Rüstzeug für die Seelsorge

Caritas bietet ein Weiterbildungsangebot erstmals auch bistumsweit an – Abschlussfeier in Krefeld

Die Absolventinnen und Absolventen des ersten bistumsweiten Seelsorgekurses der Caritas  feierten zum Abschluss einen Gottesdienst in der Kapelle des St.-Josef-Altenheims in Krefeld. (c) Dirk Jochmann
Die Absolventinnen und Absolventen des ersten bistumsweiten Seelsorgekurses der Caritas feierten zum Abschluss einen Gottesdienst in der Kapelle des St.-Josef-Altenheims in Krefeld.
Datum:
6. Dez. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 49/2022 | Chrismie Fehrmann

Es war ein ganz besonderer Moment, als Kerstin Ringendahl-Breier das Zimmer des Ehepaares im Altenheim betrat. Die Frau öffnete die Tür, der Mann war bettlägerig. Im Gespräch erfuhr sie, dass das Paar früher gemeinsam regelmäßig zwei Mal die Woche die heilige Messe besucht hatte und dazu nun keine Möglichkeit mehr sah.

Kurzerhand schlug die Besucherin vor, gemeinsam direkt im Zimmer einen Gottesdienst zu feiern, und erfuhr große Dankbarkeit. Kerstin Ringendahl-Breier ist eine von zehn Absolventen des neuen Seelsorgekurses der Caritas im gesamten Bistum Aachen.

„Das hätte ich früher nie gemacht“, erklärt die 52-jährige Mitarbeiterin im Sozialdienst im Mönchengladbacher Theresienheim. „Ich hätte das Rüstzeug dafür auch nicht gehabt.“ 
Nach Beendigung des Kurses weiß sie: „Man bekommt zusätzlich einen anderen Blick auf die Probleme der Menschen. Es fällt leichter, sich in ihre Lage zu versetzen.“ Gleichzeitig habe sie sich besser kennengelernt, sich intensiver mit sich auseinandergesetzt. „Ich habe angefangen, über die eigene Endlichkeit nachzudenken; ein Prozess, der anhält.“ Sie weiß schon jetzt: „Im Rentenalter werde ich mich in der Hospizarbeit engagieren.“

Ähnliche Erfahrungen hat Beate van Tintelen, Leiterin des Altenheims St. Josef in Krefeld, gemacht. „Wir erhalten durch den Kurs nicht nur Anleitung, einen Gottesdienst zu leiten, sondern bekommen mehr Sicherheit für die Gespräche mit den älteren Menschen und die Begleitung eines Sterbenden.“  Sie besitze viele Kontakte, da sie täglich durchs Haus gehe, berichtet van Tintelen weiter. „Nun ist es möglich, Menschen individueller und seelsorgerisch besser zu betreuen. Ich nehme mir die Zeit – trotz der Leitertätigkeit, mich mit den Senioren hinzusetzen, ihre Hand zu halten, ausführlich zu sprechen und besonders auf Schlüsselworte zu achten, achtsam zu sein.“

Die Ängste und der Redebedarf seien in den vergangenen Jahren größer geworden, weiß sie. Die Coronapandemie, der Ukrainekrieg und damit verbunden die persönlichen Sorgen sind gravierender. Ein sogenanntes Schlüsselwort einer Seniorin, die aus ihrem Leben und dem Ersten Weltkrieg erzählte, war: „Dann kamen die Jahre unter den Russen…“ Darauf gelte es einzugehen.

Absolute Verschwiegenheit der Seelsorger sei Voraussetzung, sagt Adelheid Jacobs-Sturm, zuständig für Seelsorge und christliche Unternehmenskultur der Caritas Krefeld, die den zehn Monate dauernden Kurs gemeinsam mit Anja Joye vom Diözesancaritasverband in Mönchengladbach leitete. Sie betont auch, dass die Seelsorger, die bisher in die Einrichtungen kamen, nicht immer genug Zeit hätten. Außerdem seien sie nicht immer greifbar gewesen.

„Seelsorge ist nicht nur Wissen, sondern eine innere Haltung“, weiß Jacobs-Sturm. „Wenn das Vertrauen schon da ist – der Kursus richtete sich an hauptamtlich Mitarbeitende in Einrichtungen der Altenhilfe der Caritas im Bistum –, kommt die Zugewandtheit dazu. Seelsorge ist nicht nur Beten und Segnen. Das Verständnis geht weiter.“

David Dammers, Sozialdienstleiter im Katharinenstift Hardt in Mönchengladbach, ist ein weiterer erfolgreicher Absolvent. „Ich wollte die Seelsorge für mich vertiefen und im Umgang mit den Senioren verbessern“, erklärt der 35-Jährige die Teilnahme am Kursus. „Ich habe einen Bibelkreis ins Leben gerufen, und wir sind über das Thema ‚Licht‘ in Wort, Bild und Musik in den Dialog getreten. Die Gespräche wären früher ganz anders verlaufen“, ist er sich sicher. „Die älteren Menschen haben sich vertrauensvoll geöffnet.“ Dann geht er gemeinsam mit den anderen Absolventen in die Kapelle des Altenheims St. Josef. Pfarrer Hans Russmann zelebriert den Gottesdienst mit Zertifikatsübergabe. Anschließend wird auf die erfolgreichen Teilnehmer mit einem Glas Sekt angestoßen.

Hintergrund

In Krefeld fand die Abschlussfeier für den ersten bistumsweiten Seelsorgekurs der Caritas statt. Der Verband für Krefeld und Meerbusch bildet bereits seit einigen Jahren eigene Mitarbeitende in der Seelsorge weiter, um diese für Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern in Altenheimen und Angehörigen besonders zu qualifizieren. Dieses Modell hat der Diözesancaritasverband jetzt übernommen.


Erfolgreich teilgenommen haben: 
Martina Görtz, Kerstin Ringendahl-Breier, Tanja Ludwig, Silke Kopp, Ulrike Vollmer, Petra Miller, Bernadette Engel, Beate van Tintelen, Claudia Pesch, David Dammers, Patricia Switala. 


Wer sich für einen weiteren Seelsorgekurs interessiert, wende sich bitte 
an Anja Joye, Caritasverband für das Bistum Aachen, E-Mail: ajoye@caritas-ac.de.