Vieles geht – nur anders

Die Seniorenberatungsstelle der Malteser in Aachen-Richterich zieht Bilanz nach einem Jahr mit Corona

Online und per Telefon halten Rebecca van den Brande (l.) und Ute Offermann-Wilden (r.) gemeinsam mit dem Team die Kontakte zu den Senioren aufrecht. (c) Andrea Thomas
Online und per Telefon halten Rebecca van den Brande (l.) und Ute Offermann-Wilden (r.) gemeinsam mit dem Team die Kontakte zu den Senioren aufrecht.
Datum:
18. Mai 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 20/2021 | Andrea Thomas

Seit dem Start 2014 hat sich das Angebot der Malteser-Seniorenberatung in Richterich stetig weiterentwickelt. Die Räume im Pfarrhaus neben der Kirche sind zum festen Anlaufpunkt für Senioren und insbesondere für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in Laurensberg, Richterich und Horbach geworden. Bis zum Frühjahr vergangenen Jahres.

„Aus voller Fahrt ausgebremst“ beschreibt Leiterin Ute Offermann-Wilden, wie sich der erste Lockdown für sie und das Team aus Ehrenamtlichen angefühlt habe. Schnell hätten sie feststellen müssen, was für die Menschen, die sie betreuten, der plötzliche Abbruch sozialer Kontakte bedeutete. Das sei zum Teil erschreckend gewesen. Also hätten sie alles darangesetzt, irgendwie weiter Kontakt zu halten und Unterstützung anzubieten. Ein Herzensanliegen, nicht nur für sie, sondern auch für die aktuell 72 Ehrenamtlichen.

So wurde der „Mobile Einkaufswagen“ kurzerhand vom Einkauf mit den Senioren zu einem Einkaufslieferdienst für Senioren, Risikopatienten und Menschen in Quarantäne. Die Beratung stellten sie – wie so viele andere auch – auf Telefon und Videokonferenz um. Mit dem Beginn der Impfungen kam ab Februar der Impfservice als Angebot hinzu. Fünf Ehrenamtliche stehen einmal pro Woche für Fragen von der Terminbuchung bis zum Transport zum Impfzentrum zur Verfügung. Gut 30 Menschen hätten sie ganz konkret bei der Terminvereinbarung unterstützen können, doppelt so viele mit Informationen, berichtet Ute Offermann-Wilden. „Das war schon hilfreich für viele. Nicht jeder hat Kinder und Enkel, die dabei helfen können.“

Ganz wichtig war und ist, soziale Kontakte zu halten und Menschen davor zu bewahren, in diesen Zeiten zu vereinsamen. Im August 2020 startete daher ein Telefonbesuchsdienst. Ein- bis zwei Mal in der Woche telefonieren 16 der Ehrenamtlichen mit festen Partnern. „Das geht von einer halben Stunde bis zu acht Stunden. Darüber sind ganz tolle Paarungen entstanden“, erzählt Ute Offermann-Wilden. Etwas, das über ein einfaches Kontakthalten weit hinausgeht und beide Seiten bereichert. Schwieriger ist da die Begleitung der Menschen mit Demenz, die sonst regelmäßig unter anderem zum „Café Malta“ in die Beratungsstelle kamen. In besonderen Härtefällen besuchten die ehrenamtlichen ausgebildeten Demenzbegleiterinnen sie – unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen – auch weiter im eigenen Zuhause. So können seit dem Sommer elf Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen begleitet werden. 


Bunte Nachmittage und Kulturangebote als Onlineangebote

Da Veranstaltungen und gesellige Angebote auch nicht mehr möglich waren, überlegten sie im Team, welche Wege und Möglichkeiten es noch gebe, berichten Ute Offermann-Wilden und Rebecca van den Brande, die die neuen Onlineangebote „Maltese-Rich“ betreut. Ausgehend von einem gemeinsamen Singen per Videokonferenz, das den sonst üblichen „Tanz in den Mai“ ersetzte, entwickelten sie weitere Ideen. Seit dem Herbst findet alle zwei Wochen online ein bunter Nachmittag statt, der sich an Senioren, Menschen mit Demenz und alle Interessierten richtet. „Wir haben ein abwechslungsreiches Programm mit gemeinsamem Singen, Geschichten, Bewegung und einem Quiz“, erzählt Rebecca van den Brande.

Für kulturell Interessierte bietet sie außerdem alle drei Wochen den „Kulturtreff“ mit Vorträgen und Austausch zu Kultur, Kunst, Musik, Literatur und Filmen an.

Aber es sind auch Angebote außerhalb der digitalen Welt entstanden. Gemeinsam mit dem Naturschutzbund haben sie auf einer freien Fläche am Richtericher Friedhof einen Garten angelegt. „Im vergangenen Herbst haben wir in kleinen Gruppen mit dem Nabu Apfelsaft gepresst, worüber ein reger Austausch entstanden ist, einen Apfelbaum und jede Menge Frühlingsblumen gepflanzt“, erzählt Ute Offermann-Wilden. Die Kindertagesstätte baute ein Insektenhotel, und zusammen mit der Künstlerin Birgitta Lancé entsteht ein Sitzmöbel in Form einer Hand. Geplant sind noch ein kleiner Sinnesgarten mit Barfußpfad, speziell für die Gäste mit Demenz sowie gemeinsame Aktionen mit der Flüchtlingsinitiative Wir, Jugendlichen aus dem Cube-Jugendzentrum und dem Familienzentrum. Im Aufbau ist auch ein IT-Seniorentreff, um Interessierte an PC, Tablet und Smartphone fit zu machen. Wie wichtig die moderne Technik auch für diese Generation ist, zeigten nicht zuletzt die vergangenen Monate.


Weitere Auskunft: www.st-martinus-ac.de/gruppen/senioren/mhd/index.php5