Gelungene Startphase

Bistumsweite Ausbildung in Bewegung: Neben vielen Neuerungen gab es erstmals Einführungstage für alle

Internet- sicherheitsthemen an der Angel – es geht ganz christlich ums „Fishing“. (c) Dorothée Schenk
Internet- sicherheitsthemen an der Angel – es geht ganz christlich ums „Fishing“.
Datum:
25. Aug. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 34/2021 | Dorothée Schenk

Kirche verändert sich spürbar auf vielen Ebenen. Das führte zur Überlegung, ob die Ausbildung im Bistum Aachen noch zeitgemäß ist. Ein Jahr lang ist an einem neuen Konzept gearbeitet worden, das jetzt die Feuerprobe bestanden hat.

Viel Lob ist zu hören für das gemeinsame „Onboarding“, wie sich neudeutsch das Verfahren der Einführungstage für alle neuen Auszubildenden im Bistum nennt. Das gilt für die Organisation, die Inhalte ebenso wie das Gemeinschaftsgefühl, das in diesen Tagen wachsen konnte. „Das war ein guter Auftakt“, meint Priesteramtskandidat Andreas Hahne. „Es ist schon besonders, mit den Priesteramtskandidaten gemeinsam in die Ausbildung zu gehen“, bestätigt Gemeindeassistentin Stefanie Schippers. „Das vernetzte Lernen der Berufsgruppen finde ich gut.“

Vernetzung ist auch das Stichwort für Anne Jodat, die am 1. August ihre Ausbildung beim Generalvikariat zur Kauffrau für Büromanagement angetreten hat, an das sich in ihrem Fall nahtlos ein einjähriges BWL-Studium anschließen wird. „Cool war es, die anderen Auszubildenden auch aus den Verwaltungszentren des Bistums einmal kennenzulernen.“ Ihr Berufszweig traf sich in den Räumen von Kafarnaum, um gezielt die für Bürotätigkeiten relevanten Bereiche kennenzulernen: von der Erkundung des Generalvikariates über Internetsicherheit bis zu allgemeinen Fragestellungen nach Wünschen und Erwartungen. Das Ziel des gemeinsamen Starts ist es, dass die kaufmännischen Azubis bei der Gelegenheit perspektivisch Kontakte knüpfen, um sich bei Bedarf gegenseitig unterstützen zu können.

 

Soziale Medien im Blick behalten gehört zum Kompetenzkanon für die kaufmännischen „Azubis“. (c) Dorothée Schenk
Soziale Medien im Blick behalten gehört zum Kompetenzkanon für die kaufmännischen „Azubis“.

>>Vernetztes Lernen der Berufsgruppen finde ich gut.<<

Stefanie Schippers

 

Diese Elfer-Gruppe wird sich nämlich im Zuge der Ausbildung nicht wiedersehen – anders die sechs pastoralen Berufsanfänger, die ihren Auftakt im Bischof-Hemmerle-Haus begingen. Sie werden in den nächsten zwei Jahren gemeinsam unterwegs sein, Exerzitien als Gruppe erleben und Studienveranstaltungen, die gleichen Prüfungen ablegen müssen und supervisorische Begleitung erhalten.

Das ist bewährt und doch neu, denn „alles, was in den Ausbildungen der Gemeinde- und Pastoralreferenten immer schon üblich war, wird jetzt auf die Priesterkandidaten auch angewendet“, erklärt Sabine Kock, Leiterin des Fachbereichs Ausbildung und Berufseinführung im Bistum Aachen. Umgekehrt profitieren die Pastoral- und Gemeindereferentinnen davon, denn die „Admissio“ am Anfang der praktischen Priesterausbildung ist verbunden mit einer Messfeier, an der erstmals alle pastoralen „Azubis“ teilnehmen konnten. „So einen feierlichen Moment hatten wir bisher nicht“, freut sich Sabine Kock über die Veränderung. „Wir haben gemerkt, dass es passend ist: der Segen und die Zusage ,Wir freuen uns, dass Ihr da seid und Euch für den Weg entschieden habt‘.“

 

>>Wir werden weiter evaluieren.<<

Sabine Kock

 

Einen weiteren positiven Effekt sieht Priesteramtskandidat Andreas Hahne in diesem gemeinsamen Start: „Er sorgt dafür, dass viele Konflikte vermieden werden können. Es ist gut, sich persönlich zu kennen – egal, ob man später in unterschiedlichen Rollen tätig ist. Wenn wir als Kaplane in die Gemeinden kommen, treffen wir ja wieder auf dieselben Menschen.“ Gemeindeassistentin Stefanie Schippers glaubt auch, dass das neue System Hierarchien aufbrechen kann, auch wenn sie weiterhin auf dem Papier existierten. „Besonders spürbar war an diesen Tagen, dass das Bistum sich auf die Fahne geschrieben hat, innovatives Denken und Handeln zu fördern. Wir wurden ausdrücklich zum Experimentieren aufgefordert. Wir dürfen Fehler machen, hat Weihbischof Borsch im Gottesdienst gesagt. Es gehe um das Sanieren unserer Kirche. Wir müssen die Ärmel aufkrempeln und aufstehen.“

Mit Angela Reinders, Leitung der Abteilung Personalentwicklung, Monsignore Stefan Dückers als Regens und Domvikar Thomas Schlütter als Subregens des Bischöflichen Priesterseminars hat Sabine Kock dieses neue Ausbildungskonzept entwickelt. Die Fragestellung, der sie sich gewidmet haben, war unter anderem, welche Kompetenzen für eine sich verändernde Kirche und für die Berufsbilder benötigt werden, damit die Ausbildung von Teams in Zukunft gelingen kann. Wer für das Bistum Aachen als Mitarbeiter tätig ist, der soll Glaubenszeugnis ablegen, Handlungskompetenzen und Haltungen entwickeln können. Als große Ziele sind formuliert, dass Persönlichkeiten sich entwickeln sollen, „die initiieren, inspirieren und kommunizieren können“ und „in einer sich verändernden Kirche bestehen lernen“ sowie „mit Ungewissheit umgehen können“. Ehrgeizig und anspruchsvoll ist es, diese Ziele auch mit Leben zu füllen. Von Bedeutung war den „Entwicklern“ darum auch, erläutert Sabine Kock, dass das Konzept auf möglichst breiten Füßen steht.

So wurde etwa die Ausbildungszeit von drei auf zwei Jahre verkürzt, die verpflichtende Lehrerlaubnis für Schulen abgeschafft und mehr Individualität ermöglicht. Neben verpflichtenden Studienver- anstaltungen ist jetzt eine weitere wählbar. Ergänzend kommt eine Berufsanleiter-Schulung für jene hinzu, die später selbst die Aufgabe übernehmen.
Rund 50 Beteiligte von Berufsgruppenvertretungen bis zu Leitungsebenen im Generalvikariat waren ein Jahr lang immer wieder eingebunden, bis anhand eines Kompetenzkatalogs und viel „Feinschliff“ das aktuelle Ausbildungskonzept aus der Taufe gehoben wurde. Zwei Jahre lang soll es erprobt werden. „Wir werden es weiter evaluieren“, betont Sabine Kock. „Im Augenblick ist sowieso alles in Bewegung. Einiges wird auch von den Ergebnissen im Heute-bei-dir-Prozess abhängen.“