Digitales Lernen für alle ermöglichen

Das HGG hat ein Konzept für Fernunterricht erstellt

Fernunterricht kann auch jenseits von Corona eine sinnvolle Ergänzung beim Lernen sein. (c) www.pixabay.com
Fernunterricht kann auch jenseits von Corona eine sinnvolle Ergänzung beim Lernen sein.
Datum:
21. Okt. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 43/2020 | Kathrin Albrecht

Vor allem das Bildungssystem hat Corona im Frühjahr vor eine große Herausforderung gestellt. Quasi über Nacht mussten Lehrkräfte sich in einer neuen Disziplin zurechtfinden: dem Fernunterricht. Das Heilig-Geist-Gymnasium (HGG) Würselen hat aus seinen Erfahrungen ein Konzept entwickelt, wie Fernunterricht dort zukünftig funktionieren kann.

Ab dem 5. März, also noch eine Woche früher als der generelle Lockdown an Schulen am 12. März, blieb ein großer Teil der 750 Schülerinnen und Schüler des HGG zu Hause. „Die Herausforderungen waren: Wie können wir den Unterricht für alle sinnvoll weiterführen und wie bleiben wir miteinander in Kontakt?“, erinnert sich Heinz-Georg Soquat, stellvertretender Leiter des HGG. Die Umstellung auf Fernunterricht war nur möglich, weil das HGG gut mit digitalen Medien ausgestattet ist, die Vermittlung der Medienkompetenz in der Breite ab der fünften Klasse beginnt und Schüler wie Lehrer über eine hohe Medienkompetenz verfügen, unterstreicht Soquat, der für das Fernunterrichtskonzept verantwortlich zeichnet.

Der Start in den Fernunterricht konnte auch nur deshalb gut gelingen, weil die Schülerinnen und Schüler zu Hause ebenfalls technisch gut ausgestattet sind. 93 Prozent haben zu Hause Zugriff auf einen PC, auch ein Internetanschluss war vorhanden. Behalf man sich zu Beginn noch mit einer internen Kommunikationsplattform und E-Mails, war schnell klar, dass es ein standardisiertes Werkzeug geben musste, bei dem alles unter einer Haube blieb. 


Schüler nehmen Schule ernst und wertschätzen sie mehr

Die Schule nutzt MS-Teams. Mit dem Programm lassen sich Gruppensitzungen, Chats organisieren, parallel können Aufgaben bearbeitet werden. Bearbeitete Projekte und Unterrichtsmaterialien können dokumentiert werden. Das sei wichtig, weil auf diese Inhalte im Präsenzunterricht immer wieder zurückgegriffen werden könnte, um zu klären, was noch nicht verstanden wurde oder im Vorfeld einer Klausur noch einmal zu wiederholen. Doch die technische Ausstattung allein reiche nicht aus. Andere Fragen fließen in das Konzept mit ein: Gibt es einen Raum, wo in Ruhe gearbeitet und am Unterricht teilgenommen werden kann? Wie gut ist das Kind zu Hause betreut?

Positive wie negative Erfahrungen habe man mit dem Fernunterricht gemacht: Schüler, die sonst eher zurückhaltend waren, blühten auf. Doch Schüler, die keine so guten Rahmenbedingungen hatten, haben gelitten, räumt Soquat ein. Hier sei eine enge Kommunikation zwischen Klassenlehrern und Eltern nötig, um auch Schülern mit nicht so guten Bedingungen Fernunterricht zu ermöglichen.

Eine weitere Beobachtung zu Beginn: Die technischen Möglichkeiten überforderten und verleiteten zur Mehrarbeit, denn digitales Arbeiten funktioniert langsamer als analoges Arbeiten. Klare Vorgaben sollen helfen, das zu vermeiden. Maximal 50 Prozent des Fachunterrichts soll digital geschehen, der übrige Anteil soll analog gearbeitet, aber digital gespeichert werden. Es ist ausdrücklich gewollt, dass sich Schüler auch im Fernunterricht gegenseitig helfen.

In Zukunft werde es auch in Deutschland eine engere Verzahnung von Präsenz- und Fernunterricht geben, ähnlich wie in europäischen Nachbarländern, ist sich Heinz-Georg Soquat sicher. Denn er biete die Möglichkeit, asynchrones Lernen zu ermöglichen. Ein Aspekt, in dem Corona auch etwas Positives gebracht habe, sei die Tatsache, dass Schüler die Schule mehr wertschätzten und ernster nähmen. Auch das hat Corona gemacht.