Totalitäre Gefahr?

Karl-Josef Kuschel untersucht Goethes Beziehung zum Islam

(c) Patmos Verlag
Datum:
15. Juni 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 24/2021 | Ruth Schlotterhose

Unter allen Dichtern deutscher Sprache hatte Goethe das leidenschaftlichste und zugleich kenntnisreichste Interesse an der Welt des Orients, insbesondere auch an deren Religion, dem Islam. Wie kein anderer hat er den Koran gekannt und kommentiert.

Das Buch dokumentiert vollständig alle Texte Goethes zum Islam, angefangen bei Abschriften aus dem Koran über Koranvers-Nachdichtungen bis zu autobiografischen Zeugnissen. Die Texte werden auf dem gegenwärtigen Stand der Goethe-Forschung von Karl-Josef Kuschel kommentiert. Der Literaturwissenschaftler und Theologe erschließt sie dem Leser als 
Dokumente eines interkulturellen und interreligiösen Dialogs. Dadurch sollen sie befähigt werden, die Goethe-Texte aus ihrem geschichtlichen Kontext heraus zu verstehen: Auf welchem Niveau hat schon Goethe (er ist schließlich nicht irgendwer) die Welt des Islam wahrgenommen? Und wie sieht im Vergleich dazu unser Wissensstand aus? Oder gar derer, die alles Orientalische als „totalitäre Gefahr“ sehen?

Beigegeben sind dem aufwendig gestalteten Buch auf 16 Bildtafeln Original-Kalligrafien eines der bedeutendsten Kalligrafen unserer Zeit, Shahid Alam, der sein Atelier in Stolberg betreibt. Seine Kalligrafien bieten eine zusätzliche Möglichkeit, Zugang zu Goethes Dichtung zu gewinnen.

Karl-Josef Kuschel/Shahid Alam: Goethe und der Koran, 432 S., 16,5 x 24 cm, Hardcover, 
Patmos-Verlag, Ostfildern 2021, Preis: 49,– Euro