Endlich Gehör finden

Buch bündelt Berichte von Frauen über sexuellen und spirituellen Mussbrauch in der katholischen Kirche

(c) Aschendorff-Verlag Münster
Datum:
9. März 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 10/2021 | Ruth Schlotterhose

Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche? Wer bisher der Ansicht war, dass es den nicht gibt, wird durch das vorliegende Buch beinahe brutal 
eines Besseren belehrt.

 Erschüttert nimmt der Leser zur Kenntnis, wie schamlos das Vertrauen von Frauen missbraucht wurde, wie skrupellos Geistliche ihr Amt ausnutzten, wie sehr Frauen sich erniedrigen lassen mussten. Kaum auszuhalten sind die Schilderungen. „Erzählen als Widerstand“ verschafft betroffenen Frauen endlich Gehör und den dringend benötigten Erzählraum. 23 Frauen haben den Mut gefunden, ihr Schweigen zu brechen und ihrer Ohnmacht zu entfliehen. Sie leisten auf diese Weise Widerstand gegen das Vertuschen.
In zweiten Teil des Werks, der unter anderem weiterführende Hinweise für Betroffene enthält, thematisieren theologische Essays die Hintergründe des Missbrauchs. Wissenschaftliche Forschung ist nötig, um das Übel „Missbrauch“ an der Wurzel packen zu können. Das Buchprojekt ist einer Inititative des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) zu verdanken.

Der Titel ist Grundlage einer Online-Lesung der Reihe „Wiedervorlage: Aufarbeitung (Macht)Missbrauch“ am 26. März (siehe Seite 18 der kommenden Ausgabe).

 

Barbara Haslbeck, Regina Heyder, Ute Leimgruber, Dorothee Sandherr-Klemp (Hg.): Erzählen als Widerstand. Berichte über spirituellen und sexuellen Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche, 271 S., gebunden, Aschendorff-Verlag, Münster 2020, Preis: 20,– Euro, E-Book: 13,99 Euro