Nikolaus als Patron

Sakrale Kleinode und stattliche Gotteshäuser stehen in der Region unter dem Schutz des Bischofs von Myra

Die Nikolaus-Kirche in Düren-Rölsdorf. (c) Andreas Drouve
Die Nikolaus-Kirche in Düren-Rölsdorf.
Datum:
1. Dez. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 49/2020 | Andreas Drouve

Nikolaus von Myra steht in der Reihe der bekanntesten und beliebtesten Heiligen. Ihm sind Brauchtum und Traditionen geweiht, aber auch zahlreiche Gotteshäuser. Eine Einladung zur Entdeckungstour zwischen Niederrhein und Eifel.

Einsam duckt sie sich ins flache Felder- und Wiesenland, umkränzt von einem Mäuerchen und Bäumen, darunter einer jahrhundertealten Linde: die Nikolauskapelle von Geich. Bei Sonne zaubern die Zweige Schattenmuster auf den romanischen Bau aus Bruch- und Feldsteinen. Im Mittelalter errichtet, vermutlich ab 997, fanden sogar behauene Steinbrocken aus der Römerzeit Verwendung. Einer davon – weit über Kopfhöhe außen an der Südostecke – trägt ein Relief mit dem Helden Herkules, so sagt man. „Doch es könnte sich ebensogut um einen römischen Feldherrn handeln“, wirft Alfons Schmitz ein. Der 64-jährige Rentner wohnt mit seiner Frau Brigitte in Sichtweite der Kapelle, die abseits des Ortsrands liegt. Beide sind Mitglieder des Kapellenbauvereins – und haben den Schlüssel, um Besuchern das sakrale Kleinod zu zeigen. Im Innern öffnet sich ein Raum, der sogleich mit seiner Aura der Stille und Behaglichkeit ummantelt. Einzig der Wind, der draußen durch die Äste rauscht, schickt noch einen Gruß hinterher. Der Boden ist teils mit Teppichen ausgelegt. „St. Nikolaus, bitte für uns“, prangt in großen Lettern im Bogen über dem Altarraum, der in leuchtweißem Anstrich erstrahlt. 


Mitra, Bischofsstab, Brustkreuz

Blickfang hinter dem Altar ist ein prächtiges Buntglasfenster aus den Linnicher Werkstätten Oidtmann. Es zeigt Nikolaus mit Heiligenschein und seinen typischen Insignien: Mitra, Bischofsstab, Brustkreuz. Die Farbgebung in Gelb, Rot, Blau ist fantastisch. Die Mimik transportiert Güte, Weisheit – und auch ein wenig Strenge. Deutlich rauschebärtiger ist der Heilige als kleines Bildnis auf einem Sockel an der Wand dargestellt. In der Rechten hält er ein Buch umklammert, darauf liegen Äpfel. Das Gewand glänzt in Gold- und Rottönen. So kennt man ihn auch aus anderen Sakralbauten zwischen Niederrhein und Eifel; manche werden als Pfarrkirchen genutzt und pflegen lebendige Auftritte in den Sozialen Medien, während bei anderen die Pforten gewöhnlich verschlossen bleiben. 


Architektur und wechselvolle Geschichte

Ebenso unterschiedlich ist die Architektur. Zieht man die Nikolauskirchen in Düren-Rölsdorf und Lucherberg heran, stechen die Strukturen aus Backstein ins Auge. Während die eingangs genannte Nikolauskapelle von Geich als einer der ältesten Sakralbauten im Kreis Düren gilt und jener von Gangelt eine gotische Prägung trägt, datieren Nikolauskirchen wie jene von Heinsberg-Kempen vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zogen zwangsweise modernere Elemente durch Wiederaufbauten nach sich.

Das Beispiel einer wechselvollen, teils schmerzhaften Geschichte gibt die Nikolauskirche von Meerbusch-Osterath, deren Ursprung romanisch ist. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie in Brand gesteckt. Unter Beibehaltung des Turms folgte im 19. Jahrhundert eine Erweiterung im neogotischen Stil, während der Rest abgerissen wurde; aus der alten Kirche hat sich eine Holzplastik des Heiligen von 1756 über die Zeiten gerettet. Die Nikolauskirche von Selfkant-Millen nennt sich „die westlichst gelegene Pfarrkirche Deutschlands“. Bestimmend im Ortsbild sind Kirchen wie in Frenz und Einruhr.


Legendenstoff und Besinnung

Betritt man die Nikolauskirche in Rath bei Nörvenich, richtet sich der Blick einmal mehr auf ein prächtiges Buntglasfenster, das vom Beginn der 1960er Jahre datiert. Thema ist die Legende, wie der Heilige einmal drei Jungfrauen rettete. Doch nicht nur Nikolaus ist interessant, sondern es sind auch Begegnungen mit Menschen aus Fleisch und Blut. So wie mit Sakristanin Karin Diehl (61), die zum Heiligen eine ganz besondere Beziehung hat: Sie wurde in der Rather Nikolauskirche getauft – und das am Nikolaustag.
Noch einmal zurück zur Nikolauskapelle von Geich. Die besondere Stimmung von drinnen setzt sich an der frischen Luft fort. Ein Bänkchen lädt unter Bäumen zum Verweilen ein, zum Gebet, zur Besinnung. Der Blick schweift in die Ferne, wo die Fänge von dem liegen, was wir Zivilisation nennen: Windkrafträder, eine Straße, der Tagebaubuckel von Hambach. Doch hier, beim heiligen Nikolaus und seiner Kapelle, fühlt man sich ein wenig entrückt von der Welt. Das tut einfach gut.

 

Kirchen und Kapellen zum heiligen Nikolaus – eine Auswahl von A bis Z

Aldenhoven-Schleiden
Ameln bei Titz
Brüggen
Düren-Rölsdorf
Einruhr bei Simmerath
Frenz
Gangelt
Hausen bei Heimbach
Heinsberg-Kempen
Heinsberg-Waldenrath
Isweiler bei Frauwüllesheim
Kall 
Linden
Lucherberg
Lüxheim
Meerbusch-Osterath
Mönchengladbach-Hardt
Rath bei Nörvenich
Schleiden-Gemünd
Selfkant-Millen

Auf den Spuren des heiligen Nikolaus im Bistum Aachen

4 Bilder