Der Laden muss laufen

Corona hat beschleunigt, was ohnehin dran war – die Digitalisierung auch im Raum des Bistums Aachen

Corona hat der Digitalisierung im kirchlichen Raum  einen Schub gegeben. So förderte der Infektionsschutz die Telearbeit und mobile Arbeit. (c) www.pixabay.com
Corona hat der Digitalisierung im kirchlichen Raum einen Schub gegeben. So förderte der Infektionsschutz die Telearbeit und mobile Arbeit.
Datum:
7. Okt. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 41/2020 | Thomas Hohenschue

Manchmal verblüffen Zufälle außerordentlich. Wie zum Beispiel dieser: Zum 1. Januar ordnet sich das Bischöfliche Generalvikariat Aachen in Teilen neu, und es entsteht die Hauptabteilung „Verwaltungsmanagement und Digitalisierung“. Zweieinhalb Monate später beginnt die umfassende Herausforderung durch Corona – und es sind dank der Reorganisation gleich die Fachbereiche Seite an Seite vereint, die nun blitzartig den technisch-logistischen Rahmen für die Weiterarbeit im Bistum gestalten müssen.

Frank Dillmann möchte Chancen ergreifen, die sich aus der Krise ergeben. Er leitet die Hauptabteilung „Verwaltungsmanagement und Digitalisierung“ im Bischöflichen Generalvikariat Aachen. (c) Bistum Aachen/Anja Klingbeil
Frank Dillmann möchte Chancen ergreifen, die sich aus der Krise ergeben. Er leitet die Hauptabteilung „Verwaltungsmanagement und Digitalisierung“ im Bischöflichen Generalvikariat Aachen.

Inzwischen hat sich der Staub der ersten krisenhaften Monate gelegt, und es wird deutlich, dass das, was spontan an Lösungen gesucht und gefunden wurde, zumindest in Teilen bleiben wird. Denn: Zum ersten ist die gesundheitliche Gefährdung durch die Pandemie noch lange nicht vorbei. Es bleibt also weiterhin erforderlich, Teams räumlich zu trennen, Präsenzzeiten zu entzerren, Konferenzen auf die Ferne hin zu gestalten im Sinne des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten. Zum anderen haben die meisten Beteiligten auch positive Auswirkungen von Telearbeit und mobiler Arbeit kennen- und schätzengelernt, wie Frank Dillmann skizziert. Er leitet die neue Hauptabteilung und blickt dankbar auf die Erfahrungen der zurückliegenden Monate.

Ihn beschäftigt zunehmend die Frage: Was nehmen wir aus dieser Zeit mit? Die Digitalisierung, die seine Hauptabteilung für das Bischöfliche Generalvikariat und die angeschlossenen Einrichtungen der Diözese vorantreiben soll, hat durch die Pandemie einen gewaltigen Satz machen müssen. Plötzlich waren Arbeitsmodelle möglich, die vorher vielen undenkbar schienen. Nach der Gesundheitskrise einfach dort weiterzumachen, wo man vorher war, hält Frank Dillmann für undenkbar. Es wäre in seinen Augen sogar fatal, weil Chancen nicht genutzt würden, die sichtbar und fruchtbar wurden. Zum Beispiel, mit Hilfe von Telearbeit und mobiler Arbeit Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, Fahrzeiten zu reduzieren, konzentrierter zu arbeiten, gezielter zu kommunizieren.

Um genau diese Punkte drehen sich nun Beratungen, wie sich die Arbeit in der Bischöflichen Verwaltung und in den angeschlossenen Einrichtungen der Diözese weiterentwickelt. Auch Kirchengemeinden gehören zum Wirkungskreis der Hauptabteilung, allerdings berät und begleitet sie in dieser Frage nur und tritt als Anbieter technischer Lösungen auf. Frank Dillmann betont zugleich, dass Digitalisierung viel mehr bedeutet als das reine Bereitstellen von Hardware und Software. Es geht immer um das Zusammenarbeiten und Zusammenleben. Der Laden muss laufen, sagt er und meint das nicht nur logistisch-technisch. Wie zum Beispiel Teamzusammenhalt und Führung unter digitalisierten Bedingungen gehen, beschäftigt ihn und weitere damit befasste Abteilungen im Generalvikariat ebenfalls.


Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um mögliche Innovationen in der Pastoral

 Auch für die Pastoral der Kirche im Bistum Aachen erschließen sich durch das Erfordernis, räumlichen Abstand zu wahren, neue Chancen, sagt der Hauptabteilungsleiter. Corona hat ebenfalls in den Kirchengemeinden, in Verbänden, in Einrichtungen ein gewaltiges Potenzial freigelegt. So viele digitale Dinge wurden ausprobiert, um Menschen weiter zu erreichen, zu inspirieren, in ihrem Glauben zu bestärken und zu begleiten, sie zu beraten und zu unterstützen. Manches hat nicht gezündet, anders wiederum erfreulich stark. Frank Dillmann möchte diesen neuen Gründergeist, diese Experimentierfreude, diesen Mut auch zu scheitern, in den Alltag hinüberretten.

Aus dem vernetzten, agilen, kreativen Arbeiten an digitalen Arbeitsplätzen entsteht Neues in der Pastoral. Technik ist hier, wie eigentlich immer, nur ein Mittel, das helfen soll, bekräftigt der Hauptabteilungsleiter. Er sieht seine Mitarbeitenden als Dienstleister, welche andere bei der Verwirklichung von Visionen und Projekten unterstützen. In diesem Sinne bringt sich Frank Dillmann auch in die neue Innovationsplattform ein, die im Zuge des Bistumsprozesses „Heute bei dir“ die pastorale Innovation fördern soll.
Daneben bleibt die Kärrnerarbeit an den materiellen Rahmenbedingungen. Zwei Beispiele: Schulen investieren in ihre digitale Infrastruktur, kräftig gefördert von der öffentlichen Hand, begleitet von den Fachleuten aus dem Generalvikariat. Das Fernziel des papierarmen Büros soll näher rücken. Dafür gilt es, von der bisherigen Formularwirtschaft wegzukommen, Verwaltungsvorgänge rein digital abzuwickeln. Dafür gilt es rechtliche, logistische und technische Fragen zu klären. Verwaltungsmanagement ist komplex – und es weiterzuentwickeln, entsprechend auch. Dass Corona nun auf so manche Punkte hin Antworten fordert, gibt einen guten Rückenwind.