Besondere Orte für die Fragen des Lebens

Domsingschule theologisiert mit Kindern im Dom

Der Aachener Dom bietet viele besondere Orte, an denen es sich vortrefflich mit Kindern theologisieren lässt. (c) www.pixabay.com
Der Aachener Dom bietet viele besondere Orte, an denen es sich vortrefflich mit Kindern theologisieren lässt.
Datum:
21. Okt. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 43/2020 | Kathrin Albrecht

Kinder stellen tiefgreifende Fragen über Gott und die Welt und kommen darüber auch ins Philosophieren. Das stellen nicht nur Pfarrer und Gemeindereferentinnen- und referenten fest, die den Katechese-Unterricht leiten. 

Kinder stellen tiefgründige Fragen über Gott und die Welt, und sie spüren die spirituelle Kraft, die von Orten wie dem Aachener Dom ausgeht. (c) Jennifer Latuperisa-Andresen/unsplash.com
Kinder stellen tiefgründige Fragen über Gott und die Welt, und sie spüren die spirituelle Kraft, die von Orten wie dem Aachener Dom ausgeht.

Auch Religionslehrkräfte machen diese Erfahrung immer wieder. Wenn die Schule dann noch in direkter Nachbarschaft zu einem Kirchengebäude liegt, das nicht nur Unesco-Welterbe ist, sondern voller religiöser und theologischer Symbolik, müsste sich das Ganze doch verbinden lassen. So, erzählt Raphael Brümmer, stellvertretender Schulleiter an der Aachener Domsingschule, sei die Idee zum Projekt „Theologisieren mit Kindern im Aachener Dom“ entstanden. Im Rahmen des Religionsunterrichts treffen sich Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihrem Lehrer mit Domkapitular em. Hans-Günther Vienken zum gemeinsamen Theologisieren. Angeboten wird es ab der zweiten Klasse. 
Ziel ist es, zwei bis drei Veranstaltungen pro Quartal anzubieten.

Bewusst werden für diese Einheiten auch Orte ausgesucht, die für Besucher in der Regel nicht zugänglich sind. „Die Kinder kennen den Dom von Besuchen, die älteren auch durch die Gottesdienste, die sie im Chor oder durch Messdienerdienst mitgestalten. Dass sie diejenigen sind, die diese besonderen Orte sehen dürfen, wo sonst keiner hinkommt, erfüllt sie mit Stolz“, erzählt Raphael Brümmer. 

 

Kinder spüren die spirituelle Kraft der Orte sofort

Besucht wurden bisher die Taufkapelle, in der es um das Thema Taufe ging, die Matthiaskapelle, die Karlskapelle und die Annakapelle. Mit Musik, Kerzen und Weihrauch werden die Orte in Szene gesetzt. Auf Sitzkissen können es sich die Kinder bequem machen. Kinder spürten die spirituelle Kraft, die von diesen Orten ausgeht, sofort, erzählt Raphael Brümmer. Zu Beginn des Theologisierens gibt es eine kurze historische Einführung, beispielsweise, dass die Karls- und Hubertuskapelle im Mittelalter und der frühen Neuzeit der Rückzugsort für die Könige war, die im Dom zum Kaiser des heiligen römischen Reiches gekrönt wurden. Sie verbrachten die Nächte dort im Gebet.

In der Annakapelle mit seiner beeindruckenden Golgota-Skulpturengruppe wurde das Thema Weihrauch und seine Bedeutung in der Liturgie besprochen. Die Kinder können ihre Gedanken frei äußern, Fragen stellen. Impulse dazu liefern Zettel, die ausgeteilt werden und auf denen zum Beispiel Sätze vervollständigt werden. Schönes wie Trauriges kommt den Kindern bei den Einheiten in Erinnerung, wie zum Beispiel der Tod der Oma. 
Im Unterricht werden die Einheiten noch einmal nachgearbeitet. Die Kinder malen beispielsweise Bilder zu dem, was sie an den besonderen Orten gesehen oder besprochen haben.

Heute sei es durch die abnehmende religiöse Bindung der Menschen schwieriger, religiöses Grundwissen zu vermitteln, erzählt Raphael Brümmer. Die Theologisieren-Einheiten helfen, dieses Wissen spielerisch zu vermitteln. „Am Beispiel Weihrauch ergibt sich ein Wiedererkennungseffekt. Die Kinder verstehen: Der Rauch steigt zu Gott auf und nimmt mein Gebet mit. Das bleibt so besser hängen als im regulären Unterricht“, beobachtet Raphael Brümmer. Coronabedingt musste man auch mit dieser Reihe eine Pause einlegen. Doch sobald es geht, soll es weitergehen – „der Dom bietet noch viele besondere Orte“, verspricht Raphael Brümmer.