Dorf leuchtet an Heiligabend

Der Kindergarten St. Peter schafft durch einen Adventsfensterweg Gemeinschaft in der Gemeinde

Für lichte Momente in der dunklen Jahreszeit sorgen einige Fenstergestalter. (c) Dorothée Schenk
Für lichte Momente in der dunklen Jahreszeit sorgen einige Fenstergestalter.
Datum:
16. Dez. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 51/2020 | Dorothée Schenk

„Der Erlöser ist geboren.“ So ist es alljährlich in den Kirchen zu hören. Darin steckt ein Stück weit das Wort „Lösung“. Diese haben in Corona-Zeiten die Menschen gesucht für das Dilemma zwischen erforderlichem Abstand voneinander und der Nähe miteinander. Weihnachten ohne Gemeinschaft und Nähe? Unvorstellbar. In Körrenzig bei Linnich gehen sie Hand in Hand. 

Freunde besuchen ist derzeit nicht erwünscht – außer man betritt das Haus gar nicht erst. Ist es dann trotzdem ein Besuch? Das lässt sich im wahrsten Sinne so sehen, wenn einen im Fenster eine Botschaft erwartet und ein Bild begrüßt. Und wenn es nicht nur ein Haus ist, das dieses warme Willkommen aussendet, dann ist es eine Aktion: „Ein Fenster im Advent“ heißt sie in dem knapp 1400-Seelen-Dorf Körrenzig.

Mit Händen hat alles angefangen, erzählt Leiterin Helmi Falkenberg, die mit ihrem Team des Kindesgartens St. Peter Ideengeberin ist. Als beim ersten Lockdown alle Kindertagesstätten schließen mussten, waren Eltern eingeladen, mit den Kindern Hände aus jedwedem Material zu basteln. Diese sollten am Zaun der Kindertagesstätte angebracht werden, die genau zwischen den beiden Kirchen Alt- und Neu-St. Peter liegt. Hand an Hand wurde der Kindergarten „umarmt“. Gemeinschaft schaffen trotz Distanz unter dem Leitwort: „Wir halten zusammen.“ Das gelang grandios und ermutigte zu weiteren ähnlichen Aktionen. Jetzt gipfelte sie in der Idee „Ein Fenster im Advent“.
Überall, wo im Dorf im Fenster ein DIN-A4-Zettel mit Kerze, Nummer und Logo des Kindergartens zu sehen ist, da sind die Besucher richtig. Mal sind es traditionelle Bilder mit Nikoläusen und Tannenbäumen, mal winterliche Motive und Landschaften. Auf einigen Fensterbänken sind kleine Gummibärchentüten oder Schokolädchen als süßer Gruß zum Mitnehmen angebracht. Manches Bild entfaltet sich erst in der Dämmerung, wenn das Licht eingeschaltet wird. So ist der Adventsfensterweg zu jeder Tageszeit eine Entdeckungstour.

Ursprünglich waren nur die 56 Eltern der Kindergartenkinder angeschrieben worden, ob sie eine Fensterpatenschaft übernehmen würden. Bald verselbstständigte sich die Aktion, so dass auch Gemeindemitglieder sich einbringen. Organisatorin Falkenberg ist begeistert: „Das schafft noch einmal einen ganz neuen Zusammenhalt.“

Anfang und Ende des Weges gestaltet der Kindergarten: Fenster 1 ist vom Hof des Gemeindezentrums zu sehen und zeigt Pinguine im Schnee. Das Fenster an Heiligabend, dem „24.“, öffnet sich am Pfarrbüro, das direkt vom Kircheneingang aus zu sehen ist. Helmi Falkenberg verrät: Es ist ein Tannenbaum, der die Hände aller Kinder als Christbaumschmuck trägt und neben einer Krippe „steht“. Ein Licht wird das Bild gut in Szene setzen, damit wahr wird, was das engagierte Kindertagesstätten-Team sich wünscht: „Alle helfen mit, dass das Dorf zum Heiligen Abend leuchtet.“

Wer die Adventsfensterroute selbst abgehen möchte, findet einen Plan mit Straßen und Hausnummern am Kindergartenaushang. Den Weg muss man sich aber selbst suchen, und ob ein Stern den Weg weist, das ist in diesem Fall ungewiss.