Engel erwünscht

Ökumenisch gemeinschaftsstiftendes Projekt für Senioren

Im Schulterschluss für Seniorenwünsche  (v.l.n.r.): Andreas Goßen (DülkenBüro), Josef  Heinemann (Stiftung Theresienheim), Clemens Roosen (Volksbank Viersen). (c) privat
Im Schulterschluss für Seniorenwünsche (v.l.n.r.): Andreas Goßen (DülkenBüro), Josef Heinemann (Stiftung Theresienheim), Clemens Roosen (Volksbank Viersen).
Datum:
11. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 46/2020 | Dorothée Schenk

Eigentlich ist es ja ein Import, klärt Josef Heinemann, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Theresienheim und Ideengeber der Aktion „111 Engel für Dülken“, auf. „Ich habe das aus dem Rhein-Sieg-Kreis mitgebracht.“ Ein Erfolgsmodell zur Weihnachtsnachtszeit, das vor Ort erprobt auch für die Region Niederrhein Vorbildcharakter haben könnte. Es geht um einen Wunschbaum speziell für Senioren.

(c) Dülken-Büro

Ganz alleine kann die Stiftung Theresienheim natürlich eine solche Aktion nicht stemmen. Es ist ein ökumenisches Projekt gemeinsam mit der Diakonie der evangelischen Kirche und unterstützt von der Volksbank Viersen. 111 Menschen aus Dülken und Boisheim sollen zur Adventszeit mit kleinen Geschenken bedacht werden, die bis zu 25 Euro teuer sein dürfen. Gezielt Senioren über 60 Jahren sollen sich angesprochen fühlen, die bedürftig sind im zweifach gemeinten Sinne. Solche Menschen, die über ein geringes Einkommen, also nur über eine kleine Rente verfügen, aber auch durch ihre sozialen Umstände eingeschränkt sind in Mobilität, durch körperliche Einschränkungen oder fehlende Kontakte. Im vergangenen Jahr etwa standen Schlafanzüge ebenso auf dem „Zettel“ wie eine Decke für das heimische Sofa, Tabak und gezielt Wünsche nach Gemeinsamkeit, vom Spaziergang bis zum Kaffeetrinken und Spielenachmittag.

Im vergangenen Jahr wurde die Aktion erstmals auf die Beine gestellt, und die Partner waren von der Resonanz überwältigt: Kaum war der Tannenbaum mit den ersten Wünschen in der Bankfiliale am Neumarkt aufgestellt, war er schon „leergepflückt“, berichtet Andreas Goßen vom DülkenBüro der Diakonie. Dabei überstieg von Anfang an die Schar der Wünscheerfüller die der Wünschenden. Den Grund glaubt Goßen zu kennen: „Ich erkläre mir das damit, dass wir eine Generation ansprechen, die sich schämt, von Almosen zu leben. Das ist eine Generation, die noch aufs Feld gelaufen ist und sich die Kartoffeln geholt hat, damit sie etwas zu essen hatten und bloß nicht Vater Staat auf der Tasche liegen.“

Um diese Menschen aber zu erreichen, haben die Partner ein breites Netz gespannt: Durch persönliche Kontakte zu den christlichen Pfarrgemeinden, über Pflegedienste, Medien und digitale Netzwerke, aber auch das Büro Robin Hood werden gezielt Kontakte geknüpft. „Außerdem versuchen wir über Dritte, über Menschen, die ein Vertrauensverhältnis haben, den Zugang zu finden.“ Das kann die gute Nachbarin oder auch der Sohn sein, der als „Tippgeber“ fungiert und die Hemmschwelle abbauen kann.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die Karten sind gedruckt, die Werbetrommel gerührt. Jetzt fehlen nur noch Menschen, die Wünsche haben. Sie können sich ab sofort im DülkenBüro, Lange Straße 32, melden. Am 23. November wird der Baum aufgestellt. Drei 
Wochen haben dann die „Engel“ Zeit, Wünsche zu pflücken, zu erfüllen und weihnachtlich verpackt im DülkenBüro wieder abzugeben. Wichtig ist Josef Heineman, dass wirklich alle Wünsche erfüllt werden. Wünsche, die bis 4. Dezember keinen „Engel“ gefunden haben, übernehmen Stiftung und Diakonie. Einziger Wermutstropfen in diesem Jahr: Zeitgeschenke müssen coronabedingt ausfallen.