Stabilität für das Ende geben

Regelmäßig absolvieren Frauen und Männer in den Regionen die Ausbildung zu Hospizbegleitern

Der Seminarjahrgang 2021 des ambulanten Hospizdienstes Regenbogen. (c) M. Meves
Der Seminarjahrgang 2021 des ambulanten Hospizdienstes Regenbogen.
Datum:
28. Sep. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2021 | Garnet Manecke

Noch lässt der goldene Oktober den grauen November weit weg erscheinen, in dem Christen derVerstorbenen gedenken. Mit der früh einsetzenden Dunkelheit ist der Wintermonat Sinnbild für Trauerschmerz, der einen überwältigen kann.Ambulante Hospizdienste begleiten Sterbende und Angehörige. Frauen und Männer absolvieren in den Regionen Heinsberg und Mönchengladbach dafür eine spezielle Ausbildung.

100 Stunden Ausbildung liegen hinter ihnen: Die Hospizbegleiter in Mönchengladbach sind bereit. (c) Caritas Mönchengladbach
100 Stunden Ausbildung liegen hinter ihnen: Die Hospizbegleiter in Mönchengladbach sind bereit.

Die wichtigste Fähigkeit von Trauer- und Sterbebegleitern ist das Zuhören. Wer weiß, dass das eigene Leben in Kürze sein Ende findet, will sich nicht mehr lange mit Nichtigkeiten aufhalten. Manche wollen aus ihrem Leben erzählen, manche suchen Halt, andere wollen die letzten Wochen und Tage einfach genießen. Wie die Menschen mit ihrem eigenen Tod umgehen, hängt davon ab, in welcher Lebenssituation sie stecken, und von ihrer Lebenserfahrung. Für diejenigen, die Sterbende begleiten, heißt das: Ganz genau hinhören und -sehen, was gerade gebraucht wird.

Bei den ambulanten Hospizdiensten Regenbogen und Camino, die zusammen den Dienst in der Region Heinsberg abdecken, stellen sich nun acht Frauen und Männer dieser Aufgabe. Für ihren ehrenamtlichen Dienst haben sie ein Seminar mit 80 Stunden, die Basisqualifikation
nach dem Curriculum des Trauerinstituts Deutschlands, absolviert. Inhalt des Seminars sind neben der Gesprächsführung mit Trauernden auch Themen wie Abgrenzung und rechtliche
Aspekte. Denn wer sich in der Trauerbegleitung engagiert, muss wissen, wo die eigenen persönlichen Grenzen liegen. Eigene unverarbeitete Trauer oder Traumata durch Krankheit und Tod dürfen nicht stören.

Mit diesen Themen beschäftigen sich auch die Hospizbegleiter, die im Kurs der Caritas Mönchengladbach ausgebildet werden. Gerade haben wieder zehn Frauen und Männer den Kurs absolviert. Einer von ihnen ist Frank Fubel. Als Polizeibeamter stand er öfter Menschen gegenüber, denen er mitteilen musste, dass ihr Kind bei einem Unfall ums Leben gekommen sei oder jemand Suizid begangen habe. An diese Momente kann sich der 57-Jährige noch gut erinnern. „Ich habe immer wieder erlebt, dass Menschen eine solch schlimme Nachricht
erst nicht wahrhaben können und wollen. Sie fühlen sich desorientiert und haltlos“,
sagt Fubel. Auch das Wissen um den eigenen bevorstehenden Tod kann solche Gefühle auslösen. Als Hospizbegleiter möchte der 57-Jährige nun diesen Menschen beistehen und ihnen „Stabilität geben“, sagt er.

Dabei kann er einige Fähigkeiten aus seiner Polizeilaufbahn einbringen. Seit er nach einem Dienstunfall vorzeitig pensioniert worden ist, arbeitet der 57-Jährige als Coach und Seminarleiter. Seine Themen: Stressbewältigung und psychische Belastungen. Nun hat er die insgesamt 100 Stunden umfassende Qualifizierung zum Hospizbegleiter durchlaufen. Wie in
den Kursen der Heinsberger Hospizdienste gehört die Auseinandersetzung mit persönlichen Fragen auch zu den CaritasKursen: „Wie stehe ich zum eigenen Tod? Wie stelle ich mir mein eigenes Sterben vor – zu Hause oder im Krankenhaus, möchte ich verbrannt oder im Sarg bestattet werden?“

Sowohl die Hospizdienste als auch die Caritas bieten ihre Qualifizierungskurse regelmäßig an. Am 15. Oktober startet in Mönchengladbach ein neuer Kurs der Caritas. Die 100 Stunden Unterricht beinhalten praktische wie theoretische Teile. Auskunft dazu gibt es im Freiwilligenzentrum unter der Nummer 0 21 66/4 02 07 oder per E-Mail an: fwz@caritas-mg.de. Wer sich in der Region Heinsberg für eine Ausbildung in der Sterbebegleitung interessiert, kann sich telefonisch unter 0 24 32/93 96 79 oder per E-Mail an: info@
regenbogen-hospiz.de
an den Hospizdienst Regenbogen wenden. Die Hospizbewegung Camino (Geilenkirchen/ Übach-Palenberg, Gangelt, Selfkant) ist unter Tel. 0 24 51/62 09 59 00 oder E-Mail: kontakt@camino-hospiz.de zu erreichen.