Erstkommunion wird zum Familienunternehmen

Pfarrei Maria Frieden in Krefeld setzt beim Gang zum Tisch des Herrn auf Eigeninitiative

Die Pfarrei Maria Frieden möchte Familien zu mehr Eigenverantwortung und Eigeninitiative führen. (c) Cornelia Derichs
Die Pfarrei Maria Frieden möchte Familien zu mehr Eigenverantwortung und Eigeninitiative führen.
Datum:
21. Apr. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 16/2021

Erstkommunion ganzjährig, altersungebunden, selbst im Gemeindegottesdienst, mit Eltern als Wegbegleiter – die Pfarrei Maria Frieden in Krefeld hat sich im letzten Jahr bewusst dazu entschieden, alte Strukturen aufzubrechen und sowohl die Vorbereitung als auch die Form der Erstkommunion neu zu denken. Entstanden ist ein Konzept, das Glaube nicht nur für die Kommunionkinder erlebbar macht, sondern auch Eltern mehr in die Pflicht und in den Prozess nimmt. Als Gemeindereferentin hat Cornelia Derichs den Entwurf und die Umsetzung der Veränderungen federführend durchgeführt. Nachdem in den letzten Wochen die ersten Kinder im Rahmen des neuen Konzeptes die heilige Kommunion empfangen haben, zieht die Gemeindereferentin im Gespräch mit der KirchenZeitung Bilanz. 

Gemeindereferentin Cornelia Derichs begleitet das neue Kommunionkonzept in Maria Frieden. (c) privat
Gemeindereferentin Cornelia Derichs begleitet das neue Kommunionkonzept in Maria Frieden.

Frau Derichs, Sie sind seit rund drei Jahren als Gemeindereferentin beauftragt, die Kommunikanten in Maria Frieden zu begleiten. Warum war jetzt Zeit für eine Umstellung?

Ich bin Jahrgang 1982, das heißt, dass ich vor rund 30 Jahren selbst zur Kommunion gegangen bin. Damals war meine Mutter Katechetin, und ich habe auch außerhalb der Kommunionvorbereitung viel Zeit in der Kirche verbracht. Der Glaube und auch die Kirche gehörten zum Familienleben dazu. Heute hat sich das vielerorts verändert. Eltern entscheiden sich, ihr Kind taufen zu lassen. Anschließend besteht oft keine Verbindung zur Kirche, denn hier finden sich meist keine attraktiven Angebote für Familien. Das führt dazu, dass erst zur Kommunion die Kinder in die Gemeinden zurückkehren. Aber Glaube lebt von erfahren, erzählt und gelebt werden. Mit der Taufe haben Eltern die Zusage gegeben, ihr Kind im Glauben zu erziehen. Mit dem Heranführen an eine höhere Eigenverantwortlichkeit möchten wir an diese Zusage erinnern und gleichzeitig 
Familien durch die daraus entstehenden Angebote die Anbindung an Gemeinde erleichtern.  

 

Wie genau hat sich die Kommunionvorbereitung und die Form der Kommunion verändert?

Die Änderungen beginnen bei der Kontaktaufnahme. Wir schreiben nicht mehr aktiv alle Drittklässler an, sondern haben in Grundschulen, in der Presse und auch auf unserer Webseite darauf hingewiesen, dass sich Kommunionkinder selbst bei uns melden. 
Dabei ist die Kommunion nicht mehr an die dritte Klasse gebunden: Möchte ein jüngeres Geschwisterkind gemeinsam mit Bruder oder Schwester zur Kommunion gehen, ist das möglich. Fühlt sich ein Drittklässler noch nicht zur Kommunion bereit, kann er sie auf das nächste Jahr verschieben.

Auch die Kommunionvorbereitung findet nicht mehr wie gewohnt in Kleingruppen statt. Statt der klassischen wöchentlichen Vorbereitungstreffen mit den Katecheten 
bekommen die Familien unterschiedlichen Input zur Selbstvorbereitung zu Hause. So schaffen wir es, dass jede Familie sich noch einmal neu und gemeinsam auf ihren individuellen Glaubensweg begibt.

Erstkommunionen sind darüber hinaus nun auch nicht mehr termingebunden: Prinzipiell kann jede Vorbereitung zu jeder Zeit im Jahr starten, und neben den Kommuniongottesdiensten werden auch Erstkommunionen in Gemeindegottesdiensten durchgeführt. 


 
Früher haben Sie die Katecheten ausgebildet. Das fällt nun weg. Welche Rolle haben Sie innerhalb der Kommunionvorbereitung? Wie unterstützen Sie die Familien?

Den Erstkontakt gab es im Rahmen eines Elternabends, und ich bin durchgehend bei Fragen und auch für mögliche Einbindung ansprechbar. Vor allem ist mein Job aber, Input zu geben. Letztes Jahr haben wir unabhängig von der Kommunionvorbereitung für Familien in Krefeld-Süd vielfältige Angebote entwickelt, die kirchturmunabhängig stattfinden können. Dazu gehört zum Beispiel die „Mit-Mach-Kinderbibel“, eine Materialsammlung, die Gottesdienst mit oder ohne Anlass zu Hause möglich macht.

Auch die „Südstadt-Krähen“ ist einer dieser Angebotsbausteine. Am Samstag des vierten Wochenendes eines Monats treffen wir uns entweder in Herz Jesu, Maria Waldrast oder 
St. Karl Borromäus, um spielerisch die Bibel zu entdecken, Gottesdienst zu feiern oder einfach Spaß miteinander zu haben. Außerdem biete ich den Familien der Kommunionkinder wöchentlich Materialien an, die von Bibelimpulsen über Lieder bis hin zu Bastelanleitungen reichen. Die Familien können selbst bestimmen, inwieweit sie unserem Programm folgen, ob sie an manchen Stellen in die Tiefe gehen oder andere Schwerpunkte wählen. Niemand fragt die Inhalte ab, sondern es geht darum, den Glauben selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben. 

 

Sie sagen es im letzten Satz: Dieser Ansatz erfordert ja einen hohen Einsatz der Eltern. Wie können Sie garantieren, dass im Vergleich zum alten Kommunionmodell dabei nicht Kinder, zum Beispiel aus sozial schwachen Familien, auf der Strecke bleiben?

Das können wir nicht, das konnten wir aber vorher auch schon nicht – auch in den vergangenen Jahren sind beileibe nicht alle unserer Einladung gefolgt. Wir erleben aber, und das war genau das, was wir erreichen wollten, dass sich die Familien untereinander zusammenschließen und austauschen. Da werden sehr kreative Wege der Kommunionvorbereitung gefunden, und auch die Eltern bekommen durch den Kontakt zu anderen auf einmal wieder Spaß an Kirche. Freunde der Kinder, bei denen die Eltern keine intensive Vorbereitung leisten können, werden da schnell mitgezogen. 

 

Die ersten Kinder sind nun zur Kommunion gegangen. Wie ist das Feedback? 

Neue Konzepte stoßen nicht immer nur auf Gegenliebe, sondern irritieren auch, aber insgesamt sind die Rückmeldungen positiv. Ich beobachte, dass die Kommunionvorbereitung nun anders lebendig und individuell wird. Die Familien sind mit Elan dabei, finden Wegbegleiter und entdecken für sich eine Form des Glaubens, der auch nach der Kommunion bestehen bleibt. Kommunion ist jetzt Familiensache. 

Das Gespräch führte Ann-Katrin Roscheck. 

Weitere Angebote für Familien in Krefeld: www.familien-in-krefeld-sued.de