Neues Licht im Dom

Domkapitel bringt die Modernisierung der Beleuchtung auf den Weg

Beim Praxistest: Man erkennt die Deckenverzierung im oberen Umgang, und das Mosaik in der Apsis erstrahlt in filigraner Schönheit. (c) Domkapitel Aachen/Andreas Steindl
Beim Praxistest: Man erkennt die Deckenverzierung im oberen Umgang, und das Mosaik in der Apsis erstrahlt in filigraner Schönheit.
Datum:
11. Aug. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2020 | Ruth Schlotterhose

Schon im vergangenen Jahr war der Wettbewerb ausgeschrieben und ein Sieger gekürt worden. Und eigentlich sollte das neue Konzept schon im März der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Einladungen waren verschickt, entsprechende Vorbereitungen getroffen. Was dann geschah, ist hinlänglich bekannt …

Dombaumeister Helmut Maintz, Norbert Laufs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse  Aachen, die Architekten Susanne Klösges und Prof. Hannes Hermanns sowie Dompropst Rolf-Peter Cremer (v. l.) treiben das Lichtprojekt gemeinsam voran. (c) Domkapitel Aachen/Andreas Steindl
Dombaumeister Helmut Maintz, Norbert Laufs, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Aachen, die Architekten Susanne Klösges und Prof. Hannes Hermanns sowie Dompropst Rolf-Peter Cremer (v. l.) treiben das Lichtprojekt gemeinsam voran.

Es geht um die Modernisierung der Beleuchtungsanlage im Hohen Dom zu Aachen. Domkapitel und Dombauhütte in Gestalt von Dompropst Rolf-Peter Cremer und Dombaumeister Helmut Maintz konnten vergangene Woche endlich zur Vorstellung des Siegerentwurfs einladen. Er stammt aus dem Büro Hermanns Architekten aus Kleve, das gemeinsam mit dem Kölner Lichtplaner „Quodt Light Life“ zum Wettbewerb angetreten war und nun mit Spannung dem Praxistest entgegenfieberte. Würde seine Idee die Zustimmung der Fachjury finden?

Geladen war auch eine Reihe von Sponsoren, die das Lichtprojekt bislang finanziell unterstützt haben. Sie konnten sich vor Ort davon überzeugen, dass ihr Geld sinnvoll angelegt ist. Vielleicht war der eine oder andere anfangs der Meinung, dass dieser Termin eher eine langweilige Pflichtübung werden würde. Was soll es an einer Beleuchtungsanlage schon Großartiges zu sehen geben? Eventuelle Skeptiker wurden mit einem Knopfdruck schlagartig eines Besseren belehrt.

Doch zunächst zog ein riesiger Hubwagen, der mitten in der Chorhalle aufgebaut worden war, die Aufmerksamkeit auf sich. Sozusagen in Millimeterarbeit war er durch die Wolfstür, dann den äußeren Umgang entlang bis zu seinem Ziel bugsiert worden. Mit seiner Hilfe hatten die Mitarbeiter von „Quodt Light Life“ einige Leuchtkörper in einer Höhe von 20 Metern angebracht.

Als erstes zeigte Architekt Hannes Hermanns einige Folien mit Zeichnungen, auf denen er das geplante Beleuchtungskonzept des Doms festgehalten hatte. „Wenn man in eine Kirche geht, soll man nicht sagen: ,Die haben schöne Leuchten hier, sondern: Die haben schönes Licht‘“, erläuterte er den Leitgedanken seiner Arbeit. Aus diesem Grund verzichtete er auf aufwendig gestaltete Leuchten, sondern möchte stattdessen schlichte Modelle verwenden. Sie sollen sich der Architektur des Aachener Doms unterordnen. Überhaupt nimmt er mit seinem Konzept die Struktur des Gebäudes auf, die Gliederung der Beleuchtungsanlage soll sich dem Gebäude anpassen. Aus diesem Grund werden die Lichtquellen nach seinem Plan auf zwei Ebenen angebracht, die wiederum durch die vorhandene Architektur bestimmt werden. „Es muss ein Rhythmus da sein, der sich aus der Architektur ergibt“, erklärt Hermanns.

Um die Leuchtkörper wie gewünscht anzubringen, wurde von den Mitarbeitern des Lichtplanungsbüros einiges an körperlichem Geschick verlangt. Gesichert mit einem entsprechenden Geschirr hangelten sie sich über die Brüstung im oberen Umgang, um die Säule zur Chorhalle zu erreichen. Da in den Aachener Dom verhältnismäßig wenig Tageslicht hineinkommt, müssen gewisse Orte auf spezielle Weise angestrahlt werden, um „ins rechte Licht gerückt“ zu werden. Darüber hinaus gilt es, neben den baulichen auch die denkmalpflegerischen Vorschriften zu beachten, ebenso müssen Brandschutzaspekte, wie zum Beispiel die Abschottung zu den Dachstühlen, oder eine Notbeleuchtung berücksichtigt werden.

Überhaupt ist die Aufgabe sehr komplex, der sich das Architekturbüro und die Lichtplaner stellen. Neben den bisher genannten Aspekten wurde außerdem gefordert, die Bestandsleuchten von Anfang des 20. Jahrhunderts (Alabasterlampen und Hängeampeln im Zentralbau) in das neue Beleuchtungskonzept zu integrieren. 
Genug der Worte, jetzt ging es an den Praxistest. Können die hohen Erwartungen erfüllt werden? Die aktuell brennenden Lampen wurden ausgeschaltet. Es war, als ob alle den Atem anhielten, als nun, gesteuert über ein Tablet, die Probe-Beleuchtung in Betrieb genommen wurde. Bewunderndes Flüstern ertönte – eine Antwort ohne Worte. Es war, als ob man jedes einzelne Mosaiksteinchen in der Kuppel erkennen könne, der Marienschrein erstrahlte in geheimnisvollem Licht, und die Decke der Chorhalle zeigte ihre ganze Schönheit.

Warum dieser Blick bisher nicht möglich ist? Das Auge wird automatisch von den hellsten Stellen in seinem Blickfeld angezogen, erklärten die Lichttechniker. Im Aachener Dom sind die vorhandenen Lampen in dieser Hinsicht wahre Blendpunkte. Was dahinter liegt, nimmt das menschliche Auge kaum mehr wahr. Dank moderner LED-Technik kann nun aus 20 Metern Höhe ganz gezielt ein einzelnes Objekt angestrahlt werden, ohne den Blick auf anderes einzuschränken. Diese zurückhaltende Innenbeleuchtung illuminiert den Dom in ganz besonderer Weise. Er wirkt geheimnisvoller, spiritueller, mehr wie das Haus Gottes, das er ja ist, als ein Museumsort, als den ihn viele Besucher ansehen.

Dank LED-Technik können auch Wünsche des Aachener Domkapitels in Bezug auf verschiedene liturgische Szenarien problemlos umgesetzt werden. So erhielten Besucher die Gelegenheit, Gottesdienste, Konzerte oder Besichtigungen in einer jeweils einzigartigen Atmosphäre zu erleben. Die Steuerung der kompletten Anlage wäre über ein Display unkompliziert zu bewältigen.

Indes treibt die Realisierung der neuen Beleuchtungsanlage den Verantwortlichen die Sorgenfalten auf die Stirn. Zum einen muss Dombaumeister Helmut Maintz dafür sorgen, dass die benötigten Kabel möglichst unauffällig und denkmalgerecht verlegt werden. 
Zum anderen müssen die benötigten finanziellen Mittel beschafft werden. Eine große Zahl von Sponsoren hat sich bereits gefunden. Um aber die geschätzte Summe vom 350000 Euro aufzutreiben, werden noch weitere Spender gesucht. Eine Förderung über die Denkmalpflege kommt bei derartigen Projekten nicht in Frage, auch eine Unterstützung durch den Karlsverein/Dombauverein ist aufgrund dessen Statuten zurzeit nicht machbar. 
Eine neue Innenbeleuchtung muss aber definitiv her. Die aktuelle sei 40 Jahre alt, und es werde immer schwieriger, passende Lampen zu finden, begründet Dombaumeister Maintz die anstehende Neubeleuchtung. Darüber hinaus sind LED-Lampen wesentlich sparsamer im Stromverbrauch als die bisherigen Leuchten.

Die Spendenkonten des Aachener Domkapitels lauten: Pax-Bank Köln, IBAN: DE06 3706 0193 1000 6440 60, BIC: GENODED1PAX und Sparkasse AC, IBAN: DE22 3905 0000 0000 0012 55, BIC: AACSDE33XXX.