Verloren, aber nicht allein

Nach den Sommerferien startet das Trauernetzwerk Alsdorf zwei Trauergruppen für Kinder und Jugendliche

Kinder und Jugendliche verarbeiten Trauer  anders als Erwachsene und brauchen daher  auch eine andere Form der Begleitung. (c) www.pixabay.com
Kinder und Jugendliche verarbeiten Trauer anders als Erwachsene und brauchen daher auch eine andere Form der Begleitung.
Datum:
25. Juni 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2019 | Andrea Thomas

 Einen geliebten Menschen zu verlieren, zieht uns den Boden unter den Füßen weg, egal wie alt wir sind. Doch Kinder und Jugendliche gehen anders damit um, verarbeiten Trauer auf ihre ganz eigene Weise. Dabei will sie ein neues Angebot des ökumenischen Trauernetzwerks Alsdorf begleiten. Nach den Sommerferien starten zwei Gruppen für Kinder und Jugendliche.

In der Stadt Aachen gibt es mit „Diesseits“ bereits seit einigen Jahren ein erfolgreiches und etabliertes Begleitungsangebot speziell für junge Menschen in einer Trauersituation. Doch Aachen ist für jemanden aus dem Nordkreis der Städteregion meist zu weit weg. In einer ohnehin schon belasteten Familiensituation auch noch die Fahrten zu einer dort an-gebotenen Trauergruppe zu organisieren, ist dann oft zu viel. Deshalb war es den Mitgliedern im Trauernetzwerk Alsdorf (Evangelische Christusgemeinde Alsdorf, Gemeinschaft der Gemeinden Alsdorf, ambulanter Hospizdienst der Aachener Caritasdienste Region Aachen) ein Anliegen, ein eigenes Angebot für den Nordkreis anbieten zu können. Zwölf Ehrenamtliche haben sich dazu in den vergangenen Monaten nach den Richtlinien des Bundesverbands Trauerbegleitung zu Kindertrauerbegleiterinnen ausbilden lassen. Die Frauen, die zu einem großen Teil aus pädagogischen Berufen kommen oder über langjährige Erfahrung in der ehrenamtlichen Hospizarbeit verfügen, sollen den ehrenamtlichen Dienst mit aufbauen und weiterentwickeln. Unterstützt werden sie dabei von Beatrix Hillermann, Pastoralreferentin in der GdG Alsdorf und selbst ausgebildete Trauerbegleiterin.

 

Was hilft und was nicht

Im Kurs, der von zwei erfahrenen Kindertrauerbegleiterinnen, Nicole Nolden und Kirsten Fay, geleitet wurde, haben die Ehrenamtlichen in vier Blöcken theoretisches und praktisches Wissen an die Hand bekommen, um in verschiedenen Situationen angemessen reagieren und jemanden gut begleiten zu können. Sie haben sich unter anderem mit eigenen Trauererfahrungen auseinandergesetzt, haben gelernt, welche Vorstellungen vom Tod Kinder in unterschiedlichem Alter haben und was ihnen hilft und was nicht (beispielsweise Floskeln wie „Da musst du jetzt durch“). Außerdem hätten sie viel kreativ gearbeitet und Methoden ausprobiert, die sie später auch mit den Kindern und Jugendlichen aufgreifen können, berichten die Teilnehmerinnen. „Wir haben uns gefragt: Was tut mir gut, was hilft mir, wenn es mir schlecht geht?“, erläutert Gerhild Heidorn, eine der Teilnehmerinnen. Dazu haben sie symbolische Rettungsringe gebastelt. Eine Idee, die sie in ihrer Arbeit mit den Kindern aufgreifen wollen. Der kleine rot-weiße Ring soll als Erinnerungsstütze in schweren Situationen dienen und ins Gedächtnis rufen, was einem hilft, und so dazu beitragen, damit für sich gut umgehen zu können.

 

„Libelle“ und „Phönix“

Aus dem Kurs heraus haben sich schließlich zwei Gruppenangebote entwickelt, die nach den Sommerferien an den Start gehen sollen: Die Kindergruppe „Libelle“ für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren soll sich alle zwei Wochen montags um 17 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Würselen-Broichweiden treffen. Die Gruppe wird offen sein und zeitgleich sollen auch die erwachsenen Familienmitglieder die Möglichkeit haben, sich, begleitet von einer qualifizierten Ehrenamtlichen, miteinander auszutauschen. Die Jugendgruppe „Phönix“ für Jugendliche ab zwölf Jahren soll eine geschlossene Gruppe sein, da es den meisten in diesem Alter leichter fällt, offen über Gefühle zu reden, wenn sie sich untereinander kennen. Die Treffen werden an acht Terminen, einmal monatlich montags am späteren Nachmittag in der Kleinen Offenen Tür (KOT) der Pfarrei St. Castor Alsdorf stattfinden. Beide Gruppen stehen unter dem Motto „Alles darf, nichts muss“ und sollen den Kindern und Jugendlichen einen Raum geben, sich mit Gleichaltrigen in ähnlicher Situation auszutauschen. Sie lernen, ihre Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen, sie zu äußern und damit umzugehen. Sie erfahren die Solidarität anderer, die das Gleiche durchleben, und können und dürfen hier sie selbst sein und eine gute Zeit miteinander verbringen. Lachen ist in den Gruppenstunden nämlich ebenso erlaubt wie weinen, ohne das sich jemand für eines von beiden schämen muss.

Interessierte können sich ab sofort bei Beatrix Hillermann anmelden unter E-Mail: beatrix.hillermann@bistum-aachen.de oder Tel. 0 24 04/6 79 67 52. Demnächst geht die Webseite online: www.trauernetzwerk-alsdorf.de.

Bilder der Kursteilnehmer

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