Ein November der Vernunft

Das kirchliche Leben im Bistum Aachen fährt vielerorts herunter. Aber es gibt Unterschiede zum März

Das erste Jahr mit der Pandemie neigt sich dem Ende zu. Im November legt sich wieder der Mehltau eines Lockdowns über unseren Alltag – um Schlimmeres zu verhindern. (c) pixabay.com
Das erste Jahr mit der Pandemie neigt sich dem Ende zu. Im November legt sich wieder der Mehltau eines Lockdowns über unseren Alltag – um Schlimmeres zu verhindern.
Datum:
3. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2020 | Thomas Hohenschue

Die dunkle Jahreszeit ist angebrochen. In diesem Jahr kommt die Pandemie hinzu. Um eine Überlastung unseres Gesundheitssystems zu vermeiden, fährt im November das öffentliche Leben herunter. Die staatlichen Vorgaben betreffen vielfach auch die kirchliche Landschaft. Ein erster Überblick quer durch das Bistum Aachen.

Das Coronavirus lebt von dem, was wir lieben und brauchen: dem Kontakt mit anderen Menschen. Dementsprechend zielen die Schutzverordnungen darauf ab, Situationen zu unterbinden, in denen die Weitergabe des Virus möglich wird. Gute Hygienekonzepte minimieren das Risiko, Verbote hingegen bringen es auf Null. So wird in diesem Monat vieles still stehen, wo viel Engagement für den Infektionsschutz gezeigt wurde. Die Mühen lohnen hoffentlich dann ab Dezember wieder. Ob es soweit kommt, werden wir sehen. Es hängt von der Solidarität und Akzeptanz der breiten Bevölkerung ab.

Dass der Lockdown dieses Mal leichter ausfällt als im März, lässt sich bereits an der Frage der Gottesdienste ablesen. Sie finden weiter unter den bekannten hygienischen Einschränkungen und Meldevorgaben statt. Die Kirchen sind hier Herren des Verfahrens und sehen bisher keinen Anlass, diese Form der Religionsausübung im Zuge einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu untersagen. Das Tragen einer Alltagsmaske ist schon seit Wochen verpflichtend auf dem Gebiet des Bistums Aachen, weil es flächendeckend gefährlich hohe Infektionszahlen aufweist.

Ansonsten sind Gemeinden in ihrem Leben empfindlich getroffen. Veranstaltungen und Versammlungen sind grundsätzlich untersagt, wie es in einem Rundbrief des Generalvikars erläutert wird. Ausnahmen gibt es wenige, etwa wichtige Gremiensitzungen und Beerdigungen. Gruppenleben darf im Pfarrheim nicht stattfinden. Chorproben und Konzerte sind im November nicht erlaubt. Freizeitangebote finden nicht statt. Die beliebten Mittagstische und Treffs: verboten.

Schulen und Kindertagesstätten bleiben hingegen diesmal offen. Kinder und Jugendliche bestmöglich durch diese Zeit zu führen, ist das erklärte Ziel. In dieser Logik können auch die kirchlichen Einrichtungen wie Offene Türen weiterarbeiten, wie Wilfried Cüsters vom Bischöflichen Generalvikariat erklärt. Die Häuser entwickeln kreative Lösungen für die Vorgaben des Infektionsschutzes. Es dürfen maximal zehn Jungen und Mädchen gleichzeitig im Raum sein. Daher werden die Stammgäste abwechselnd kommen müssen, ungewohnt, aber besser als nichts. Treffen im digitalen Raum unterliegen dieser Beschränkung nicht und ermöglichen Begegnungen über das Viertel hinaus. Besonderes Augenmerk liegt auf Kindern und Jugendlichen, die eine besondere Begleitung benötigen, etwa weil sie in schwierigen Situationen leben. Zu ihnen wird der direkte Draht gehalten.

Die Bildungslandschaft des Bistums Aachen ist ebenfalls stark betroffen. Manche Einrichtungen wie das Helene-Weber-Haus stellen für November den Betrieb ein. Andere wiederum nutzen die Spielräume, die ihnen die Coronaschutzverordnungen des Landes und der Kommunen lassen, etwa das Nell-Breuning-Haus und die Bischöfliche Akademie. Auch das Katholische Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Mönchengladbach und Heinsberg macht mit etwa einem Viertel seiner Angebote weiter, wie Leiter Franz-Josef Unland erklärt.

 

Manche Bildungsangebote gehen weiter, wie auch Hilfen und Dienste der Caritas

Auf drei Gebieten ist Bildungsarbeit auch im Lockdown möglich. Zum einen soll

berufsbezogene Bildung keinen Bruch erfahren. Das heißt zum Beispiel, Präventionsschulungen sind weiter möglich, allerdings nur für hauptberufliche Mitarbeiter, nicht für Ehrenamtliche. Um den sprachlichen und gesellschaftlichen Anschluss zu wahren, werden auch Integrationskurse zum Beispiel für Geflüchtete fortgesetzt. Und auch die so genannte kompensatorische Grundbildung erfährt keine Unterbrechung, das heißt die niederschwellige Arbeit mit Langzeitarbeitslosen, Wohnsitzlosen und psychisch Erkrankten. Dass dem gegenüber die Eltern-Kind-Kurse wegfallen und auch viele Angebote für Senioren in den Pfarreien, schmerzt. Aber das Forum beteiligt sich aus voller Überzeugung an der gesellschaftlichen Aufgabe, das Virus zurückzudrängen.

Das gilt auch für die verbandliche Caritas im Bistum Aachen, wie Diözesancaritasdirektor Burkard Schröders betont. Im Gegensatz zum März sind Geschäftsstellen und Einrichtungen gut vorbereitet. Vieles geht online und auch das, wo es den persönlichen Kontakt braucht, ist sicher ausgestaltet. Von daher ist es der erklärte Wille der Caritas, ihre Arbeit für die Menschen, die Rat und Hilfe bei

Einrichtungen und Diensten suchen, verlässlich fortzusetzen. Überall gelten die bekannten Vorgaben, die Infektionen verhindern sollen: Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske und lüften.

Burkard Schröders bittet alle Beteiligten, ob es Klienten, Kunden oder Mitarbeiter der Caritas sind, durch ihr persönliches Verhalten einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Corona-Pandemie in Schach gehalten wird. Stellvertretend formuliert er damit einen Gedanken, der gilt: Nicht die Politik und die Behörden, nicht die Virologen und die Ärzte tragen die Verantwortung dafür, dass sich die gefährliche Situation entschärft. Sondern wir alle sind es. Die meisten von uns wissen es. Auf uns kommt es an. Weiterhin.