Dem Frieden verpflichtet

Bischof Helmut Dieser feierte Feldgottesdienst mit Soldatinnen und Soldaten in der Lützow-Kaserne

(c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Datum:
7. Juli 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 27/2021 | Kathrin Albrecht

Es liegt schon in der Luft, dass an diesem Morgen auf dem Gelände der Aachener Lützow-Kaserne etwas anderes ansteht als der übliche Dienst. Es hat sich Besuch angekündigt. Ein Besuch, den es so zuvor noch nicht gegeben hat. 

Bischof Dieser segnet die Friedenskerze, die die Soldaten auch zu Einsätzen begleiten soll. (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Bischof Dieser segnet die Friedenskerze, die die Soldaten auch zu Einsätzen begleiten soll.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser besucht die Kaserne, um gemeinsam mit 300 Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 
einen Friedens- und Feldgottesdienst zu feiern. Die Lützow-Kaserne bildet gemeinsam mit der Dr.-Leo-Löwenstein-Kaserne, der Theodor-Körner-Kaserne und der Donnerberg-Kaserne in Eschweiler die Technische Schule des Heeres. Hier bildet die Bundeswehr ihr Instandsetzungspersonal aus. Für den Feldgottesdienst wurde der Biwakplatz zu einer Freiluftkapelle umgestaltet. Ein Zeltdach überspannt den Altarraum, in dessen Mittelpunkt ein einfaches Kreuz aus Birkenstämmen steht. Die Besucher des Gottesdienstes nehmen auf Bänken Platz. 

Eigentlich hätte Mitte Juni die Heiligtumsfahrt stattgefunden, traditionell ist dann ein Tag den Soldatinnen und Soldaten gewidmet. Doch die Heiligtumsfahrt wurde aufgrund der Corona-Pandemie in das Jahr 2023 verschoben. Außerdem findet jedes Jahr im Juni zum Weltfriedenstag ein Gebet der Soldatinnen und Soldaten der Lützow-Kaserne im Aachener Dom statt. Auch dieses fiel bereits im vergangenen Jahr coronabedingt aus.

Das jährliche Friedensgebet, erzählt Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs, Kommandant der Technischen Schule des Heeres und General der Heereslogistiktruppen, habe im Bistum Aachen eine lange Tradition: „Für die Soldatinnen und Soldaten ist das ein besonderer Tag, um sich auch geistig noch einmal auszurichten und über den Kern unseres Berufes nachzudenken. Diese Gelegenheit nehmen viele wahr.“ So lag die Idee nahe, in diesem Jahr, in dem auch vieles noch anders ist als sonst, nach einer geeigneten Alternative zu suchen. Maximal 300 Teilnehmer am Feldgottesdienst waren möglich, die Einladung erging konfessionsübergreifend. 

Dass Bischof Dieser die Einladung zum Besuch der Kaserne angenommen hat, empfinden viele als Ehre. „In meinen vierzig Dienstjahren ist es noch nicht vorgekommen, dass ein ziviler Bischof die Kaserne besucht hat“, unterstreicht auch Klaus Engel, der Standortälteste an der Lützow-Kaserne. Der Weltfriedenstag geht auf das Jahr 1968 zurück. Papst 
Paul VI. rief diesen Tag am 1. Januar des Jahres aus mit der Bitte, den Weltfriedenstag in jedem Jahr zu begehen. Seit 1977 greift die Militärseelsorge dieses Anliegen auf und lädt in vielen deutschen Bistümern mit den Ortsbischöfen zu einem Soldatengottesdienst anlässlich des Weltfriedenstages ein.  


Friedenskerze der Militärseelsorge erinnert an den Auftrag

In seiner Predigt erinnerte Bischof Dieser an die herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe der Soldatinnen und Soldaten. Das Militär brauche klare Ziele, die eine legitime zivile Regierung entwickeln und vorgeben müsse. „Unser Land ist einem freiheitlichen Menschenbild verpflichtet. Deshalb hat alle staatliche Ordnung und Gewalt dieses Menschenbild zu wahren und zu schützen und damit die Würde, die Unversehrtheit und die Rechte jeder einzelnen menschlichen Person. Ihr Dienst und Einsatz in den Streitkräften unseres Landes ist auf die Verteidigung dieser Überzeugungen ausgerichtet“, unterstrich Bischof Dieser. 

Wie schwierig dieser Dienst ist, zeigt ein Blick in die täglichen Nachrichten: Lange schwelende und immer wieder neu aufbrechende Konflikte bedrohen den Frieden und die universell geltenden Menschen- und Völkerrechte, aber auch das eigene Leben. Das Zweite Vatikanische Konzil definiert den Dienst der Soldatinnen und Soldaten in der Schrift „Über die Kirche in der Welt von heute“ (Art. 79) folgendermaßen: „Wer als Soldat im Dienst des Vaterlandes steht, betrachte sich als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker. Indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei.“ 
Hier knüpft die Militärseelsorge an. Ihr Dienst sei ein Dienst an der Person, der menschlich und geistlich beistehe und das soldatische Selbstverständnis ethisch reflektiere. Daran erinnerte auch der Feldgottesdienst, federführend vorbereitet von Militärseelsorgerin Maike Seelhorst. „Frieden sichern ist kein leichter Auftrag, das ist eine Grunderfahrung menschlichen Lebens“, unterstrich sie. Die Militärseelsorge, ein ökumenisches Angebot, hat auch die Friedenskerze gestaltet, die Bischof Dieser im Gottesdienst segnete.

Jedes Element auf der Kerze hat dabei eine Bedeutung: Die gelbe Schleife, zuerst aufgekommen in den USA, symbolisiert die Verbundenheit mit Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Vom Kreuz aufsteigend sind die Farben des Regenbogens erkennbar, die die Vielfalt menschlichen Lebens in der Bundeswehr symbolisieren, aber auch an den Bund Gottes mit den Menschen erinnern. Der blaue Rahmen symbolisiert das göttliche Himmelreich, das mit dem Dienst auf Erden beginnt.

Kerzen haben in der katholischen Kirche eine wichtige Bedeutung, sagte Maike Seelhorst. Auch die Friedenskerze soll an den Auftrag, den Frieden zu sichern, erinnern. Sie wird am Donnerberg in der Barbarakapelle aufgestellt. Vorstellbar sei auch, dass die Kerze die Soldatinnen und Soldaten bei Einsätzen begleitet.