Neue Wege, bekanntes Ziel

Firmvorbereitung in Zeiten von Corona – wie die aussehen kann und worauf es wirklich ankommt

Zur ersten Vorbereitung gab es in den Ferien für alle Alsdorfer Firmlinge eine Box mit Materialien. (c) Andrea Thomas
Zur ersten Vorbereitung gab es in den Ferien für alle Alsdorfer Firmlinge eine Box mit Materialien.
Datum:
11. Aug. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2020 | Andrea Thomas

In diesem Jahr ist vieles anders, geht nicht „so, wie gewohnt“. Da heißt es dann entweder absagen oder aufschieben — oder kreativ nach Lösungen suchen, wie es vielleicht doch noch möglich ist. Die Corona-Zeit kann auch ein Experimentierfeld sein, mit alten Mustern zu brechen, um neue Erfahrungen zu sammeln.

Das trifft auch auf die Firmungen in diesem Jahr zu, die ebenso wie die Erstkommunionen durch die Pandemie in Frage gestellt wurden. Erst im Juli gab es grünes Licht vom Bistum und von Weihbischof Karl Borsch an die GdGs, dass er sich Firmfeiern unter bestimmten Vorgaben auch in diesem Jahr vorstellen könne. Viele Gemeinden hatten da ihre Firmvorbereitung bereits abgesagt und alles auf 2021 verschoben, um keine unnötigen Risiken einzugehen und in der Hoffnung, so etwas mehr an Planungssicherheit zu gewinnen.

Auch in der GdG Himmelsleiter (Kornelimünster-Roetgen) hatte sich das Team um Pastoralreferent Patrick Wirges schweren Herzens entschieden, den Firmweg 2020 abzusagen. Nach Karneval waren alle Jugendlichen ab 16 Jahren angeschrieben und zum Kick-off eingeladen worden. Dann kam Corona. Vieles, was an der Himmelsleiter (wie auch in vielen anderen Gemeinden) zur Vorbereitung dazugehört, war damit bis auf Weiteres nicht möglich. Wie sich die Situation entwickeln würde, war nicht absehbar. Zwei Monate später, im Mai, hatte sich daran nicht viel geändert, also flatterte den Jugendlichen die Absage ins Haus – mit einer Hintertür, vielmehr einem offenen Türspalt. „Wir wollten den Jugendlichen, die unbedingt noch in diesem Jahr gefirmt werden wollten, zumindest ein Angebot machen“, erklärt Patrick Wirges. Nach Absprache mit Weihbischof Borsch sollte eine Firmung im kleinen Kreis und unter Auflagen im November möglich sein. Die Vorbereitung dazu wäre sehr konzentriert: nur wenige Treffen nach den Sommerferien in Kleinstgruppen sollte es geben mit dem inhaltlichen Schwerpunkt auf der Glaubensthematik rund um das Sakrament selbst und dem, was das mit den Jugendlichen selbst zu tun hat, keine Fahrten und Aktionen. „Unsere Vermutung war, dass das so wenig reizvoll ist, dass  sich da keiner meldet. Umso erstaunter waren wir, dass zehn Jugendliche unser Türspalt-Angebot annehmen wollten“, berichtet Patrick Wirges.

Er und sein Katecheten-Team nahmen die Herausforderung an, selbst neugierig, wie das gehen wird und was sich daraus möglicherweise entwickelt. Entscheidend war die Entscheidung der Jugendlichen, diesen Weg so gehen zu wollen. Denn darum gehe es ja bei der Firmung, um eine freie und erwachsene Entscheidung, um das Ja der jungen Menschen zu ihrem Glauben, darum, eine Haltung zu entwickeln.

Doch das werde schon speziell, vermutet Patrick Wirges. „Die Rückmeldungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es gerade das Gemeinschaftserlebnis ist, das den Jugendlichen wichtig ist.“ Sei es bei einer Fahrt nach Taizé, Ameland oder beim Segeln, bei Besuchen und Aktionen im Hospiz, der Schervierstube oder in der Arbeit mit Geflüchteten, immer wieder seien dabei Räume entstanden, ins Gespräch zu kommen – über den eigenen Glauben, was Christ sein bedeute und wie die jungen Menschen ihr Leben in diesem Sinne gestalten wollten. Das alles fällt diesmal weg und auch die Firmfeier in der Kirche der Abtei (hier ist der meiste Platz) wird nüchterner. Sie wird nur im engsten Kreis stattfinden (eine Bank pro Familie) und ohne Gesang, dafür mit Abstand, Hygieneregeln und Mund-Nase-Schutz. Alles natürlich ohne Gewähr, sollte sich die Situation bis zum Firmtermin im November noch einmal verschlimmern.


Firmboxen statt langer Vorbereitung

So ähnlich ist auch die Planung für die Firmfeiern in der GdG Alsdorf, wo sich das Team um Pastoralreferentin Bärbel Schumacher und mit ihm 68 Jugendliche ebenfalls dafür entschieden, sich auf eine Firmung unter Corona-Bedingungen einzulassen. „Bei der Firmung selbst tragen alle Beteiligten einen Mund-Nase-Schutz und die Firmlinge bekommen Namensschilder. Der Friedensgruß findet ohne Händeschütteln statt und für die musikalische Gestaltung planen wir eine Lösung ohne Gemeindegesang“, skizziert Bärbel Schumacher. Letzterer wäre vermutlich eh etwas dünn geworden, da jeder Firmling nur seinen Paten und bis zu sieben Gäste mitbringen darf und es nicht eine große, sondern fünf kleinere Feiern geben wird, von denen eine eine heilige Messe, die anderen Wortgottesfeiern sein werden.

Das werde sicher anders als gewohnt, doch lieber eine kreative Lösung mit Vorsicht und Augenmaß, als alles immer nur aufs kommende Jahr zu verschieben, meint Bärbel Schumacher. Zumal ja auch niemand wisse, wo man dann stünde. Eine lange Vorbereitung mit Aktionen wird es auch in Alsdorf nicht geben, zumal hier die Firmtermine bereits Ende August sind. Ursprünglich sollten sie Teil der Visitation von Weihbischof Borsch sein, die nun nicht stattfinden kann.

Um den Jugendlichen trotzdem eine anregende Vorbereitung anbieten zu können, hat das Katecheten-Team sich entschieden, analog zu den Osterboxen, die die GdG an ihre Kommunionkinder-Familien verteilt hat, eine Firmbox zu entwickeln. Die haben alle Firmlinge in den Sommerferien nach Hause gebracht bekommen. Darin enthalten sind Ideen, Anregungen und Vorschläge zur Beschäftigung mit dem (eigenen) Glauben und, was es heißt, als Christ zu leben. Es gibt Filmtipps, ein Rezept für ein selbstgebackenes Brot, Karten mit Glaubensversen und Aufgaben, die die Jugendlichen bearbeiten sollen. So sollen sie eine Leinwand gestalten, wie sie sich sehen, früher, heute und in Zukunft, und sie sollen eine Bibelstelle zu ihrer Firmung heraussuchen, die sie anspricht oder eine Bedeutung für sie hat. Thema der Firmung ist in Anlehnung an „Fridays for future“ in diesem Jahr „Firmung for future“. Wozu es ebenfalls eine Aufgabe gibt. Mit der Kamera sollen die jungen Menschen losziehen und im Bild unter anderem festhalten, wo Gottes Schöpfung schön und schützenswert ist, wo Menschen verantwortungslos mit ihr umgehen oder wo und wie sich Christen für andere einsetzen. „Das kann dann auch ein bisschen Ersatz sein für die sozialen Aktionen, die wir sonst gemeinsam machen und die zeigen sollen, was es heißt, Christ zu sein und sich für andere zu engagieren“, erläutert Bärbel Schumacher.
Die Ergebnisse bringen die Firmlinge dann in die Kleingruppen-Treffen mit, die rund um die beiden verbleibenden Wochenenden nach den Ferien stattfinden. Ganz ohne Treffen und vor allem den Austausch mit anderen gehe es nicht, nur halt in diesem Jahr mit der entsprechenden Vor- und Rücksicht.

All das passt für Bärbel Schumacher gut zum gewählten Thema. Die Bewahrung der Schöpfung und die Klimaproteste bewegten viele Jugendliche. Es gehe darum, wie die Welt aussehen soll, in der sie leben wollen, auch gesellschaftlich. Was muss sich ändern, wie müssen wir uns ändern? Wie gehen wir als Christen mit unserem Planeten und miteinander um? Fragen, die auch die Corona-Krise an uns alle stellt. Und es geht darum, neu und kreativ zu denken. Im Gottesdienst darf nicht gesungen werden, aber einige spielen ein Instrument, der Austausch mit allen kommt diesmal zu kurz, aber in einer Firmzeitung können alle trotzdem ihre Gedanken miteinander teilen. Das Katecheten-Team trifft sich überwiegend digital, da wurde dann eben das gemeinsame Firmboxen-Packen im großen Saal des Castorhauses trotz Masken und Abstand zum Gemeinschaftserlebnis.