Vereinte Nationen

Sprach-Integration am St. Ursula in Geilenkirchen

Diese vier Mädchen und sechs Jungen besuchen die Internationale Klasse schon seit einem Jahr. (c) Garnet Manecke
Diese vier Mädchen und sechs Jungen besuchen die Internationale Klasse schon seit einem Jahr.
Datum:
22. Okt. 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 43/2019 | Garnet Manecke

Als das St.-Ursula-Gymnasium Geilenkirchen die ersten Flüchtlingskinder aufnahm, musste der Sprachunterricht neu strukturiert werden. Seitdem gibt es eine Integrationsklasse, in der die Kinder Extra-Deutschstunden bekommen.

Tanja Sakowski zeigt das Willkommensplakat, das an der Klassentür hängt. (c) Garnet Manecke
Tanja Sakowski zeigt das Willkommensplakat, das an der Klassentür hängt.

International war St. Ursula schon immer. Bei Geilenkirchen gibt es seit 1953 einen Nato-Stützpunkt. Viele Kinder, deren Eltern hier stationiert sind, besuchen den Unterricht auf dem Gymnasium. „Diese Kinder bekommen in der Regel schon zur Vorbereitung Deutschunterricht“, sagt Schulleiter Jürgen Pallaske. „Wenn sie zu uns kommen, haben sie grundlegende Sprachkenntnisse, mit denen sie schon einiges im Alltag verstehen können.“ 

Anders war das bei den ersten geflüchteten Kindern, die 2015 auf die Schulen kamen. Die drei Mädchen aus Namibia hätten überhaupt kein Deutsch gesprochen, erinnert sich Tanja Sakowski. Die Pädagogin koordiniert die Internationale Klasse der Schule. Eine fremde Sprache, fremde Geräusche, fremde Gerüche und dazu eine Hautfarbe, mit der sie in der Menge der Schüler sofort auffielen. „Die Mädchen fühlten sich schon sehr exponiert“, weiß Sakowski. Ihnen mit intensivem Sprachunterricht die Integration zu erleichtern, war das Ziel der Internationalen Klasse. Heute, vier Jahre später, besuchen 21 Mädchen und Jungen aus neun Nationen die Internationale Klasse. Dabei bekommen die Kinder und Jugendlichen den Sprachunterricht zusätzlich zu ihrem Regelunterricht. „Wir haben drei Leistungsniveaus, auf die ein Kontingent von 13 Stunden aufgeteilt wird“, erklärt Sakowski.

 

Lernmaterial sind Bilder und Bücher in einfacher Sprache

Die vier Schülerinnen und sechs Schüler im Kurs von Christoph Nohn lernen bereits seit einem Jahr Deutsch. Heute stehen starke Verben im Präteritum und Landeskunde im Kreis Heinsberg auf dem Stundenplan. Obwohl die Kinder schon längst dem Grundschulalter entwachsen sind, dient als Lehrmaterial ein Geschichtsbuch für Grundschulklassen. „Die Sprache ist einfacher, so dass die Kinder sie gut verstehen können“, sagt Nohn. Jedes Kind liest einen Absatz, nach jedem Absatz fassen die Kinder den Inhalt mit eigenen Worten zusammen. Schwierig sind die Zahlen: 256000 kommt einem Jungen leicht über die Lippen, sein Nachbar kommt beim Wort „westlichste“ leicht ins Stocken.

Außerhalb des Sprachunterrichts besuchen die Kinder die altersgerechten Regelklassen. Ihre Mitschüler profitieren ebenfalls von der Internationalität der Schule. „Wir haben letztens zum Beispiel herausgefunden, dass Italiener, Spanier und Russen richtig viele Hausaufgaben für die Ferien mitbekommen“, sagt Sakowski. Überhaupt lernen alle Schüler einiges über andere Kulturen. Das gilt auch für innereuropäische Unterschiede: Die Ferienzeiten sind anders, in manchen Ländern sind Schuluniformen obligatorisch oder es gibt ganz andere Unterrichtsfächer. Auch die Bedeutung religiöser Feste lernen die Schüler kennen: Was ist der Ramadan, was bedeutet die christliche Fastenzeit? Alle Kinder, auch die muslimischen, besuchen den Religionsunterricht und den Gottesdienst. Die Hautfarbe spielt bei den Kindern keine Rolle mehr.