Rette mit, wer kann

Als Weltretter engagierten sich Fünftklässler der Krefelder Marienschule in Corona und für die Zukunft

Mit einer App bewirbt sich die 5A der Krefelder Marienschule beim Weltretter-Wettbewerb des Kindermagazins „Zeit leo“. (c) Ann-Katrin Roscheck
Mit einer App bewirbt sich die 5A der Krefelder Marienschule beim Weltretter-Wettbewerb des Kindermagazins „Zeit leo“.
Datum:
29. Juni 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2021 | Ann-Katrin Roscheck

Ein pickepacke-voller Flaschencontainer, auf dem das Glas bereits gestapelt ist, und eine Kleiderbox, vor dem nicht nur aufgerissene Plastiksäcke mit verschmutzten Pullovern und Hosen liegen, sondern zu der irgendjemand sogar eine Matratze gestellt hat – wenn Mirjam sich auf dem Weg zur Schule befindet, ist sie immer wieder erstaunt darüber, wie viel Müll rund um die Marienschule auf den Straßen liegt. Und auch Emma meint: „Die Krefelder Innenstadt sieht nicht mehr so schön aus wie früher. Wenn das noch schlimmer wird, haben wir wirklich ein Problem.“ 

Die 24 Schülerinnen der 5A des Gymnasiums mit Ursulinentradition waren sich deswegen geschlossen einig, als Mitschülerin Julia Ende Januar vorschlug, beim Weltretter-Wettbewerb des Kindermagazins „Zeit leo“ mitzumachen. Bei Deutschlands größtem Schulwettbewerb dreht sich alles darum, die Welt ein bisschen besser zu machen. „Wenn die Erwachsenen das mit der Umwelt nicht hinbekommen, dann müssen wir das tun“, erklärt Mirjam selbstbewusst. „Wir leben schließlich noch länger auf dem Planeten.“

Gemeinsam mit Kathi Dahmen, einer der zwei Klassenlehrerinnen, hat die Mädchenklasse das Fach „Soziales Lernen“ genutzt, um während des Online-Unterrichts Ideen für ihre Teilnahme zu sammeln. „Zuerst hatten wir den Plan, dass wir Papier herstellen, das sich im Wasser schneller zersetzt, sodass man Fische oder Meerestierbewohner nicht mehr so gefährdet“, erklärt Jana. Dafür hat Mitschülerin Mirjam das Stroh ihrer Haustiere zerkleinert und versucht, Papier zu schöpfen. Auch Wachs stand auf der Experimentliste. „Wachs und Stroh sind Stoffe, die überbleiben, wenn in der Industrie andere Sachen hergestellt werden“, erklärt Mirjam. „Eine Menge Stroh wird zum Beispiel bei der Brotproduktion weggeschmissen. Das wollten wir nutzen.“ Aber der Versuch ging schief: Nach mehreren Tests stellten die Schülerinnen fest, dass sich das Papier zwar auflöste, aber leider auch im Gebrauch nicht haltbar war.

Also musste eine neue Projektidee gefunden werden. Dafür teilte sich die Klasse in unterschiedliche Gruppen ein. Veronika zum Beispiel war Teil der „Workshopgruppe“. Gemeinsam mit ihren Teammitgliedern überlegte sie sich, dass sie Müll wiederverwendbar machen wolle, und stellte an der Nähmaschine aus einer alten Hose eine Handtasche her. Jana und Tuana waren Teil der Fahrradgruppe. Sie suchten nicht nur sichere Fahrradwege in Krefeld heraus, sondern überlegten sich auch schicke Designs für Fahrradhelme. „Dann trägt man diese lieber“, erklärt Tuana.

Am Ende stellten alle Projektgruppen ihre Ideen im gemeinsamen Videochat vor. „Dann merkten wir, dass es ja totaler Quatsch wäre, sich für eine Idee zu entscheiden“, erklärt Julia. „Das würde ja bedeuten, dass wir alle anderen tollen Ideen wegschmeißen würden.“ Und so entstand die Idee einer App, für die am Ende die gesamte Klasse abstimmte. 
Auf dem Papier konzeptionierten die Mädchen die Applikation „KR for Nature“, mit der auch andere Kinder und Jugendliche auf die erarbeiteten Inhalte und die Ideen der 5A zugreifen könnten. Gemeinsam könnten so zum Beispiel die Karten rund um das sichere Radfahren ergänzt oder eingetragen werden, an welchen Stellen die besten Eisdielen und Bäckereien für Schüler zu finden sind.

Die Mädchen wünschen sich auch eine Art Kalenderfunktion, in der sich Interessierte gemeinsam für Umweltaktionen, zum Beispiel Müllsammeln, verabreden könnten. Auch die Top 10 der „Wichtigsten Tipps zum Umweltschutz“ sollen hier eingetragen werden. Und natürlich könnten über die Workshop-Funktion auch Videos mit Upcycling-Anleitungen abgerufen werden. „Wir möchten ja auch Menschen erreichen, und deswegen hatten wir uns vorgenommen, etwas Modernes zu entwerfen“, beschreibt es Mirjam. „Eine App geht mit der Zeit.“ „Außerdem schafft sie die Möglichkeit, immer wieder aktualisiert zu werden“, meint Georgia.

Bisher besteht die App ausschließlich auf dem Papier. Die Klasse hofft aber natürlich mit der Teilnahme am Wettbewerb und durch erfolgreiche Pressearbeit, die die Schülerinnen selbst durch eine Projektgruppe initiieren, eine Möglichkeit zu finden, die Applikation programmieren zu lassen. Auch ohne die Anwendung im App-Store war die Teilnahme an der Aktion aber bereits jetzt schon ein Erfolg. „Durch Corona müssen wir ja aktuell auf Klassenfahrten verzichten“, erklärt Julia H. „Da war es schön, ein gemeinsames Projekt mit der Klasse zu machen.“ Und auch Klassenlehrerin Kathi Dahmen erklärt die schwierigen Seiten des Distanzunterrichts: „Für die Mädchen war der Wechsel an die weiterführende Schule ein großer Sprung. Es ist schwieriger, sich im Distanzunterricht besser kennenzulernen. Durch diese Aktion sind wir zusammengewachsen.“ 

Weitere Informationen zum Vorschlag für den Weltretter-Wettbewerb der 5A inklusive 
einem Erklärvideo zur App ist online auf www.marienschule-krefeld.de zu finden