Ein großes Geschenk

Interview mit der Journalistin und Buchautorin Angela Krumpen über das Wesen der Freundschaft

Angela Krumpen hat ein Buch über ihre Freundschaft mit Regina Groot Bramel geschrieben. In „Den Himmel verschenken“ kommt durch ihre E-Mail-Korrespondenz auch die verstorbene Freundin zu Wort. (c) Garnet Manecke
Angela Krumpen hat ein Buch über ihre Freundschaft mit Regina Groot Bramel geschrieben. In „Den Himmel verschenken“ kommt durch ihre E-Mail-Korrespondenz auch die verstorbene Freundin zu Wort.
Datum:
20. Juli 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 29/2022

Obwohl sie sich selten sahen, spürten Angela Krumpen und Regina Groot Bramel diese innige freundschaftliche Verbindung. Zweieinhalb Jahre dauerte ihre Freundschaft, als Groot Bramel im Juli 2020 plötzlich starb. Mit „Den Himmel verschenken“ hat Angela Krumpen nun ein Buch über diese Freundschaft veröffentlicht.

Was hat Sie an Regina Groot Bramel angesprochen?

Ich glaube, vor allem diese Direktheit und Unkompliziertheit bei ihr. Dass sie die Dinge so nahm, wie sie waren, und eine Lösung fand. Von Anfang an war es mit ihr so leicht.

 

Haben Sie das schon beim ersten Augenblick gespürt?

Eigentlich ja. Ich hatte eine Predigt von ihr gelesen. Die war von einem großen Pragmatismus geprägt und hatte eine große Leichtigkeit, von Gott zu erzählen. Ich hatte ja gewusst, wie sie lebt. Das geht nur, wenn man auch so ist.

 

Wie entstand Ihre Freundschaft?

Ich rief sie an, um sie zu einem Interview einzuladen. Ihr jüngster Sohn war am Telefon und sagte mir, dass seine Mutter gerade auf Amrum sei. Sie käme erst in der folgenden Woche wieder. Aber dann hat sie eine halbe Stunde später angerufen. Nach dem Telefonat hat sie sich im Internet über mich schlau gemacht und hatte viele Fragen, schrieb mir viele E-Mails. Auf jede Antwort von mir folgten noch mehr Fragen. Irgendwann habe ich mal im Scherz geschrieben, dass wir so eine Art Adventskalender machen sollten: Jeden Tag eine E-Mail. Sie hat das ernst genommen, und dann haben wir, weil es trüb und November war, ein Spiel daraus gemacht. Uns jeden Tag eine E-Mail mit Licht geschickt. Sie hat mir zum Beispiel einmal Sterne geschickt mit einer Rezension für eines meiner Bücher. Wir haben uns so am Leben der anderen teilhaben lassen. Da passierte ja viel.

 

Wie hat sich Ihr Leben durch diese Freundschaft verändert?

Auf einmal war jemand da, dem ich ganz wenig erklären musste. Das war ein großes Geschenk. Mütter kennen es, dass es anders ist, mit Müttern über Kinder zu sprechen. Wir hatten in unserem Leben viele Parallelen: Beide waren wir Mütter, beide Pflegemütter. Wir machten beide Steinzeitferien an einem Ort ohne Strom und fließendem Wasser. Wir hatten beide eine pragmatische Art, auf das Leben zuzugehen. Wir gehen beide auf Menschen zu und schreiben beide. Bei vielen Dingen ist es schön zu wissen: Ich muss nicht viele Worte machen. Dadurch konnten wir uns unterstützen. Diese Zuversicht zu teilen, dass es eine Lösung gibt.

 

Was haben Sie über Freundschaft gelernt?

Dass es egal ist, wie lange wir uns kennen, wie oft wir uns sehen, oder wie viel Zeit wir miteinander verbringen. Es geht darum, wie unmittelbar und wahrhaftig die Beziehung ist. Es ist völlig unabhängig davon, ob die Person in meinem Alltag eine Rolle spielt. Ich habe in dieser Freundschaft gelernt, dass wir Liebe stark verkürzen. Es ist schade, dass wir dieses Wort so eingrenzen.

 

Mit der Natur fühlte sich Regina Groot Bramel verbunden. Sie war ein Teil von ihr. (c) privat
Mit der Natur fühlte sich Regina Groot Bramel verbunden. Sie war ein Teil von ihr.

Hat sich durch diese Freundschaft Ihr Gottesbild verändert?

Es war schön, dass wir beide einen Zugang zur Transzendenz hatten, der zwar unterschiedlich war, aber zu jeder von uns gut passte. Bei Regina war es das Evangelium. Sie hat immer gesagt: Es ist so einfach, von der Liebe Gottes zu erzählen. Die Szene mit dem Kinderrollstuhl vor dem Ferienhaus, die ich im Buch beschreibe, ist dafür ein Beispiel. Regina weiß, dass das Kind mit dem Rollstuhl im feinen Amrumsand nicht bis an die Meerkante kommen kann. Die einfache Lösung: klingeln und einen Ausritt mit ihren Islandpferden anbieten. Später staunte Regina: Es war so leicht, ein Stück Himmel zu verschenken. Das bestärkt auch mein Gottesbild. Je weniger groß ich das mache, dass wir alle in dieser anderen Wirklichkeit verwurzelt sind, umso mehr kann ich das leben.

 

Regina Groot Bramel wollte immer mit Ihnen ein Buch über ihre Freundschaft schreiben. Warum?

Es ging ihr nicht darum, von unserer Freundschaft zu erzählen, sondern über das Wesen der Freundschaft an sich. „Zu jedem Stichwort eine Geschichte aus zwei Perspektiven. Toll“, hat sie in einer E-Mail geschrieben. Das war wie kleine Gefühlsexplosionen: Eine hat etwas gesagt, und die andere hat ebenfalls einen Haufen Erfahrungen dazu gemacht. Bei allen Unterschieden verbinden diese Gemeinsamkeiten. 

 

Sie haben das Buch auf Amrum geschrieben. Ein Ort, an den auch Regina Groot Bramel immer wieder gerne ging.

Als sie so plötzlich starb, habe ich der Familie geschrieben. Ich kannte sie ja nicht, aber sie wussten, dass Regina und ich uns immer geschrieben hatten. Der Witwer hat mich nach Amrum eingeladen. Für mich war es eine Art, ihr nah zu sein und einen wichtigen Teil von ihr zu entdecken. 

 

Was sollen die Leser aus ihrem Buch mitnehmen?

Ich wünsche mir, dass wir unsere Konzepte von Liebe überdenken. Dass sich die Vorstellungen von Freundschaft, Liebe und Leben weiten und wir das wertschätzen. Es wäre schön, wenn sich die Leser von Regina ermutigen lassen, die Dinge einfach zu tun.

 

Ist das der Grund, warum Sie das Buch geschrieben haben?

Ja, absolut. Es geht nicht darum, wie toll jemand ist, was er alles macht. Sondern wie einfach und pragmatisch es ist, den Himmel zu verschenken.

 

Das Gespräch führte Garnet Manecke.

Verlosung

Angela Krumpen, Regina Groot Bramel: Den  Himmel verschenken.  Ein Freundinnenbuch,  112 S., 13 x 21,5 cm,  Patmos-Verlag, Ostfildern 2022, Preis: 16,– Euro (c) Patmos

Freundinnen-Buch

Freundinnen sind wichtig im Leben: Sie fangen einen da auf, wo die Familie nicht mehr auffangen kann. Freundinnen halten sich in dunklen Stunden gegenseitig fest und lachen sich gemeinsam durchs Leben. Freundinnen verschenken einander den Himmel, und folgerichtig hat Angela Krumpen das Buch über ihre Freundschaft mit Regina Groot Bramel „Den Himmel verschenken“ übertitelt.
Die im Juli 2020 verstorbene Regina Groot Bramel steht als Autorin mit auf dem Titel, weil Krumpen für das Buch auch Texte aus Groot Bramels E-Mails und Büchern verwendet hat. Auf diese Weise entsteht nochmal ein Dialog zwischen den beiden Freundinnen, in dem sie über das Wesen der Freundschaft berichten. Das Ergebnis ist ein „Freundinnen-Buch“, das das Herz anrührt. Ein Buch, das ein wunderbares Geschenk ist, um es zusammen mit der Freundin zu lesen.

Angela Krumpen gibt im August auch einige Lesungen im Bistum Aachen. An folgenden Orten ist sie zu Gast: 12. August, 19.30 Uhr, St. Josef Kirche, Eibenweg 1, 47906 Kempen; 17. August, 19 Uhr, Bauernhof, Hecke 35, 47918 Tönisvorst; 20. September, 19 Uhr, TaK-Treff am Kapellchen, Rudolfstraße 7, 41068 Mönchengladbach. Der Eintritt ist jeweils frei.

Angela Krumpen, Regina Groot Bramel: Den Himmel verschenken. Ein Freundinnenbuch, 112 S., 13 x 21,5 cm, 
Patmos-Verlag, Ostfildern 2022, Preis: 16,– Euro

Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, sendet bitte unter Angabe Ihres Namens und Ihrer Postadresse bis 8. August eine E-Mail an die Adresse kirchenzeitung@einhardverlag.de oder per Post (Poststempel) an KirchenZeitung, Redaktion, Tempelhofer Straße 21, 52068 Aachen. Unter allen Einsendungen werden drei Exemplare verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.