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Viersener Beteiligung am Kontinente übergreifenden Pilgerwochenende der Company of St. George

Auf dem Weg: Das Pilgerquartett auf dem Irmgardispfad. (c) Dorothée Schenk
Auf dem Weg: Das Pilgerquartett auf dem Irmgardispfad.
Datum:
26. Mai 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 21/2021 | Dorothée Schenk

„Wir alle sind Pilger, die auf ganz verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zuwandern.“ Dieser Satz von Antoine de Saint-Exupéry könnte über dem Pilgerwochenende stehen, zu dem weltweit die Schweizer Organisation Company of St. George aufgerufen hatte. Der Treffpunkt ist pandemiebedingt ein virtueller – das Internet unter Pilgrimage 21. Als historische Pilgergruppe beteiligten sich Carsten Giesen und Ehefrau Sonja Utzenrath sowie Mario und Ulrike Pfordt daran. Sie gingen in Viersen den Irmgardisweg. 

„Als wir uns im letzten Jahr auf die Heiligtumsfahrt vorbereitet haben, haben wir uns diese Strecke ausgeguckt, weil sie einfach perfekt zum Trainieren ist“, erklärt Carsten Giesen die Entscheidung, von der Kirche St. Helena bis zur Klause in Süchteln zu pilgern. Außerdem ist es eine Strecke mit geistlichem Hintergrund. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner des Pilgerwochenendes, bei dem Finnen im Norden, Malteser im Süden, Russen im Osten und Kanadier im Westen unterwegs sind. Alle individuell, aber doch gemeinsam. „Die meisten gehen geistliche Strecken oder zu religiös bedeutsamen Orten“, ergänzt Sonja Utzenrath. In den USA beispielsweise, wo es historisch bedingt nicht so viele Pilgerstrecken gibt. Dort wird von Kirche zu Kirche gepilgert, in der besondere Reliquien verehrt werden. „Einige beschreiben ihre Route oder das Ziel, wo sie hinwandern, über ihre historische Ausstattung“, erläutert Mario Pfordt das Kontinente übergreifende Pilger-Projekt, das zum Gedenktag der heiligen Corona initiiert worden ist. „Wir waren keine zehn Minuten unterwegs, da hatten wir schon die ersten angeregten Gespräche mit Anwohnern“, erzählt Sonja Utzenrath lächelnd. „Es ist ein sehr kommunikativer Ansatz.“ 


Trainingsphase verlängert

Eigentlich würde das Quartett derzeit die letzten Vorbereitungen für seinen Pilgerweg zur Heiligtumsfahrt in Aachen treffen. Der Plan steht, wenn er auch erst 2023 umgesetzt wird. Nach der Verlegung der Heiligtumsfahrt ins übernächste Jahr geht die historische Pilgergruppe also mit den Vorbereitungen einfach in die Verlängerung. Jetzt wie im Jahr 2023 gehen die Pfordts als reiche Bürger, während das Paar Giesen-Utzenrath als Handwerker unterwegs ist. Jedem einzelnen der Pilgergruppe ist wichtig, dass es sich dabei nicht um „Schauspielerei“ handelt: Sie schlüpfen in historisch verbriefte Rollen. „Es geht nicht um die reine Unterhaltung“, sagt Sonja Utzenrath, „sondern Wissensvermittlung ist der Kern unseres Tuns.“

Und in diesem Sinne gibt es immer etwas zu tun. „Das ist es, was es so interessant macht: Man findet immer wieder neue Kleinigkeiten, mit denen man sich beschäftigen kann. Man ist nie fertig.“ Nahezu alles, was die Pilgerschar benötigt, stellt sie selbst her:  Fast ein Jahr lang hat Sonja Utzenrath beispielsweise an dem neuen Schuhwerk gearbeitet, das sie und ihr Mann gerade erproben. Das ist keineswegs banal, denn erst einmal muss sich der menschliche Fuß darauf einstellen. Es werden ganz andere Muskeln beansprucht als bei modernen Schuhen, weil sie eher mit sogenannten „Barfuß-Schuhen“ vergleichbar sind. Darum ist Asphalt auch eher ungeliebter Pilger-Untergrund. Es sei eine Wohltat, wenn man nach einer langen Strecke über eine Straße das erste Mal eine Wiese betrete, schildert Mario Pfordt und ergänzt lachend: „Es ist ein Gefühl, wie wenn man sich abends nach getaner Arbeit aufs Sofa fallen lässt. Auch das kennt man, aber es ist jedesmal wieder schön.“ 


Eisendorn und Capa helfen bei Regen

Zum ersten Mal steht mit der – im Volksmund „St. Irmgardis Lienepädsche“ genannten – Pilgerstrecke ein rund zwölf Kilometer langer Weg an. Die Schuhe sind aber nicht die einzige Neuerung: Erstmals erprobt haben Carsten Giesen und Mario Pfordt Pilgerstäbe mit Eisendorn. Sie haben sofort gute Dienste geleistet, denn bis zum frühen Nachmittag haben die Pilger den ersten von mehreren Regengüssen hinter sich, und auf den rutschigen Pfaden sind die „Stecken“ eine gute Hilfe. Die Bewährungsprobe bestanden haben ebenfalls die neuen „Capas“, die das Ehepaar Pfordt gerade erst fertiggestellt hat. Es ist ein mittelalterliches Übergewand, das zum Schutz gegen „Wetter“ über der Tunika getragen wird. „Bei uns sind das die beiden ältesten Ausstattungsstücke“, lächelt Sonja Utzenrath. Wie viel Zeit das historische Pilgerquartett investiert? Genau zu beziffern sei es nicht, es ist wohl eher eine Lebenseinstellung. Es gäbe immer eine Ausstellung oder ein Buch, die einem begegnen und zu Neuem anregen. „Andere sehen fern, wir haben meist ein Projekt“, sagt Ulrike Pfordt lächelnd. 

Mehr über Pilgrimage 21 unter https://companie-of-st-george.ch.