Einladung zum Eintreten

Die Kirche auf dem Gelände der LVR-Klinik in Düren wurde mit Schwerpunkt auf Helligkeit neu gestaltet

„Heller“ war das Credo für die Neugestaltung der Kirche. Mit weißer Farbe und freundlicheren Kirchenbänken sowie einem neuen Boden wurde dies umgesetzt. (c) Mira Otto
„Heller“ war das Credo für die Neugestaltung der Kirche. Mit weißer Farbe und freundlicheren Kirchenbänken sowie einem neuen Boden wurde dies umgesetzt.
Datum:
2. Nov. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 44/2021 | Mira Otto

Die LVR-Klinik in Düren ist ein Ort der Heilung. Dort werden Menschen behandelt, denen es psychisch nicht gut geht. Entsprechend strahlt dieser weitläufige Ort mit verschiedenen Gebäuden und von alten Bäumen gesäumten Grünflächen eine beruhigende Atmosphäre aus. Darüber hinaus prägen helle Farben das Ambiente. 

Herzstück des Geländes ist die Herz-Jesu-Kirche, die allerdings vor ein paar Monaten noch so gar nicht in das Bild der restlichen Anlage passen wollte. „Mindestens 20 Jahre ist hier nicht renoviert worden, vielleicht sogar länger“, kann Stefan Uerschelen, Gemeindereferent und Klinikseelsorger der katholischen Seelsorge in der LVR-Klinik Düren, nur mutmaßen. 
Bevor die Kirche am Osterdienstag dieses Jahres geschlossen wurde, war die Kirche vor allem eins: dunkel. Schon das Eingangsportal sang ein Klagelied, war doch die Farbe völlig abgeblättert und die Kupferplatten so angelaufen, dass die in Kreuzform angebrachten Nieten kaum noch erkennbar waren. Die Wände im Inneren voller Ruß, war die weiße Farbe zu einem Mausgrau geworden. In den Ecken waren die Wände fast schwarz. Wasserschäden waren nur halbhoch überstrichen worden. Hinzu kamen dunkelbraune 
Bänke, mit denen der Raum der Kirche vollgestellt war. Überdies war der Kirchenboden teilweise mit einem ebenfalls braunen Teppich ausgelegt, der unter heruntergetropftem Kerzenwachs und Straßenschuhen über Jahrzehnte gelitten hatte. Nach einem Ort des Wohlfühlens sah das nicht aus.

„Wir haben darum gekämpft, dass die  Kirche insgesamt heller wird“

Drei Erzengel stehen den Besuchern der LVR- Klinik bei: begleitend, mutig und hoffnungsvoll. (c) Mira Otto
Drei Erzengel stehen den Besuchern der LVR- Klinik bei: begleitend, mutig und hoffnungsvoll.

In Absprache mit der Denkmalschutzbehörde hat man monatelang renoviert und gestaltet. Substanzielle Veränderungen gab es nicht. Nun spricht das Eingangsportal mit neuer weißer Farbe und gereinigten Kupferplatten wieder die Einladung zum Eintreten aus. Der gesamte Innenbereich ist neu gestrichen worden. Dabei wurden die grünen Flächen, die zur Kuppel führen, erhalten, und die Säulenelemente, die ehemals in Anthrazit gefärbt waren, haben nun einen helleren Grauton. Die Decken der unteren Ebene, die vorher, der Holzdecke nachempfunden, in einem dunklen Braun gestrichen worden waren, sind nun weiß. „Wir haben dafür gekämpft, dass die Kirche insgesamt heller wird“, sagt Uerschelen.
Betreten die Besucher nun die Kirche, stehen sie in einem hellen, bei schönem Wetter lichtdurchfluteten Raum. Begrüßt werden sie, wie Uerschelen es sagt, „vom Erzengel Gabriel, der Lebensveränderung mitteilt und Hoffnung spendet, vom Erzengel Michael, der ein Kämpfer ist und Mut spendet, sowie vom Erzengel Raphael, der Menschen auf ihrem Weg begleitet“. Zu sehen sind diese in drei großen Kirchenfenstern des Künstlers Ernst Otto Köpke. Die Kirchenbänke wurden in ihrer Zahl reduziert und sind nun aus einem helleren Holz. Außerdem wurde der Teppich durch einen hellen Holzboden ersetzt und eine neue Soundanlage installiert.

Zeugen des alten Zustands sind zwei Steinfiguren neben dem Altar. Eine zeigt Maria mit dem Jesuskind, die andere ist eine Herz-Jesu-Figur. Beide Darstellungen sind fast schwarz. Der deutlich hellere Hautton sowie beispielsweise die blaue Farbe der Kleidung Marias sind nur noch aus nächster Nähe erahnbar. Auch die Statuen sollen vom Ruß befreit werden, allerdings suche man noch nach fachlichen Händen.

Die Kirche, so Uerschelen, soll für die Patienten ein Ort der Ruhe und Geborgenheit sein. Ebenso ein Rückzugsort. Dafür musste die Kirche freundlicher werden. Und dass das Gebäude von den Patienten stark genutzt wird, zeigt der Verbrauch der Teelichter, die im Vorraum zu einem Gedenken angezündet werden können. 6300 Kerzen werden im stillen Gebet jährlich entzündet. Seit der Wiedereröffnung mit einem Gottesdienst Mitte September ist die Kirche für Gottesdienste, Andachten und Konzerte genutzt worden. An dieser Stelle ist es erwähnenswert, dass in der Kirche eine Orgel der Firma Klais aus dem Jahr 1930 zu finden ist.

Außerdem war die Ausstellung „Entdecke mich“ bis zum vergangenen Mittwoch dort zu sehen. Zu den Ausstellern gehören auch vier Bewohner der LVR-Klinik. Diese ermöglichten mit ihren gestalteten Kisten zu den drei Fragen „Hat sich etwas in Ihrem Leben verändert?“, „Ist etwas in Ihrem Leben besser geworden?“, „Was möchten sie anderen Menschen davon zeigen?“ beeindruckende Einblicke. So war durch einen „Blick in den Weltraum“ die Faszination für die unendlichen Weiten, mit der Kiste „Blick in den Norden“ ein Eindruck einer Ostfrieslandreise, ein mit Tierfiguren erstelltes Familienbild sowie ein geheimnisvoller Einhornwald erfahrbar.