Erneuerbar statt fossil

Auch bei Kirchen kann sich der Umstieg von der alten Öl- auf eine moderne Holzpellet-Heizung lohnen

Klug und klimafreundlich heizen: Auch für Pfarreien ist das ein zunehmend wichtigeres Thema – nicht nur mit Blick auf den Winter. (c) www.pixabay.com
Klug und klimafreundlich heizen: Auch für Pfarreien ist das ein zunehmend wichtigeres Thema – nicht nur mit Blick auf den Winter.
Datum:
11. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 46/2020 | Andrea Thomas

Der Heizkessel ist in die Jahre gekommen, über kurz oder lang muss ein neuer her. Vor dessen Anschaffung stellen sich viele Fragen. Kirchengemeinden geht es da nicht anders als Privathaushalten. Neben den Kosten dürfte – mit Blick aufs Klima – eine weitere sein, ob das nicht der richtige Zeitpunkt wäre, von fossiler auf erneuerbare Energie umzusteigen.

Auch die Pfarrei St. Josef in Herzogenrath-Straß befand sich vor einiger Zeit in dieser Situation. Die alte Öl-Heizung der Kirche musste ersetzt werden. Bei Öl wollten Gemeindeleitung und Kirchenvorstand sowohl aus Kosten- als auch aus Umweltgründen nicht bleiben. Eine Alternative wäre eine Heizung mit umweltfreundlichen Holzpellets. Doch geht das für eine Kirche? – Ja, sagt Marie Goebel, Referentin für Klima- und Umweltschutz beim Bistum Aachen, das sei zwar noch nicht weit verbreitet, aber möglich, und für Kirchengemeinden, die eine neue Kirchenheizung anschaffen müssen, durchaus eine Überlegung wert. Im Bistum nutzt diese Technologie bislang (seit 2005) nur die Kirche St. Hubertus in Schmidt in der Eifel. Seitdem habe sich technisch vieles weiterentwickelt, wie Marie Goebel ausführt.

Auch die Verantwortlichen aus St. Josef haben sich im Vorfeld eine moderne Pellet-Heizung im Betrieb angeschaut, um zu klären, wie aufwändig Wartung und Betrieb (Leeren, Entsorgen der Asche, Lagerung der Pellets) sind. Das Ergebnis fiel zugunsten dieser Heizform aus, unter anderem auch, weil die Bundesregierung die Förderung zum Beginn dieses Jahres verbessert hat.

Was müssen Pfarreien und Gemeinden noch beachten? „Der Umstieg lohnt sich dann, wenn die Heizung tatsächlich gewechselt werden muss, da das schon eine große Investition ist“, sagt Marie Goebel. Wichtig sei auch zu schauen, ob es eine entsprechende Lagermöglichkeit für die Pellets in der Nähe des Brenners gibt und diese gut per LKW angeliefert werden können. Was nicht bei allen Kirchengebäuden problemlos möglich sei. Eine gute Alternative könne eine Pellet-Heizung da sein, wo kein Gasanschluss in der Nähe sei und bislang eine alte Öl-Heizung genutzt werde. Hier gibt es nämlich besondere Fördermittel für den Umstieg. Ab 2021 führt die Bundesregierung zudem den CO2-Preis auf fossile Brennstoffe ein, der diese weiter verteuern wird. Dem Sparpotential stehen die Anschaffungskosten gegenüber, die bei einer Pellet-Heizung noch deutlich höher sind als bei anderen. „Im Betrieb ist die Heizung dann günstiger und die Kosten können durch zur Verfügung stehende Fördermittel aufgefangen werden“, erklärt Marie Goebel. Außerdem sei eine neue Heizanlage eine Investition auf mehrere Jahrzehnte.

Ihr Rat: Wer eine alte Kirchenheizung habe, sollte sich rechtzeitig Gedanken über Alternativen machen, da eine gute Planung Zeit brauche, und Fachleute einbinden, unter anderem aus den jeweils zuständigen Abteilungen des Bistums. Wer Fördermittel nutzen will, muss darauf achten, die Anträge dazu vor Beginn der Arbeiten zu stellen und Fristen einzuhalten. Fördergelder gibt es zum Beispiel über ein Programm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zur Förderung erneuerbarer Energien.
„Da muss man aber etwas Geduld mitbringen, Kirchen sind für die zuständigen Stellen noch Neuland“, berichtet Marie Goebel von den Erfahrungen, die sie gemeinsam mit der Pfarrei St. Josef dabei gemacht hat. Zuschüsse gibt es auch vom Bistum Aachen, für Bauvorhaben und zusätzlich aus dem Energiefonds, wenn eine Maßnahme energetisch besonders gut sei oder auf erneuerbare Energie setze. 


Klimaschutz auch ohne neue Heizung

Ein weiterer Punkt: Woher beziehe ich meine Pellets? Im Sinne des Klimas lohne es, hier auf regionale Anbieter und kurze Wege zu schauen. In St. Josef setzt man auf „Schneifel-Pellets“ aus der Eifel. Und geht sogar noch einen Schritt weiter beim Klimaschonen und Energiesparen. Über die neue Heizung soll zukünftig auch der benachbarte Pfarrkindergarten und das Pfarrhaus beheizt werden. Was sich gut ergänzt, da die Gebäude überwiegend zu unterschiedlichen Zeiten genutzt werden.

Mit einem klugen Energiemanagement können auch Pfarreien und Gemeinden etwas für den Klimaschutz tun, bei denen in absehbarer Zeit noch kein Heizungswechsel ansteht. „Zunächst sollten sie sich einen Überblick über ihren Energieverbrauch verschaffen, zum Beispiel über die Abrechnung des Energieversorgers“, sagt Marie Goebel, die dabei auch gerne über das Energiecontrolling unterstützt. Da eine Kirche sich schwer dämmen lasse, erreiche man hier mehr mit dem Blick auf die Heizungseinstellungen. „Oft stimmt die Zeiteinstellung nicht mehr und es wird auch geheizt, wenn niemand die Kirche nutzt.“ Lohnend sei auch, die Temperatureinstellung zu überprüfen: Reichen eventuell auch ein, zwei Grad weniger? „Darin liegt ein hohes Sparpotential. Allerdings muss man gerade bei Kirchen auch die Luftfeuchtigkeit beachten, damit keine Schäden entstehen können.“ Ein weiterer Tipp: im Winter bei kleineren Feiern, wo das geht, auf andere Räume ausweichen, statt dafür die ganze Kirche zu beheizen. Und zu guter Letzt sollte man nicht an der Wartung sparen.

 

Hilfe und Unterstützung erhalten Gemeinden bei Marie Goebel (Tel. 02 41/45 23 43) und Thomas Ehses (Tel. 02 41/45 22 97) vom Energiemanagement des Bistums, www.bistum-aachen.de/Energiemanagement. Hier können auch die Broschüren „Beheizen und Temperieren von Kirchen“ des Netzwerks Energie & Kirche sowie „Klimaschutz in Kirchengemeinden“ angefordert werden. 

Neue Heizung für Kirchen

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