Ein „heroisches“ Leben

Nach fast 80 Jahren geht der Seligsprechungsprozess für Pater Franziskus Jordan zu Ende

Johann Baptiste Jordan wuchs in armen Verhältnissen auf. Weil kein Geld da war, konnte er nicht studieren. Auf Umwegen wurde er Priester. (c) Salvatorianerinnen
Johann Baptiste Jordan wuchs in armen Verhältnissen auf. Weil kein Geld da war, konnte er nicht studieren. Auf Umwegen wurde er Priester.
Datum:
11. Mai 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 19/2021 | Garnet Manecke

Am Samstag, 15. Mai, spricht Kardinal Angelo De Donatis in Rom Pater Franziskus Jordan selig. Der Pater war Gründer der Salvatorianer. Auch in Neuwerk hat sein Wirken Spuren hinterlassen: Mit ihm hat Therese von Wüllenweber den Orden der Salvatorianerinnen gegründet. Weil es ein großes Fest nicht geben kann, gedenken die Schwestern seiner auf sehr persönliche Weise.

Therese von Wüllenweber war mit Pater Franziskus Jordan befreundet. (c) Garnet Manecke
Therese von Wüllenweber war mit Pater Franziskus Jordan befreundet.

Schwere Wochen haben die Salvatorianerinnen im Kloster Neuwerk hinter sich. Im November steckten sich die Schwestern mit dem Corona-Virus an. Zwei Ordensfrauen sind an der Krankheit gestorben. Zwar sind jetzt alle Schwestern der Gemeinschaft geimpft – aber eine Feier ist dennoch nicht möglich. Allein schon wegen der geltenden Vorgaben. Dazu kommt, dass einige Schwestern noch immer nicht ganz bei Kräften sind. „Wir werden uns wohl jede für sich im Gedenken an Pater Franziskus Jordan mit seinem Leben beschäftigen“, sagt Schwester Esther, Oberin der Klosters im Mönchengladbacher Norden. Für die Salvatorianerinnen spielt der Pater schon deshalb eine besondere Rolle in der Geschichte des Ordens, weil er die Gründerin Therese von Wüllenweber zu ihrem Vorhaben ermutigte.

„Er war mit ihr sehr gut befreundet und in Kirchenfragen auch für seine Zeit sehr modern“, sagt Schwester Esther. So befürwortete der Pater, dass Frauen und Laien stärker an der Verkündigung beteiligt werden. „Mit einigen seiner Ideen lief er bei Kirchenver-tretern vor eine Wand“, sagt Schwester Esther. „Aber er hat nie aufgegeben. Er hat nie gesagt: ,Wenn die heilige Mutter Kirche das nicht will, dann lassen wir es sein.‘ Das imponiert mir.“

 

Therese von Wüllenweber sah ihn als einen Bruder im Geiste

Eine seiner engsten Begleiterinnen war Maria von den Aposteln, die mit bürgerlichem Namen Therese von Wüllenweber hieß. Sie wollte in Anlehnung an das Leben und das Selbstverständnis der Salvatorianer einen Orden für Frauen gründen. Am 8. Dezember 1881 hatte Pater Jordan den Orden der Salvatori-aner gegründet, der damals noch Apostolische Lehrgesellschaft für Männer genannt wird. 1883 nimmt Jordan seinen Ordensnamen Franziskus Maria vom Kreuze an. Fünf Jahre später hilft er Maria von den Aposteln, einen Orden für Frauen zu gründen. 1893 werden die Apostolischen Lehrgesellschaften zur Gesellschaft vom Göttlichen Heiland (Männer), die Salvatorianer, und zu den Schwestern vom Göttlichen Heiland (Frauen), die Salvatorianerinnen.

Begegnet sind sich Pater Jordan und Therese von Wüllenweber im Juli 1882 in Neuwerk. Therese erkannte in ihm einen Bruder im Geiste. „Er machte mir den Eindruck eines demütigen, wahren, eifrigen Apostels – er blieb drei Tage … mein bester einziger Wunsch ist, dieser Gesellschaft immer fester anzugehören bis zum Tode. Lieber Gott, dir sei ewig Dank!“, schrieb sie in ihr Tagebuch. Sie wurde die erste Frau in der Apostolischen Lehrgesellschaft und legte am 31. Mai 1883 in seine Hände die ewigen Gelübde ab. Pater Jordan gab ihr den Namen „Schwester Maria Theresia von den Aposteln“.

Geboren wurde Pater Jordan als Johann Baptiste Jordan am 16. Juni 1848 in eine Familie, die in ärmlichen Verhältnissen an der Grenze zur Schweiz lebte. Seinen Vater verlor er im Alter von 15 Jahren. Der frühe Schicksalsschlag machte Johann zu einem stillen, nachdenklichen Menschen voller Gottvertrauen. Er wollte Priester werden.
Ein Ziel, das für die Familie nicht finanzierbar war. Also machte Johann nach der Grundschule eine Lehre als Anstreicher und Dekorationsmaler. Wie für Gesellen damals üblich, ging er danach auf Wanderschaft.

Seine Berufung spürt er weiter – mit den Jahren wird sie sogar intensiver. 1869 nimmt er bei Priestern in Waldhut Unterricht, er besucht danach das Gymnasium in Konstanz und 1874 schließlich legt er mit seinem Studium der Theologie und Philologie in Freiburg/Breisgau einen wichtigen Grundstein.
Im Alter von 30 Jahren hat Johann Baptiste Jordan sein Ziel erreicht: Am 21. Juli 1878 wird er zum Priester geweiht. Gleich anschließend geht er nach Rom, um dort Sprachen zu studieren. Während dieser Zei, wächst in Jordan die Erkenntnis, dass er einen Orden gründen will, der die Mission, die Lehre und das Engagement der Laien in den Mittelpunkt stellt.


Im September 2015 geschah das Wunder für den Prozess

Mit der Seligsprechung von Pater Jordan geht ein fast 80 Jahre währender Prozess zu Ende. Denn der Seligsprechungsprozess wurde bereits 1942 eingeleitet. Allerdings traten während des Prozesses Unklarheiten über einen Konflikt zwischen ihm und Therese von Wüllenweber auf. Die Klärung verzögerte den Prozess. Therese von Wüllenweber wurde bereits 1968 von Papst Paul VI. selig gesprochen.

Aber es gab noch ein zweites Hindernis: Für die Seligsprechung musste ein Wunder in Zusammenhang mit Pater Jordans Wirken gebracht werden. Das geschah erst mit der Geburt von Lívia Maria Cordoso Silva am 8. September 2015 – dem 97. Todestag von Pater Jordan. Während der Schwangerschaft attestierten Ärzte den Eltern nach mehreren Untersuchungen, dass ihr Kind mit schwersten Behinderungen auf die Welt kommen würde. Zusammen mit einer salvatorianischen Laiengruppe beteten die Eltern täglich um die Fürsprache von Pater Jordan. Als das Kind gesund zur Welt kam, wurde das auf die Fürsprache des Paters zurückgeführt.

Aber auch ohne Wunder bestand in Rom kein Zweifel daran, dass Pater Jordan sein Leben entsprechend des Evangeliums geführt habe. 2011 erklärte die Kirche sein Leben als „heroisch“. 2020 schließlich zeichnete sich mit der Anerkennung des Wunders ein Ende des Seligsprechungsprozess ab.

Für Sommer 2022 sind einige Dankfeiern an wichtigen Orten im Leben des Ordensgründers geplant. Die sollten zwar 2021 stattfinden, mussten aber wegen der Pandemie verschoben werden. Die Dankfeiern werden in Rom, Tafers, Freiburg und Gurtweil stattfinden – damit auch Salvatorianer aus anderen Ländern teilnehmen können.

Die Seligsprechung Pater Franziskus Jordans wird am Samstag, 15. Mai, ab 10.30 Uhr aus der Lateranbasilika per Livestream übertragen. Hauptzelebrant ist Kardinal Angelo De Donatis, Generalvikar des Papstes in Rom. Am Sonntag, 16. Mai, wird um 15 Uhr ein Dankgottesdienst für den neuen Seligen P. Franziskus Jordan im Petersdom gefeiert. Die Seligsprechung wird über den deutschen Fernsehsender EWTN (www.ewtn.de) übertragen und voraussichtlich mit einem deutschen Kommentar versehen. Infos sind im Internet unter www.paterjordan.org abrufbar.