Alle Jahre wieder?

Beispiele, wie man Menschen aufs Neue mit der Weihnachtsbotschaft erreichen kann

Ochs und Esel stehen für alle Menschen, die Glaubenden, die Suchenden, die Zweifelnden. (c) Andrea Thomas
Ochs und Esel stehen für alle Menschen, die Glaubenden, die Suchenden, die Zweifelnden.
Datum:
20. Dez. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 51-52/2018 | Andrea Thomas
Vor gut 2000 Jahren kündigte ein besonderes Himmelsereignis an: In dieser Nacht ist etwas Außerordentliches geschehen.
Die Messdiener hoffen mit ihrer Weihnachtskisten-Aktion auf ganz viel „Herzflimmern“. (c) Andrea Thomas
Die Messdiener hoffen mit ihrer Weihnachtskisten-Aktion auf ganz viel „Herzflimmern“.

Einen Stern brauchen wir heute nicht mehr, um zu wissen, dass es (wieder) Weihnachten ist. Dafür geht das, worum es eigentlich geht, immer öfter unter. Wie also bringt man Weihnachten wieder zu den Menschen? Auch zu denen, die Kirche eher fern stehen, in denen Weihnachten aber dennoch etwas berührt?


Weihnachtsgottesdienst mal anders

An Weihnachten sind die Kirchen im Vergleich zu anderen Tagen meist gut gefüllt. Krippenspiel und Christmette sind für viele feste (und liebe) Traditionen, die an Heiligabend dazugehören und ohne die für sie nicht wirklich Weihnachten ist. Andere hingegen finden sich in den althergebrachten Formen nicht mehr wirklich wieder oder suchen nach einem anderen Zugang, um für sich den Kern dieses Festes wieder zu entdecken. „Weihnachten ist ein Fest, das die Menschen berührt, egal, ob sie kirchlich orientiert sind oder nicht mehr. Menschen suchen, sind berührbar, auch wenn ihnen das nicht bewusst ist“, ist Sr. Martina Kohler SSpS, Pastoralreferentin in St. Peter und Paul Eschweiler-Stadtmitte, überzeugt. Für alle, die nach Alternativen zum traditionellen Weihnachtsgottesdienst suchen, hat sie gemeinsam mit Udo Haak, Diakon in Heilig Geist Eschweiler-Süd, und einem Team aus Ehrenamtlichen aus den beiden katholischen Pfarreien sowie der freien evangelischen Gemeinde und der Agape-Gemeinde Eschweiler einen Heiligabend-Gottesdienst für Neugierige und Suchende geplant.  Sie verstehen ihr Angebot nicht als Konkurrenz zum klassischen Gottesdienst, sondern bewusst als Ergänzung, für die, die neue Wege suchen. „Es wird Elemente des Gottesdienstes geben, wie man ihn kennt. Es wird gesungen und gebetet werden, aber eben unter anderen Aspekten und Gegebenheiten“, sagt Udo Haak. Und sie hätten nach einer Form gesucht, die Besucher aktiv zu beteiligen, wie Franz Heinrichs erklärt, der als Ehrenamtlicher an der Planung mitgewirkt hat.

„Wir wollen keine Predigt als ,Ein-Weg-Kommunikation‘. Es wird daher die Möglichkeit zum Austausch miteinander geben und dazu, sein Anliegen aufzuschreiben.“ Diese sollen dann als Fürbitten vorgetragen werden können oder einfach in die Krippe gelegt werden. Als Überschrift wurde gewählt „Weihnachten anders – Betlehem ist überall“. Gott kommt dahin, wo die Menschen leben. Das spiegelt sich auch im Ort des Gottesdienstes wider, einer großen Halle, in der sonst Landmaschinen stehen, auf dem „Hof Lenzenfeldchen“. „Wir wollten nichts kirchennahes, sondern einen Ort, der einfach und schlicht ist und wo sich auch Alltag abspielt“, erklärt Udo Haak. Der richtige Rahmen, wie Sr. Martina hofft, „die Weihnachtsbotschaft einmal anders zu den Menschen zu tragen, so dass sie neu gehört wird“.

Etwas Neues versucht in diesem Jahr auch die Pfarrei „Christus unser Friede“ in Herzogenrath-Kohlscheid. Neben den traditionellen Gottesdiensten, Krippenfeiern und Christmetten organisiert Pastoralassistent Franz Josef Wolf an Heiligabend eine „Christ-Feier für Jung und Alt“ in der Kirche St. Mariä Heimsuchung. Unter dem Motto „Heilig Abend wird, wie Du ihn machst ...“ soll die Feier geprägt sein von denen, die sie mitgestalten wollen. Wer wollte, konnte sich melden, um sich mit weihnachtlicher Musik, einem Text oder einem weihnachtlichen Spiel einzubringen. So soll eine Feier entstehen, für alle, „die Weihnachten etwas anders und mit anderen feiern möchten“.


 Weihnachten feiern mal anders

Weihnachten ist ein eher privates (Familien-)Fest. Doch wohin, wenn einem am Heiligen Abend dazu der Ort, die Menschen oder die Stimmung fehlen? Zum Beispiel zur Weihnachtsfeier im Jakobushaus der Pfarrei St. Jakob in Aachen. Zum fünften Mal sind hier am Nachmittag des 24. Dezember Menschen eingeladen, Weihnachten miteinander zu verbringen, die „mal anders feiern wollen, oder denen es, aus welchen Gründen auch immer, zu eng in den eigenen vier Wänden ist“, wie Gemeindereferentin Marita Delheid es beschreibt. Sie organisiert die Feier mit einem Team aus ehrenamtlichen Helfern. Es kämen ganz verschiedene Menschen: Obdachlose ebenso wie Senioren, die den Tag für sich haben, weil die Kinder erst an einem der Feiertage kommen, Studierende, die nicht oder noch nicht heimfahren, Menschen, die einsam sind oder um jemanden trauern, weshalb sie Weihnachten in vertrauter Form gerade nicht ertragen. In St. Jakob finden sie Gemeinschaft, ein festliches Buffet („Auch das gehört dazu, um zu spüren, das es Feiertag ist. Manche, die sich das sonst nicht leisten könnten, kommen auch deshalb“, sagt Marita Delheid.) und ein weihnachtlich gestaltetes Programm mit Musik und Texten. Der letzte Teil findet räumlich getrennt davon nach dem Essen statt, so dass jeder für sich entscheiden kann, ob ihm danach ist oder ob er lieber noch ein wenig am Tisch klönen möchte.  Wichtig ist dem Veranstalter-Team, dass Menschen spüren: „Hier bin ich willkommen“. „Wir wollen darüber und über andere Angebote gastfreundliche und offene Kirche sein, auch über den Gottesdienst hinaus“, sagt Marita Delheid. Darüber entstünden Gespräche, auch mit eher kirchenfernen Menschen, oder ergäben sich andere Dinge.

Zu einer besinnlichen und gemütlichen Weihnachtsfeier mit Mittagessen lädt auch das Jugendzentrum HOT St. Gertrud in Herzogenrath alle, die Heiligabend einsam oder allein sind, in seine Räume ein. Unterstützt wird das Team von Mitarbeitern einer großen Supermarktkette, die im Anschluss an die Feier die Ausgabe von Lebensmitteln übernehmen, da die Tafel bereits Weihnachtsferien hat.


Weihnachtsgeschenke mal anders

Geschenke gehören nicht unbedingt zur Kernbotschaft des Weihnachtsfestes und sollten schon gar nicht das Wichtigste sein. Doch seien wir ehrlich, ganz ohne die Gaben, mit denen wir einander sagen „Ich habe an dich gedacht, du bist mir wertvoll!“, würde Weihnachten auch etwas fehlen. Auch hier kommt es letztlich auf Rahmen und Form an. Für immer mehr Menschen stellt sich die Frage, wo das richtige Maß beim Weihnachtsgeschenke-Machen liegt, allerdings gar nicht erst, weil es gerade mal zum Nötigsten reicht. In vielen Gemeinden gibt es daher Weihnachtstüten, Weihnachtskisten oder Wunschbaum-Aktionen, um denen eine Weihnachtsfreude zu bereiten, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Schenken im Sinne christlicher Nächstenliebe und damit ganz nah dran am Geist der Weihnacht. Der Lohn dafür ist „Herzflimmern“, das Gefühl, das man bekommt, „wenn man anderen etwas Gutes tut“, wie Samira und Celina (beide 11) es umschreiben. Sie gehören zu den Messdienern von
St. Josef Herzogenrath-Straß, die in diesem Jahr zum ersten Mal für die Weihnachtskistenaktion der Pfarrei, die auch „Herzflimmern“ heißt, verantwortlich sind. Sie haben „Lebensmittel, die man nicht kühlen muss“, Weihnachtsdekoration und Spielzeug gesammelt und daraus individuelle Weihnachtspakete für Alleinstehende und Familien mit oder ohne Kinder gepackt. Die werden dann kurz vor Weihnachten ausgeliefert: „Wir stellen das Paket ab, klingeln kurz und sind dann sofort wieder weg“, erläutert Carlo (12). Ganz diskret, damit niemand sich schämen müsse.

Mehr: www.christ-in-eschweiler.de,
www.christus-unser-friede.de,
www.pfarrei-sankt-jakob.de,
www.hot-herzogenrath.de,
www.st-josef-und-fronleichnam.de.