Eigene Wege finden

Religionslehrkräfte aus den Aachener Regionen erhalten ihre Beauftragungen

Stuhlkreis mit dem inzwischen gewohnten anderthalb-Meter-Abstand, aber zumindest ohne Masken am eigenen Platz (c) Andrea Thomas
Stuhlkreis mit dem inzwischen gewohnten anderthalb-Meter-Abstand, aber zumindest ohne Masken am eigenen Platz
Datum:
29. Juni 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2021 | Andrea Thomas

Wie bei so vielen Veranstaltungen im vergangenen Jahr musste auch die Abteilung Erziehung und Schule im Generalvikariat bei der Verleihung der „Missio canonica“ umplanen. Aus einer gemeinsamen Veranstaltung wurden mehrere regionale. Und nicht einmal die konnten alle planmäßig stattfinden. 

Eigentlich hatte die Aachener Verleihung im Katechetischen Institut (KI) bereits im Oktober 2020 sein sollen, doch dann seien die Zahlen wieder gestiegen und damit das Risiko. Weshalb sie gewartet hätten, in der Hoffnung, dass jetzt im Sommer wieder ein bisschen mehr möglich sein würde, erklärt Alexander Schüller, Leiter des KI und Fachbereichsleiter für Religionspädagogik und katholische Bekenntnisschulen im Generalvikariat, der die Veranstaltungen organisiert hat.

Ihm war wichtig, wenn schon anders, nur  im kleinen Kreis, mit Masken, Abstand und ohne den üblichen gemeinsamen Gottesdienst mit dem Bischof im Dom, dann wenigstens in einer guten Form anders. Einer, aus der die jungen Lehrkräfte trotz der Situation etwas für sich mitnehmen können. In den Mittelpunkt stellte Alexander Schüller dabei etwas, was gerade vielen der Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger in den vergangenen Monaten oft fehlte: persönlicher Erfahrungsaustausch und Kontakte knüpfen. Corona-verordnungskonform versteht sich.

Vonseiten des Bistums waren nur Thomas Ervens, Leiter der Abteilung Erziehung und Schule, Hildegard Bodewig als Regionalbeauftragte für Religionspädagogik des KI und Weihbischof Karl Borsch, der die bischöfliche Beauftragung übernahm, mit dabei. Dazu neun Religionslehrerinnen und Religionslehrer aus der Region, die ihre „Missio canonica“ in Empfang nahmen. Alle Teilnehmer mussten getestet, geimpft oder genesen sein, der Stuhlkreis hatte den inzwischen schon üblichen Anderthalb-Meter-Abstand, aber immerhin gab es die Möglichkeit, am Platz die Maske abzulegen.

Feierlich, aber nicht förmlich, mit viel Raum für den Erfahrungsaustausch lautete die Devise. Der wurde besonders interessant durch den Blick über den Tellerrand, da sich diesmal die Schulformen mischten. Ein Thema waren die Erfahrungen des Unterrichtens in der Coronazeit. Das sei schwierig gewesen, berichteten die Junglehrerinnen und -lehrer, Religion sei eines der Fächer, das vom Dialog lebe und vom Miteinander und das sich nur schwer ausschließlich über Arbeitsblätter vermitteln lasse. Auch sei der Religionsunterricht gegenüber Deutsch, Mathematik oder Englisch oft zu kurz gekommen. „Schulgottesdienste und lebendige Rituale, die den Religionsunterricht sonst prägen, fielen weg. Das hat etwas mit den Kindern gemacht“, erzählt eine aus der Runde. Sie alle hoffen, da vieles ab dem kommenden Schuljahr wieder auffangen zu können. „Um im Religionsunterricht auch offen über Persönliches zu reden, braucht es Vertrauen, und das muss erst wieder wachsen“, fasste einer der beiden Lehrer in der Runde zusammen. 


Für viele Kinder und Jugendliche das sympathische Gesicht von Kirche

Zentrales Element der Feier war ein kleines Spiel, bei dem jeder versuchen sollte, eine Kugel mit einer Delle möglichst nah an die gestaltete Mitte zu rollen. „Was gar nicht so einfach ist, da sich nicht berechnen lässt, wie die Kugel rollt“, erläutert Alexander Schüller. Kugel und Spiel gehen auf Nikolaus von Kues zurück und sollen den frisch ausgebildeten Lehrern und Lehrerinnen Einblicke in die Besonderheit ihres Unterrichtsfachs geben.

Da stellen sich Fragen wie: Was ist eigentlich die Mitte? Mit welcher Strategie treffe ich die am besten? Und, muss ich das überhaupt oder lerne ich nicht viel mehr aus dem Versuch selbst? „Im Religionsunterricht gibt es nicht den einen Weg“, ermutigt Hildegard Bodewig, selbst seit vielen Jahren Religionslehrerin und Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Brühlstraße in Aachen-Eilendorf, ihre jungen Kolleginnen und Kollegen auch mal vom Weg abzukommen und ihren eigenen zu finden. Gute Stunden seien die, die berührten, die die Kinder packten. Um das zu vertiefen, gab es für alle eine Kugel inklusive Anregungen für den Einsatz im Unterricht als kleines Geschenk.

Ermutigende Worte gab es auch von Weihbischof Karl Borsch, dem diese persönliche Form der Missio-Verleihung sehr gut gefiel. Schule sei ein wichtiges pastorales Feld. „Für viele Kinder und Jugendliche sind Sie das sympathische Gesicht der Kirche.“ Für das Gespräch mit anderen Religionen brauche man einen eigenen Standpunkt. Nur so gehe Toleranz, sei es möglich, Frieden zu stiften. Etwas, dass sie jungen Menschen vermittelten und mit ihrem Zeugnis und Standpunkt in der Kirche vorlebten. 

Verleihung der Missa canonica in den Aachener Regionen

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