Ein Bund für die Zukunft

In den Erklärungen der GdG zum Segnungsverbot geht es um mehr als nur um Solidaritätsbekundungen

Der Regenbogen steht in der Bibel für den Bund Gottes mit Noach und seinen Nachkommen. (c) www.pixabay.com
Der Regenbogen steht in der Bibel für den Bund Gottes mit Noach und seinen Nachkommen.
Datum:
31. Mai 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 22/2021 | Andrea Thomas

Das Thema bewegt und trifft offensichtlich bei vielen einen Nerv, wie die zahlreichen Solidaritätsaktionen und -bekundungen der letzten Wochen zeigen. Ganz aktuell die 
Aktion des BDKJ anlässlich des Jugendsonntags. Dass es um mehr geht als kurzfristigen Protest, wird in den Grundsatzerklärungen deutlich, die einige GdG auch in den beiden Aachener Regionen verabschiedet haben. Es geht um Haltung.

Am Pfingstwochenende hat die Pfarrei „St. Gregor von Burtscheid“ eine solche Grundsatzerklärung unter dem Titel „Gemeinde unter dem Regenbogen“ öffentlich gemacht, „als Ergebnis eines gründlichen Selbstvergewisserungsprozesses einer katholischen Pfarrei im 21. Jahrhundert“. Das Motiv des Regenbogens beziehen die Verantwortlichen aus Pastoralteam und Gremien dabei ganz bewusst besonders auf seine biblische Symbolik. „Er ist das Bundeszeichen zwischen Gott und Noach und seinen Nachkommen: ,… erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch…‘ (Gen 9,14.15). Er steht für Anerkennung des Lebens in seinen verschiedenen Formen, Respekt, Toleranz, Gewaltverzicht, Frieden, Versöhnung, Liebe, Segen …

Daraus leitetet die Pfarrei weit mehr ab, als nur „allen Menschen mit ihren verschiedenen Hoffnungen, Sehnsüchten, Lebensentwürfen und Lebensformen den Segen des liebenden Gottes“ zu vermitteln: eine Haltung der Weltoffenheit, Toleranz und Fairness, jede Art der Diskriminierung vermeiden, auf eine gewaltfreie, nicht ausgrenzende Sprache achten, keine Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ignoranz zulassen, lebendige Solidarität mit benachteiligten Menschen, sich den Fragen der Zeit mit Verantwortung stellen, Vertrauen in die Kraft der Grund- und Menschenrechte in Kirche und Gesellschaft und einen aktiven Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. 


Verantwortete Selbstvergewisserung

Das machen die Verantwortlichen auch in einem Brief an Bischof Helmut Dieser deutlich. Sie bedanken sich bei ihm, dass er den Umgang mit dem Thema „Segnungsverbot für homosexuelle Paare“ der Gewissensentscheidung des betroffenen Seelsorgers und der pastoralen Angemessenheit der jeweiligen Situation anheimstelle, unterstreichen aber auch, dass sie ihre Erklärung als darüber hinausgehend betrachten. „Wir verstehen unsere Grundsatzerklärung explizit auch als Beitrag zu dem diözesanen Gesprächs- und Veränderungsprozess ,Heute bei dir‘, dessen wesentliches Ziel ja gerade eine verantwortete Selbstvergewisserung der Kirche auf ihrem Weg in eine unsichere Zukunft ist.“

Ähnliches bringen auch andere GdG zum Ausdruck. Es geht nicht nur um die Haltung gegenüber LGBTQAI+ Paaren, sondern auch ökumenischen oder wiederverheirateten Paaren, um eine Haltung zu Fragen der Sexualität, der Familie und der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, die der Lebenswirklichkeit der Menschen entspricht. „Menschen sind mit allen Geschlechtern, Hautfarben und Veranlagungen als Ebenbilder Gottes geschaffen. Daher kommen allen Menschen, überall die gleiche Würde und die gleichen Rechte zu“, schreibt es die Pfarrei „Christus unser Friede“ in Kohlscheid in ihrer Erklärung. Es geht darum, wie Kirche den biblischen Bund Gottes mit den Menschen für die Zukunft gestalten will. So sind die Regenbogenfahnen vor den Kirchen mehr als nur eine Solidaritätsgeste mit LGBTQAI+-Paaren.

Mehr als nur Solidarität zeigen soll auch die Initiative, die die beiden Katholikenräte mit dem Büro der Regionen auf den Weg gebracht haben. Für die Aachener Regionen soll ein nachhaltiges Netzwerk mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern entstehen, die bereit sind mit und für LGBTQAI+ Paare Segensfeiern zu gestalten, und mit Orten, an denen solche Segnungen stattfinden können. Als Koordinationsstelle fungiert das Büro der Regionen in Aachen.

Kontakt: http://katholisch-im-raum-aachen.de