Die ganz lange Pause

Cäcilientag wird in diesem Jahr ein „stiller Feiertag“. Der Patronatstag der Chöre entfällt coronabedingt

Die heilige Cäcilia ist die Patronin der Chöre. (c) Dorothée Schenk
Die heilige Cäcilia ist die Patronin der Chöre.
Datum:
17. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 47/200 | Dorothée Schenk

Es ist still geworden in den Kirchen. Höchstens einstimmig ist Gesang zu vernehmen und der stammt entweder vom Zelebranten der Messe oder dem Organisten. Die rund 40 Chöre in der Region Düren haben seit März Proben- und Auftrittspause. Regionalkantor Hans-Josef Loevenich zieht eine vorläufige Bilanz zum Cäcilientag, dem Patronatstag der Chöre. 

Regionalkantor Hans-Josef  Loevenich (c) Arne Schenk
Regionalkantor Hans-Josef Loevenich

Pausen zu singen erfordert Disziplin, und die Sängerschar muss richtig zählen können. Derzeit ist vor allem ersteres entscheidend für die Chöre: Sie müssen Abstand halten und sich entgegen sonstiger Gewohnheit in Schweigen üben. Wann sie wieder auf 
regelmäßige gemeinsame Auftritte zählen können, das ist derzeit ungewiss. „So schwierig wie jetzt war es noch nie“, sagt Regionalkantor Hans-Josef Loevenich und hat auch wenig Hoffnung, dass sich die Situation bis zum Sommer entscheidend ändert.

Mit dem Gottesdienst ohne Gesang seien eigentlich alle unglücklich, resümiert der Regionalkantor. „Wir haben alle das Bedürfnis, wieder mitzusingen.“ Und das passiere zuweilen ganz spontan und unvermittelt. Wenn der Pfarrer am Altar einen liturgischen Gesang anstimme, antworte die Gemeinde singend „Amen“. „Sie merken das in dem Moment gar nicht – weil sie es ein Leben lang so eingeübt haben.“ Um nicht ganz stimmlos zu sein, durfte die Gemeinde zumindest mitsummen.

In der Anfangszeit der ersten Ausgangsbeschränkungen habe es eine Reihe von Anfragen von Kantoren gegeben, wie mit Gesang und Chorproben zu verfahren sei, „weil wir ja gar keine Erfahrungswerte hatten“. Ein weiteres Problem macht Loevenich aus: Da es sich bei den Verordnungen vielfach um Empfehlungen handele, „gibt es einen Flickenteppich an Regeln. Das macht unzufrieden“. In anderen Bistümern beispielsweise sei Singen mit Maske erlaubt gewesen. In der Pfarrei St. Lukas Düren hingegen, seiner Heimatpfarrei, ist das Singen generell verboten.

Zwischen Mai und 19. Oktober hat es ein kleines Intermezzo für Chöre gegeben, berichtet Loevenich. In dieser Zeit haben sich natürlich nicht alle Sängerinnen und Sänger der großen, bis zu 70-köpfigen Chorgemeinschaften getroffen, aber gruppenweise waren Proben möglich. So wurde die Marienkirche in Düren zum Proberaum, weil dort die Abstände zu halten waren. Kleinere Gruppen trafen sich im Papst-Johannes-Haus. 


Kirchenchöre haben auch eine soziale Aufgabe

Die Zusammenkünfte seien auch deshalb wichtig, weil Chöre mehr als nur eine musikalische Aufgabe hätten. „Es geht vielen auch um die sozialen Kontakte“, erläutert der Regionalkantor, denn schließlich seien viele aus der Sängergemeinschaft mehr als 
70 Jahre alt und genössen die Gemeinsamkeit. In der Corona-Zeit wären sieben Chorsänger gestorben – nicht an Corona, aber vor der Pandemie sei es ihnen eigentlich noch gut gegangen. „Und dann hat man keine Gelegenheit, für sie auf der Beerdigung zu singen. Das war ganz schön traurig.“

Dennoch hat nicht alles brach gelegen: „Ich habe aus der Not eine Tugend gemacht“, sagt Hans-Josef Loevenich. Im Beethoven-Jahr sollte die C-Dur-Messe des Komponisten – „die auch liturgiepraktisch ist“ – zur Aufführung kommen. Erste Proben hätten, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, schon stattgefunden. Einzelstimmen sind einstudiert worden, so dass die Proben jetzt eigentlich abgeschlossen sind. „Wir konnten es nur noch nicht zusammenziehen“, bedauert der Kantor. Also wird der Cäcilientag in diesem Jahr als „stiller Feiertag“ begangen.

Und was ist mit „Stille Nacht“ an Heiligabend? Wird der Titel Programm? „Letzter Stand in Düren St. Lukas ist, dass es keinen Gottesdienst geben wird“, berichtet Loevenich. Alle Kirchen würden von 14 bis 18 Uhr geöffnet und halbstündliche, kurze Impulse mit Musik und Weihnachtsevangelium angeboten. Die Orgel werde spielen, um „Weihnachtsatmosphäre“ zu vermitteln. Nach 18 Uhr sollen beispielsweise Wortgottesfeierleiter sich in der Stadt verteilen, das Weihnachtsevangelium vorlesen, und „dann soll Stille Nacht gesungen werden“. Zu neudeutsch: als „Flashmob“, denn es wird keine Ankündigungen geben – weder Ort noch Zeit. Messfeiern sind dann erst am 25., 26.  und 27. Dezember wieder geplant. Das, betont Hans-Josef Loevenich, sei aber von Pfarrei zu Pfarrei unterschiedlich.