Filmreife Inspiration

Am Gedenktag der heiligen Teresia Benedicta a Cruce sollen Videobotschaften grenzübergreifend verbinden

Die Edith-Stein-Auszeichnung (c) privat
Die Edith-Stein-Auszeichnung
Datum:
7. Juli 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 27/2021 | Dorothée Schenk

Edith Stein steht für das Ringen mit sich und dem Glauben. Jüdin, Atheistin, Philosophin und Frauenrechtlerin war sie, ehe sie bei den Karmelitinnen als Teresia Benedicta a Cruce ihre Glaubensheimat fand. Heute ist Edith Stein als katholische Heilige auch „Patronin Europas“. Sie kann Gläubigen besondere Inspiration sein, glaubt Pfarrer Manfred Deselaers.

Die Edith-Stein-Auszeichnung erhielt  Manfred Deselaers 2019. (c) privat
Die Edith-Stein-Auszeichnung erhielt Manfred Deselaers 2019.

„Je länger ich sie kenne, desto mehr fasziniert sie mich“, sagt Pfarrer Manfred Deselaers, Priester des Bistums Aachen und als Auslandsseelsorger der Deutschen Bischofskonferenz im Zentrum für Dialog und Gebet in der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz tätig. Hier wurde Edith Stein 1942 von den Nationalsozialisten ermordet. „Sie hat eine enorme Ausstrahlung, und immer mehr Menschen spüren, dass ihr Ringen in der Zeit vor und im Nationalsozialismus auch für unsere Zeit viele Antworten bietet. Ich wünsche mir sehr, dass wir uns in der gegenwärtigen Krise an die Patronin Europas wenden und sie um Hilfe bitten“, hatte es der Seelsorger anlässlich der Verleihung des Edith-Stein-Preises 2019 in Breslau formuliert.

In diesem Geist initiiert Manfred Deselaers seit dem 60. Todestag der Märtyrerin alljährlich am 9. August einen besonderen Gedenktag in Auschwitz. Dieses Gedenken musste als Ortstermin pandemiebedingt im vergangenen Jahr ausfallen. Das soll sich nicht wiederholen, denn mehr denn je „brauchen wir das Ringen in unserer heutigen Situation“, die geprägt sei von großen Verunsicherungen. „Unsere Kirchen und Gesellschaften sind heute an vielen Orten Europas in einer tiefen Krise. Wir wollen diesen Gedenktag nutzen, um zusammenzufinden und gemeinsame Wege zu suchen.“ Hochaktuell ist das Edith-Stein-Zitat: „Wir leben heute wieder in einer Zeit, die der Erneuerung aus den verborgenen Quellen gottverbundener Seelen dringend bedarf.“

Eine Alternative zur Präsenz-Gedenkveranstaltung fand Manfred Deselaers beim Betrachten der Drei-Minuten-Kreuzweg-Videoimpulse der Kirchen in Krefeld. Die Idee wuchs, Institutionen, Schulen, Vereine, Glaubensgemeinschaften einzuladen, in einem Kurzfilm darzustellen, wie Edith Stein sie inspiriert, ihr Denken beeinflusst und vielleicht sogar Lebensperspektiven geprägt oder verändert hat. 


Mit den Fragen nach Gott im eigenen Leben Grenzen überwinden

„Dafür muss ich kein Edith-Stein-Spezialist sein“, erläutert Initiator Deselaers. Wer für die Idee offen ist, der findet als Hilfestellung eine Reihe von Fragen vor. Wo sehe ich heute die größte Not und Gefahr? „Wir leben in einer anderen Welt als Edith Stein, wir haben andere Probleme und Herausforderungen. Wie sieht die Welt aus, über die wir mit Gott reden wollen?“, heißt es in der Erläuterung. Oder: Was soll ich tun? „Vielleicht wissen wir es noch nicht, vielleicht wollen wir gerade das Gott fragen, vielleicht wissen wir es, aber trauen uns nicht, vielleicht tun wir es schon.“ Und schließlich: Worum will ich Gott bitten? Das kurz auf den Punkt zu bringen, sei natürlich nicht so einfach, aber auch ein Gebet könne Auseinandersetzung bieten. 

Wichtig ist Manfred Deselaers, dass es ein die nationalen Grenzen überwindendes Projekt ist. Alle Filmbeiträge, die entstehen, sollen auf den jeweils eigenen Internetseiten am 9. August veröffentlicht werden und so ein international netzumspannendes Gedenken abbilden. „Wir wollen viele Stimmen zusammenbekommen, aus verschiedenen Ländern Euro-pas, aus verschiedenen Kirchen und sogar von außerhalb der Kirchen. Wenn wir unsere Nöte, Sehnsüchte und Hoffnungen teilen, ergibt sich vielleicht auch ein Weg, den wir dann weiter gemeinsam gehen können.“ 


Gedrehte Videos können ab sofort online gestellt werden

Manfred Deselaers wünscht sich Vielfalt im verbindenden Gedenken an Edith Stein. Dass nicht alle Beiträge auf der Internetseite der Gedenkstätte veröffentlicht werden, hat zwar vor allem (bild-) rechtliche Gründe, aber auch hier zieht das Wort „aus der Not eine Tugend machen“. Denn dadurch entstünde nicht nur ein virtuelles Treffen über alle Grenzen hinweg, sondern die Verlinkung der Beiträge untereinander könne auch Einladung zur gegenseitigen Ermutigung und Verbindung werden. Oder wie es in der Laudatio zum Edith-Stein-Preis 2019 an Pfarrer Deselaers hieß und auch hier passend ist: eine „Arbeit zur religiösen Bedeutung der Erinnerung an Auschwitz und der tiefen Heilung dieser ,offenen Wunde im Herzen Europas‘ […] und den interreligiösen und internationalen Dialog.“ 

Auf der Webseite der Gedenkstätte wird eine Liste mit den Teilnehmern an diesem Projekt mit dem dazugehörigen Link veröffentlicht. „Sie können Ihren Beitrag ab sofort veröffentlichen, schon jetzt befinden wir uns auf einem geistlichen Weg der Vorbereitung. Zum Gedenktag am 9. August 2021 sollten alle Beiträge online sein, aber je früher, desto besser“, lädt Manfred Deselaers ein, sofort aktiv zu werden. Wer sich inspiriert fühlt, kann sich mit Fragen oder dem Filmbeitrag an den Initiator unter der 
E-Mail: manfred@cdim.pl wenden.

Besonders ist an diesem Projekt, dass es lange über den Tag hinaus eine Bedeutung und damit Nachhaltigkeit hat. „Ich dachte, es könnte auch ein guter Impuls sein für den Synodalen Weg“, meint der Seelsorger nachdenklich. Schließlich gehe es nicht darum, was Bischöfe anders machen sollen, sondern der Gläubige selbst. Der indirekte Auftrag von Edith Stein: „Es hat mir immer sehr fern gelegen zu denken, dass Gottes Barmherzigkeit sich an die Grenzen der sichtbaren Kirche binde. Gott ist die Wahrheit.“ Im Zentrum müsse laut Manfred Deselaers stets die Frage stehen: „Was soll mein Zeugnis sein von der Liebe Gottes?“

Weitere Inspiration für einen eigenen Filmbeitrag unter https://cdim.pl/heilige-und-selige,3008