Die schwierigen 25 Prozent

Die Monschauer Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche legt den Jahresbericht vor

Ein Jahr in der Belastungsprobe. Zwei Drittel aller Familien sagen, dass sie die Kinderbetreuung meistern konnten. (c) www.pixabay.com
Ein Jahr in der Belastungsprobe. Zwei Drittel aller Familien sagen, dass sie die Kinderbetreuung meistern konnten.
Datum:
23. Feb. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 08/2021 | Dorothée Schenk

Seit 2020 ist vieles anders. Corona hat auch die Situation für Hilfesuchende verändert. Ein besonderes Jahr, das seine Nachwirkungen immer noch spüren lässt. Das gilt inhaltlich, aber auch personell für die Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Monschau. Gerade hat die Einrichtung ihren Jahresbericht veröffentlicht. Zeit für einige Nachfragen beim Leiter Michael Leblanc.

Michael Leblanc leitet die Monschauer Beratungsstelle. (c) privat
Michael Leblanc leitet die Monschauer Beratungsstelle.

Wie geht es Beratern, die ihre Ratsuchenden nicht antreffen? Gerade in Krisensituationen ist es wichtig, dass Hilfe nicht an Schwellen scheitert, und das können oft die ersten Kontaktaufnahmen sein. „Zu den Klienten, die schon bei uns waren, haben wir telefonisch und via Mail Kontakt gehalten“, berichtet Michael Leblanc. Ja, die Anfragen seien gesunken, aber immer noch weist die Statistik unter den 335 bearbeiteten Fällen 182 Neuanmeldungen aus. Insgesamt seien 894 Personen direkt in die Beratung eingebunden gewesen. Schwerpunkt der Beratungen sind Störungen der Kommunikation und Interaktion, ist im Jahresbericht nachzulesen.

Michael Leblanc zitiert eine Studie aus dem ersten Lockdown, wonach 75 Prozent der befragten Eltern gut mit der Kinderbetreuung zurechtkamen. Aber er hinterfragt selbst, wie sich das misst.

Kritisch sieht er: „Wenn wir hören: ,Ich bekomme das gut hin‘, dann von Familien, die auch sonst gut aufgestellt sind, die angemessene Arbeit haben, die Arbeitgeber haben, die sich auf die Situation einstellen, Rücksicht nehmen und durch Heimarbeit Entgegenkommen zeigen.

Problematisch wird es für die 25 Prozent, die alleinerziehend sind, die in prekären Beschäftigungsverhältnissen sind oder psychisch erkrankt sind. Das sind die Familien, wo der Lockdown on top kommt und wo sich das verstärkt bemerkbar macht. Ich selber glaube: Eine Welle von Spätfolgen wird erst noch auf uns zukommen.“

Derzeit sei es schwierig, an verlässliche Informationen zu kommen. Großes Lob hat Michael Leblanc für Lehrer und Erzieher, die „sehr sensibel sind und sehr verantwortungsvoll“ mit der Situation umgingen. Es sei immer ein Drahtseilakt: Wer wird gezielt ermuntert, in die Notgruppen zu kommen, wenn Fachleute eine außerhäusige Betreuung für angebracht halten?

Die Vernetzung mit allen Fachkräften aus Jugendhilfe, Schule und Gesundheitsfürsorge hat, so ist es im Jahresbericht nachzulesen, durch den Ausfall fast aller Arbeitskreise in diesem Jahr gelitten. Einzelabsprachen wurden dennoch getroffen, und einige Bereiche seien erfolgreich auf Videokonferenzen umgestellt worden. Apropos: Auch für Eltern und Erzieherinnen bietet die Beratungsstelle einen Elternabend als Austausch über Zoom an. „Den ersten Versuch fanden wir ganz ermutigend und haben das jetzt allen Familienzentren angeboten.“ Als nächster Schritt soll dieser Austausch auch in Grundschulen eingerichtet werden. Neben Anregungen dient er vor allem dem Erfahrungsaustausch.

Zum Angebot der Beratungsstelle gehört auch die Onlineberatung auf den Seiten www.eb-monschau.de oder www.beratung-caritas-ac.de . Ratsuchende können sich dort anmelden – Anonymität ist garantiert, auch eine Anmeldung mit einem passwortgeschützten Pseudonym und Passwort ist möglich. Antwort erhalten Fragesteller innerhalb von 48 Stunden, außer an Wochenenden.