Ein Gigant unter himmlischem Blau

Finale der Serie zum „Instrument des Jahres“ in St. Joachim Düren

Aufblick zur Orgel von St. Joachim. (c) Andreas Drouve
Aufblick zur Orgel von St. Joachim.
Datum:
10. Nov. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2021 | Andreas Drouve

Unsere Serie über die Orgel, das „Instrument des Jahres“, hat quer durchs Dürener und Jülicher Land geführt, in die Eifel, zu versteckten Schätzen, in bekannte Kirchen, in eine Orgelbauwerkstatt, zu Begegnungen mit vielen Organisten und Interviews mit Orgel-Enthusiasten. Zum Abschluss der Reihe machen wir Station im Multikulti-Stadtteil Nord-Düren: in der Pfarrkirche St. Joachim.

Hier können alle Register gezogen werden. (c) Andreas Drouve
Hier können alle Register gezogen werden.

„Nicht erschrecken!“, warnt Organist Peter Eich, bevor er alle Register zieht und den Kirchenraum von St. Joachim mit einer Urgewalt der Klänge füllt. Instrument ist eine Orgel der renommierten Bonner Werkstatt Klais, Baujahr 1992.

„Erhabene Schlichtheit“

Organist Peter Eich in der Kirche St. Joachim Düren. (c) Andreas Drouve
Organist Peter Eich in der Kirche St. Joachim Düren.

Eich, 57, ist hauptamtlicher Kirchenmusiker, was er als „aussterbende Art“ bezeichnet. Ausgehend von seinem Wohnsitz Birkesdorf spielt er Orgeln in knapp zehn Kirchen im Umkreis von acht Kilometern: zwischen Merken und Echtz, zwischen Arnolds- und Mariaweiler, dazu im Marienhospital Birkesdorf. Die ständigen Orts- und Orgelwechsel erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. „Ich muss mich immer wieder umstellen“, sagt er.

Besonders gern kommt er in die Nord-Dürener Joachimskirche, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand und in Außenansicht mit dominantem Backstein empfängt. Im Innern des neoromanischen Gotteshauses schätzt Eich das, was er „erhabene Schlichtheit“ nennt: die Ausgewogenheit zwischen der Architektur, der Farbwahl des Anstrichs und der Orgel auf der Empore. „Hier sind keine knalligen Farben, die harmonieren gut mit der Orgel,“ befindet Eich. Damit meint er die Sandsteintöne, das Rostrot der Säulen und vor allem das Himmelblau, zu dem der Orgelgigant gewölbewärts aufsteigt.

Musikalische Familie

Perfektion und Ton geben sich die Hand bei der Klais-Orgel. (c) Andreas Drouve
Perfektion und Ton geben sich die Hand bei der Klais-Orgel.

Eich stammt aus Siegburg und war ursprünglich Vermessungstechniker. Dabei wurde ihm die Musik gewissermaßen in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater Peter-Josef war Kirchenmusiker und habe Chöre gehabt, er war sein erster Lehrer. Die Anfänge waren, wie bei so vielen Organisten, bestimmt von Klavierunterricht. Da war Eich sieben Jahre alt. Wenn man Klavier gelernt habe und zur Orgel komme, sei das einfacher, als direkt mit der Orgel einzusteigen, sagt Eich. Seinen späteren Orgellehrer lobt er als „Glücksfall“ und „sehr pedantisch in positivem Sinne“. Auch seine Frau Andrea Eich arbeitet als Kirchenmusikerin. Mit ihr zusammen gründete er 1993 den Kammerchor Camerata Düren, der schon das Requiem von Mozart und das Weihnachtsoratorium aufgeführt hat.

Klänge „wie in einem Ritterfilm“

Bevor er in der Joachimskirche zu seinem Arbeitsplatz am Spieltisch aufsteigt, saugt Peter Eich den Anblick der Klais-Orgel regelrecht in sich auf. „Jedes Mal, wenn ich nach hier komme, kann ich mich gar nicht satt sehen“, bekennt er und setzt hinzu: „Hier verbindet sich in Perfektion, was man sieht und was man hört. Das gibt sich die Hand.“ Die Orgel hat 36 Register, eine stattliche Zahl, die verschiedene Variationen erlaubt. Das reiche, erklärt Eich, „von fast schwebend leisen Registern bis zu den kräftigen wie Trompete und Posaune“.

Das Spektrum sei so, dass man Literatur aus Barock und Vorbarock ebenso spielen könne wie modernste Kompositionen. Stimmen die Gläubigen beim Gottesdienst den Gemeindegesang an, braucht er lediglich drei Register. „Sonst ist die Orgel zu dominant“, sagt Eich. Die riesige Klangpalette erlaube überdies „sehr sensible Unterlegungen für Meditationen“, ergänzt Eich. Dagegen kann er es auch richtig krachen lassen: „Bei der Trompete ist es so, als ob drei Trompeten gleichzeitig spielten. Wie in einem Ritterfilm.“