Kühlende Schutzräume

Offene Kirchen sind gerade bei großer Hitze wichtige Orte für einen Rückzug, um Kraft zu tanken

Die grüne Kapelle des ehemaligen Kreuzherrenklosters Haus Hohenbusch. (c) Garnet Manecke
Die grüne Kapelle des ehemaligen Kreuzherrenklosters Haus Hohenbusch.
Datum:
11. Aug. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2020 | Garnet Manecke

Hochsommertemperaturen brennen nicht nur auf der Haut, sondern zerren auch an den Nerven. Im hitzigen Alltag sind die Menschen gereizt, die Tropennächte bieten kaum Erholung. An Orten der Ruhe kann man wieder Kraft tanken. Viele Kirchen und Kapellen sind geöffnet und bieten einen kühlen Raum für Entschleunigung und Besinnung. Auch unter freiem Himmel.

Der Raum ist gut durchlüftet. Die Wände werden von einigen Sträuchern und Buchsbaumhecken skizziert, das Dach wird aus Baumkronen gebildet, die in der Mitte des Raums den Blick in den Himmel offen lassen. Eine Kirche im eigentlichen Sinne ist dieser Ort im Garten des ehemaligen Kreuzherrenklosters Haus Hohenbusch bei Erkelenz nicht. Aber an diesem Ort stand einst die Klosterkirche. Noch heute werden hier Andachten und Gottesdienste gefeiert. Eine Glocke ruft dann zum Gebet. Und umgeben von der Natur kann man hier Gott ganz nah kommen – in einer friedlichen Atmosphäre, die das Herz wärmt, obwohl es bei hochsommerlichen Temperaturen angenehm kühl ist.

Derzeit sind Kirchen und Kapellen für Menschen auf vielen Ebenen Schutzräume: vor der Hitze, vor dem Alltag, vor den Sorgen, vor der Krise. An kaum einem anderen Ort kann man die Welt so hinter sich lassen wie in einer Kirche, in die oft kein Geräusch von außen eindringt. Wenn Organisten zu Markttagen Musik anbieten, bieten sie Besuchern neben Kultur eine Auszeit an, aus der sie gestärkt hervorgehen sollen.
Aber offene Kirchen können in diesen Tagen vor allem für jene Schutzräume sein, die keinen Ort haben, um sich vor der Hitze zu schützen: Obdachlose. Das gilt vor allem für geöffnete Kirchen in der Innenstadt.

 

Kirchen können Schutzräume für jene sein, die keine Rückzugsmöglichkeiten haben

„Im Winter wird Obdachlosen geholfen, aber im Sommer gibt es diese Hilfe nicht“, sagte der Hamburger Sozialarbeiter Dominik Bloh in einem Interview. „Für sie gibt es keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen, sich oder ihre Wäsche zu waschen.“ Bloh war als Jugendlicher selbst obdachlos. Nun, Wäsche waschen ist in keiner Kirche möglich. Aber als Rückzugsort stehen einige Kirchen zur Verfügung. Auch wenn viele Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen sind, weil die Gemeinden schlechte Erfahrungen mit Vandalismus gemacht haben. Gerade in der Innenstadt aber achten viele Gemeinden darauf, ihre Kirchenräume zumindest teilweise zu öffnen – oft unter Aufsicht von ehrenamtlichen Helfern.

St. Marien in Rheydt hat für das Gebet die Kapelle geöffnet. Durch die Glastüren ist der freie Blick in den großen Kirchenraum möglich. Das Münster ist dank der ehrenamtlichen Münsteraufsicht in der Woche geöffnet. Auch in der Citykirche am Kapuzinerplatz, in der Jugendkirche St. Albertus und in der St.-Antonius-Kapelle des Franziskanerklosters stehen die Türen immer offen.

Kühlende Schutzräume

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