Mehr als nur Opfer der Krise

Frauenforum in der Städteregion macht auf die Situation von Frauen zu Corona-Zeiten aufmerksam

Lächeln auch in der Krise, vielen Frauen, die in systemrelevanten, aber schlecht bezahlten Berufen arbeiten, fällt das nicht immer leicht. (c) www.pixabay.com
Lächeln auch in der Krise, vielen Frauen, die in systemrelevanten, aber schlecht bezahlten Berufen arbeiten, fällt das nicht immer leicht.
Datum:
2. Juni 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 23/2020 | Andrea Thomas

Corona schafft derzeit ein ganzes Land, doch einige mehr als andere. Es ist in ganz besonderem Maße eine Krise der Frauen. Das Frauennetzwerk in der Städteregion und der Fachausschuss Forum E (Ein-Eltern-Familien) erklärt in einer Stellungnahme, warum das so ist.

Neues Aufgabengebiet, vor allem für viele Mütter: die Kinder zu Hause zu unterrichten. (c) www.pixabay.com
Neues Aufgabengebiet, vor allem für viele Mütter: die Kinder zu Hause zu unterrichten.

In systemrelevanten Berufen arbeiten mehrheitlich Frauen – unterdurchschnittlich bezahlt und unter schlechten Arbeitsbedingungen. Entlohnung und berufliches Prestige stehen im Widerspruch zum tatsächlichen Wert der Tätigkeit für das gesellschaftliche Zusammenleben. Doch statt Entlastung wurde das Arbeitszeitgesetz mit Bezug auf die Corona-Pandemie gelockert, so dass Beschäftigte in diesen Berufen jetzt bis zu zwölf Stunden am Tag arbeiten müssen.

Ein weiterer Punkt sei, dass Frauen und Eltern sich in den vergangenen Wochen mehr um ihr finanzielles Auskommen sorgten. „Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass das Kurzarbeitergeld von Frauen seltener aufgestockt wird als das von Männern“, erklärt Ann-Katrin Steibert, zuständig für Frauen- und Gleichstellungspolitik in der DGB-Region NRW Süd-West, unter anderem, weil sie seltener in tarifgebundenen Unternehmen arbeiten. Die Corona-Pandemie habe das Potenzial, die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu verstärken.Frauen und Mütter, insbesondere Alleinerziehende, gehen seit Wochen an ihre Belastungsgrenzen. Sie stemmen neben dem Job/Home-Office den Corona-Alltags-Wahnsinn und unterrichten zudem den zu Hause bleibenden Nachwuchs. Dass der inzwischen wieder einmal pro Woche für drei Stunden in die Schule darf, entlastet da nur wenig.

Immer noch, heißt es in der Stellungnahme, übernehmen Frauen und Mütter die Hauptlast der Sorge um Kinder und Haushalt. Das mache die Pandemie eher noch schlimmer, da die Gefahr bestehe, dass Rollenmuster, die sich jetzt einspielten, sich verfestigten zum Nachteil von Frauen. Sie bräuchten dringend entsprechende Unterstützung. „Frauen sind mehr wert, als als Opfer der Krise bezeichnet zu werden. Das beweisen sie jeden Tag. Es reicht aber nicht, dies applaudierend anzuerkennen. Wir müssen Corona als Chance für Gleichstellung anstatt als Krise begreifen, als Chance, jetzt Strukturen mit Blick auf eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt und eine Umverteilung von unbezahlter Sorgearbeit und Erwerbsarbeit zu realisieren“, erklärt Ursula Rohrer, Betriebsseelsorgerin in Aachen Stadt und -Land, die Forderungen.