind eng in das gesellschaftliche Leben vor Ort eingebunden, zum Beispiel durch den Einbezug von Ehrenamtlichen, die Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen, die Teilnahme an lokalen Veranstaltungen oder Arbeitskreisen im Quartier. Dadurch können die Klientinnen und Klienten in der Gemeinschaft in vertrauter Umgebung aktiv sein und Teilhabe erfahren. Gesellschaftliche Teilhabe zu sichern, wiederherzustellen und zu verbessern, wie es die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) vorsehen, ist uns ein sehr wichtiges Ziel. Um es zu erreichen, ist Quartier- oder Sozialraumorientierung unverzichtbar. 


 Das Gespräch führte Andrea Thomas.

Via Nobis und Alexianer vor Ort

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