Lebendiger Anker des Doms

Die Aachener Journalistengewerkschaft ehrt mit dem Nell-Breuning-Haus eine sozialkatholische Institution

Die stolzen Enten-Preisträger (v. l.):Uwe Janssens, Chefarzt am Eschweiler Krankenhaus, Radiojournalistin Gisela Steinhauer und Manfred Körber als Leiter des Nell-Breuning-Hauses. (c) Andrea Thomas
Die stolzen Enten-Preisträger (v. l.):Uwe Janssens, Chefarzt am Eschweiler Krankenhaus, Radiojournalistin Gisela Steinhauer und Manfred Körber als Leiter des Nell-Breuning-Hauses.
Datum:
14. Sep. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 37/2022 | Andrea Thomas

Jedes Jahr (zumindest wenn keine Pandemie dazwischenfunkt) vergibt der Aachener Bezirksverein des Deutschen Journalistenverbands (DJV) seine „Enten“. Verliehen wurden sie kürzlich im Herzogenrather Nell-Breuning-Haus (NBH), einem der Preisträger.

Vorweg ein kleiner Exkurs: Die Geschichte von Journalismus und Enten ist eine voller Missverständnisse. Mit quakendem Federvieh hat das nämlich ursprünglich eigentlich gar nichts zu tun. Der Begriff geht auf die Abkürzung „n.t.“ (non testatum, nicht bestätigt) zurück, mit der man früher Artikel kennzeichnete, deren Inhalt nicht überprüft werden konnte.

Überprüfbar, weil nachvollziehbar, sind dagegen die Gründe, warum einer der Preise in Form einer Ente – eine geht stets an verdiente Journalisten oder Journalistinnen, eine weitere an eine Person oder Institution, die für positive Öffentlichkeit sorgt – an das Tagungs- und Bildungshaus ging.

Die kleine Holzente hat sich das NBH verdient, weil es „seit seinem Bestehen von 1979 bis heute die Parteilichkeit für Schwache, Diskriminierte und die Anwaltschaft für Menschenrechte zur Leitschnur seines Handelns macht“, wie Laudatorin Christa Nickels es formulierte. Sie nahm Bezug auf das prominenteste Haus im Bistum Aachen, den Aachener Dom. Ohne lebendige Anker, die ihn im Alltagsleben von Menschen befestigten und dem Gebäude Leben einhauchten, sei er als Symbol hohl und leer. Das Nell-Breuning-Haus sei ein solcher Anker. Eine Verbindung, die sich auch im Grundriss des NBH offenbart, dessen Veranstaltungsräume alle die Form eines Oktogons haben.

Bis heute stehe das Haus in der Tradition eines streitbaren Dialogs, den seine erste Leiterin Maria Grönefeld begründete. „Es setzt sich in Projekten und Seminaren mit den Themen auseinander, die weh tun, aber unabweisbar auf der Agenda stehen.“ Als Beispiele nannte Christa Nickels Rassismus, Frauenfeindlichkeit und den Ausschluss von Menschen mit Einschränkungen.
Die journalistische Ente ging an Hörfunkfrau Gisela Steinhauer unter anderem für ihre Radiointerviews, bei denen stets der Mensch und seine Geschichte im Mittelpunkt stehen. Der ist eher seltener prominent, dafür häufiger etwas schräg. Mit einer weiteren Ente ehrte der Aachener DJV einen Mann, der in der Öffentlichkeit für zwei der großen Themen 2021 stand,

Pandemie und Flut: Uwe Janssens. Beides hat der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und internistische Intensivmedizin am Eschweiler St.-Antonius-Hospital ebenso fachkundig wie menschlich in den Medien vermittelt.

Alle drei Preisträger versprachen – nach dem obligatorischen, aber deshalb nicht weniger von Herzen kommenden Danke für die mit der Auszeichnung verbundene Wertschätzung – der kleinen Holzskulptur artgerechte Haltung und ein schönes neues Zuhause.