Motto: „Miteinander stark sein“

Der Flutgottesdienst zum Jahrestag war geprägt durch Dankbarkeit, Solidarität und Gemeinschaft

Ein Jahr nach der Flut beging Kommern in der „St. Severinus“ Kirche einen „Flutgottesdienst“. (c) Henri Grüger/pp/Agentur Profipress
Ein Jahr nach der Flut beging Kommern in der „St. Severinus“ Kirche einen „Flutgottesdienst“.
Datum:
26. Juli 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 30/2022

„Ich schwör Dir, mer verjesse nie d´r veezehnte Juli“ und „wenn et rähnt, bliev ich wach“.  Stephan Brings von der gleichnamigen Kölschrock-Band „Brings“, brachte im „Flutgottesdienst“ in Mechernich-Kommern im Song „1407“ die Gefühle der Menschen auf den Punkt. Außerdem kamen Helfer und Opfer zu Wort, die ihre Geschichten mit den Anwesenden teilten. 

Pfarrer Hans Fuhs verglich die Flutnacht mit der biblischen Flut von Babylon, die Tod und Zerstörung brachte. „Dann kam die nächste Flut, aber diesmal eine der Hilfsbereitschaft, von überall aus der Region, ganz NRW und dem Bundesgebiet. So zeigte sich auf einmal eine unglaubliche Solidarität“, bemerkte Fuhs. Ortsbürgermeister Rolf Jaeck sagte: „Es war ein Jahr voller Sorge, Trauer, Arbeit und Gedanken. Die Flut hat unser Leben verändert. Viele sind finanziell oder mental noch auf Hilfe angewiesen.“

Ralf Claßen, Vorsitzender der Mechernich-Stiftung, dankte für die überwältigende Spendenbereitschaft nach der Katastrophe, betonte auch, dass Hilfe auch weiterhin benötigt würde. Insgesamt konnte die Stiftung im Vorfeld über eine Million Euro an Betroffene im Stadtgebiet verteilen. Er war auch selbst stark von der Flut betroffen: „Es ist lange her, doch die Angst bleibt.“ Auch er habe ganz neue Solidarität und das „Wir-Gefühl“ in seiner Nachbarschaft in Gemünd erlebt.

Einer der ergreifendsten Momente des Abends: Die freiwillige Feuerwehrfrau Luka Lenz (19) war in der Flutnacht im Dauereinsatz und sprach stellvertretend für alle Helfer: „Wir waren zwar vorgewarnt, doch dieses Ausmaß konnte sich niemand vorstellen.“ Sie beschrieb, wie schon im Laufe des Tages immer mehr Notrufe eintrafen. „In den Augen vieler meiner Kollegen konnte ich schnell die Hoffnungslosigkeit erkennen, als das Wasser in unserem Gerätehaus schon bis zur Hüfte hoch stand. Ihnen lag noch die Flut von 2016 in den Knochen, und sie wussten schon, dass es keine wirkliche Hoffnung mehr gab, irgendwas zu retten.“

Dann beschrieb sie, wie alles plötzlich einem Katastrophengebiet glich, wie ihr Feuerwehrauto in den Fluten nicht mehr vorankam, ihre unbeschreibliche Angst, als das Leben ihrer Kameraden in ihren Händen lag, obwohl die Truppe den Grundlehrgang nicht einmal komplett abgeschlossen hatte, und den Schmerz dabei, Erinnerungen und Existenzen wie kaputte und verschlammte Fotos in den Müll zu werfen. 
Sie zitierte ihren Kollegen: „Man funktionierte“, erzählte von dem Gefühl, nicht genug helfen zu können, und auch im Nachhinein keine wirkliche Ruhe zu finden. Doch schlussendlich betonte sie, dass diese Nacht ihr gezeigt habe, was der Sinn dahinter ist, Feuerwehrfrau zu sein, und wie stolz sie sei, ein Teil dieses Teams zu sein.    

                                                                                                                                          profipress