„Wie findest du es denn hier?“ „Schön.“ „Was findest du denn schön?“ „Na, die Kita!“, sagt die fünfjährige Mariam, die gerade an einem kleinen Tisch ein Puzzle zusammensetzt und etwas ungläubig dreinschaut, weil sie gerade wirklich gefragt worden ist, was denn an ihrer Kindertagesstätte schön sei.
Seit knapp einem Monat ist die Kita San Pedro geöffnet. Nach dieser Zeit der Eingewöhnung findet diese Woche die offizielle Eröffnungsfeier statt. Das Besondere: Die Kinder sind mit den Erziehern in das Gebäude der ehemaligen Kirche St. Bonifatius im Dürener Osten gezogen.
77 Kinder tummeln sich in einer reinen U3-Gruppe, einer Gruppe für Kinder von zwei bis sechs Jahren und zwei Ü3-Gruppen von drei bis sechs Jahren. Bewegung, soziale Kompetenz und die Bedürfnisse der Kinder stehen bei der Einrichtung im Mittelpunkt. So ehemalig, wie es auf der Webseite der Pfarrei St. Lukas geschrieben steht, ist die Kirche auch als Ort des Gebets nebenbei nicht. Denn an Samstagen um 18.30 Uhr findet hier immer eine heilige Messe statt. Zeugnis dessen sind auch kleine Kerzen, die mit einer Bitte oder im Gedenken an einen lieben Menschen von den Gemeindemitgliedern entzündet wurden und mittlerweile erloschen, aber noch sichtbar sind. Der Bänke entledigt, entsteht im Kirchenschiff im Kita-Betrieb ein „Ort des Lebens“, wie Pfarrer Hans-Otto von Danwitz sagt. Denn die große Fläche ist dann der Spielraum der Kinder. Besonders schön ist dieser Platz wegen der raumhohen Kirchenfenster, die den Raum mit Licht durchfluten, und die kirchentypische hohe Decke.
Angeboten werden zahlreiche „Attraktionen“. Absolutes Highlight und auch bei den Kindern äußerst beliebt sind die Fahr- und Dreiräder, die zu jeder Jahreszeit und Wetterlage wohlbehütet genutzt werden können. Und pragmatisch ist es auch. Denn so lernen die Kinder die Verkehrsregeln durch aufgestellte Verkehrsschilder und kleine Ampeln in einem geschützten Raum kennen. Obwohl, um ganz ehrlich zu sein, es für die Kleinen wohl viel interessanter ist, von der hintersten Ecke des Kirchenraumes mit Vollgas in die Richtung des ehemaligen Altars zu pesen – teilweise auch schon ohne Stützräder und natürlich immer mit Helm. In einem durch Bodenmarkierungen abgetrennten Bereich gibt es andere, etwas ruhigere Spielmöglichkeiten wie beispielsweise Puppenhäuser.
Dort, wo früher der Altar stand, ist jetzt die Küche. Die Kinder sollen bald durch ein Abstimmungssystem selbst entscheiden, was auf den Tisch kommt. „Wo früher das Brot und der Wein geteilt wurden, teilen jetzt die Kinder“, sagt Danwitz und weiter zu dem Umbau der Kirche St. Bonifatius: „Ich finde, das ist eine riesige Chance. In Düren-Ost ist ein großer Bedarf an Kitaplätzen, und wir haben gemerkt, dass der Kirchenraum zu groß ist. So können wir die Kirche erhalten, und mit dem Gottesdienst läuten auch die Glocken weiter.“
Auch die Taufkirche ist noch erhalten. Hinter einer Glastüre können die Kinder vom Kirchenschiff aus eine Statue Jesu sehen. Gegenpol zu dem Raum zum Toben ist der Meditations- und Schlafraum. Auch hier tut das alte Gebäude sein Gutes, denn die Kirchenfenster sind in einem tiefen Blau. Das Licht ist gedämpft, durch die Glastüren, die das Kirchenschiff umgeben, kommt kein Ton. Es ist ruhig.
Nebenbei gibt es vieles zu entdecken. Einen Verkleidungsraum beispielsweise, in dem die Kinder mit Hilfe der Requisiten wie Feuerwehrhelmen und alten Schuhen in andere Rollen schlüpfen können. Regelmäßig zweckentfremdet wird hier eine Wurstkette aus Plastik. Über den Kopf gehängt, ist die lange Schnur das Symbol für Rapunzel geworden. Die Kinder haben Spaß. In der U3-Gruppe ist an der Wand eine Miniaturversion eines Ballettspiegels angebracht. An der Stange können sich die Kinder hochziehen und so die ersten Schritte machen.
Bagger bringen gerade das Außengelände in Form. Mit mehreren Hügeln und unterschiedlichen Bodenbelägen wie Sand und Rindenmulch soll hier ein Erlebnisraum für die Kinder entstehen.
Die Einrichtungsleitung, Vanessa Clemens, plant noch mehr: Die Kita soll innerhalb von „Brückenprojekten“ mit der Zeit ein Ort für alle Generationen werden. „Nach Corona soll hier ein Ort der Begegnung entstehen. Dann wollen wir hier Lesenachmittage, Elternabende oder internationales Kochen machen.“ Darüber hinaus sollen ab September auch ein Ergotherapeut und ein Logopäde den Kindern helfend zu Seite stehen.