Die Wahl der Worte

Ronen Steinke sensibilisiert für Antisemitismus in der Sprache

Ronan Steinke: Antisemitismus in der Sprache (c) Duden
Ronan Steinke: Antisemitismus in der Sprache
Datum:
3. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2020 | Ruth Schlotterhose

Während die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland und Europa wieder steigt und die gesellschaftliche Diskussion an Brisanz gewinnt, richtet Ronen Steinke, selbst jüdisch, den Blick auf unsere Alltagssprache: Welchen Beitrag leisten Wörter bei der Verbreitung von Antisemitismus? Das reicht von eindeutigen oder subtileren Beleidigungen über die Aneignung jiddischer Vokabeln bis zu „Goysplaining“, Besserwisserei gegenüber jüdischen Menschen.

Über die Wirkung eines Wortes entscheidet nicht allein seine strikt lexikalische Bedeutung. Darum geht es in dieser Streitschrift. Jiddische Wörter wie „Tacheles“ oder „Schlamassel“ werden im Deutschen oft gebraucht – und das ist in diesen Fällen auch in Ordnung, sagt der Autor des Büchleins „Antisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt“. Warum das bei „Mischpoke“ oder „mauscheln“ aber anders ist und wieso eingedeutschte Begriffe wie „Sabbat“ tabu sein sollten, erklärt Steinke in aufschlussreichen Beispielen. Manches wird überraschen: So hat etwa auch die „Macke“ jiddische Wurzeln, während „Antisemitismus“ ein durchaus ambivalentes Kunstwort ist.

Steinke sensibilisiert hier für unsere Sprachgeschichte, damit eine diskriminierungsfreie alltägliche Kommunikation möglich wird.      

Ronen Steinke: Antisemitismus in der Sprache. Warum es auf die Wortwahl ankommt, 64 S., Softcover, Dudenverlag, Berlin 2020,  Preis: 8,– Euro