Spiel mit Formen und Licht

Vertraut und doch ganz neu – aus der Erlöserkirche Brand ist das Columbarium St. Donatus geworden

Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus
Datum:
23. Aug. 2016
Von:
Andrea Thomas
Von außen hat sich wenig verändert, von innen um so mehr. Wer die alte Erlöserkirche an der Nordstraße in Aachen-Brand gekannt hat, dem wird manches vertraut vorkommen, doch er wird auch ein ganz neues Gebäude entdecken.
Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus

Aachen hat nach St. Josef eine zweite Grabeskirche – mit einer ganz eigenen Atmosphäre, die man auf sich wirken lassen sollte. Es lohnt sich.

Still ist es und friedlich. Der Lärm bleibt ebenso draußen wie der milde Sommertag, schließt man die schwere Eingangstür hinter sich. Allein das Sonnenlicht ist dem Besucher ins Innere gefolgt und verbreitet seinen ganz eigenen Zauber. „Die Sonne zeichnet wunderschöne, farbige Lichtreflexe auf den Boden. Die Fenster von Ludwig Schafffrath kommen jetzt besonders schön zur Geltung", sagt Nicola Terstappen, Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Donatus, zuständig für die Seelsorge im Columbarium.

Die fünf Urnenkapellen sind offen und doch in sich geschlossen

Nicht nur die Fenster, auch der Raum an sich kommt nun neu und anders zur Geltung. In den eckigen Kirchenraum haben die Architekten, Elmar Paul Sommer und Axel Birk, fünf rundgemauerte Kapellen gesetzt. Jede von ihnen ist einem oder einer Heiligen geweiht, die jeweils einen lokalen Bezug haben. „Die Kapellen St. Maria, St. Donatus und St. Wendelin
schaffen die Verbindung nach Brand, St. Kornelius nach Kornelimünster und ins Münsterländchen und St. Katharina zu unserer Schwesterpfarrei in der GdG Aachen-Forst/Brand", zählt Nicola Terstappen auf. Daneben gibt es noch eine weitere Kapelle, die Cäciliakapelle auf der ehemaligen Orgelbühne. Sie ist für Besucher nicht zugänglich und dient als Begräbnisort
für Sozialbestattungen oder für Urnen, die nicht mehr besucht werden können. Die Namen der hier Bestatteten sind auf einer Tafel in der Kirche festgehalten. Das habe etwas damit zu tun, einem Menschen auch im Tod seine Würde zu belassen. Niemand werde hier anonym bestattet, sagt Nicola Terstappen.

In die unterschiedlich hohen Wände der Rundkapellen sind Fächer für die Urnen eingelassen. Damit sind die Architekten bewusst von der vielfach üblichen Stelenform abgewichen. Entstanden sind fünf kleine „Inseln", offen und doch in sich abgeschlossen, Orte der Trauer und des stillen Gedenkens.

Mehr als fünfzig Urnengräber sind bereits reserviert beziehungsweise belegt, erzählt Katharina von Gallwitz, die das Columbarium leitet. Diese Fächer sind mit einer blattvergoldeten Tür verschlossen. Zusammengehörende Gräber sind optisch miteinander verbunden. Wird jemand hier bestattet, so werden Name, Geburts- und Sterbedatum eingraviert. Eine schmale gläserne Vase bietet Platz  für eine einzelne Blume. Kerzen können auf eigens dafür konzipierten Haltern entzündet werden. Für die Lösung hätten sie sich entschieden, damit nicht irgendwann ein Meer aus Blumenvasen am Boden den Zugang zu den Urnenwänden versperre. Davon gibt es immerhin 3061.

Mit der Beisetzung in der vertrauten Kirche schließt sich ein Lebenskreis

Im rechten Teil des ehemaligen Kirchenraums ist eine halbrunde Tageskapelle mit 120 Plätzen für Trauerfeiern entstanden. Für den Altar ist der frühere Altar der Kirche umgearbeitet worden und auch der Tabernakel ist erhalten geblieben. Wie so manch anderes auch. „Die Sitzhocker sind aus den alten Kirchenbänken gemacht worden", erklärt Nicola
Terstappen. „Viele waren skeptisch, das sei nicht mehr ihre Kirche. Kleine vertaute Dinge wiederzufinden, ist dann schön", ergänzt Katharina von Gallwitz. Die Resonanz auf die Umgestaltung sei, auch bei viele Skeptikern, sehr positiv. Für so manchen schließe sich mit einer Beisetzung in der Kirche, mit der sie ein Leben lang verbunden gewesen seien, ein Kreis. Anfragen kommen nicht nur aus Brand, sondern auch aus Forst, Kornelimünster, der Innenstadt und aus Stolberg.

Noch ist das ein oder andere „in Arbeit". Die Kapellen werden alle noch eine Heiligenfigur bekommen und der Vorplatz soll entsprechend gestaltet werden. „Ich möchte gerne Wortgottesdienste für Angehörige anbieten und bin dabei, ein Programm mit weiteren begleitenden Angeboten zu entwickeln", skizziert Nicola Terstappen ihre Ideen zur Seelsorge. Dafür will sie sich Zeit nehmen, an einem so friedvollen Ort überstürzt man nichts.

Info
Das Columbarium ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Das Büro ist montags, dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 11 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr besetzt.

Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas
Columbarium St. Donatus (c) Andrea Thomas