Die Auswahl für die 64 Mädchen und Jungen ist groß. Sie können jeden Morgen, wenn sie ihre Kita St. Lioba in Krefeld-Stahldorf an der Bonifatiusstraße betreten, selbst entscheiden, was sie spielen oder spielerisch lernen möchten.
Die unterschiedlichen Medien-, Kreativ- oder Rollenspiel-Räume bieten eine Fülle an Möglichkeiten. Dieses offene Konzept fördere gezielt die Selbstständigkeit und Kreativität der Kinder und gebe ihnen die Freiheit, ihren Lernweg selbst zu wählen, sagen die Verantwortlichen. Die Einrichtung hat im Verlauf ihres Bestehens zum Wohl der Kleinen auf viele Entwicklungen reagiert. Jetzt wurde sie 70 Jahre alt.
„Ein Liebeswerk an den Familien und ihren Kindern“, hieß der erste Leitsatz zur Einweihung des neuen Kindergartens der katholischen Pfarrgemeinde St. Bonifatius am 11. Juni 1955. Heute heißt die wegweisende Überschrift: „Hand in Hand, egal aus welchem Land“.
Ein Grund, die Kita damals zu gründen, sei die stark anwachsende Bevölkerung im Stadtteil Stahldorf gewesen, berichtet Erzieherin und Sprachkita-Fachkraft Martina de Munnik, die sich zum Jubiläum eingehend mit der Geschichte der Kita befasst hat. Heute gelte es, die Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund – es besuchen Mädchen und Jungen aus acht Nationen die Einrichtung – und auch die deutschen Kleinen, die Sprachdefizite haben, zu fördern, erklärt sie weiter. „Es gibt ein gutes Miteinander der Religionen“, berichtet de Munnik. „Wir arbeiten alle zusammen, ganz gleich ob die Kinder christlichen, muslimischen oder griechisch-orthodoxen Glaubens sind. So haben wir Gebetsecken für jede Glaubensrichtung, feiern auch den Ramadan.“
Im Morgenkreis werde die christliche Religion mit biblischen Geschichten behandelt. Wort- und Festgottesdienste, wie jetzt auch zum Jubiläum, finden in der Kirche statt. Die christliche Religion stehe an erster Stelle.
„Wir sehen uns als eine katholische Kindertageseinrichtung, in der eine Atmosphäre geschaffen wird, die von Offenheit und Toleranz geprägt ist“, betont Heike Schnarr, seit 2014 Leiterin der Einrichtung. „In der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, dass Kinder unterschiedlicher Herkunft und Sprache den Umgang miteinander lernen. Umso größer ist die Chance, dass sie sich auch als Erwachsene verständnisvoll begegnen und ein friedvolles Zusammenleben ermöglicht wird.“
Aus den Anfängen der Kindergarten-Geschichte berichtet Martina de Munnik: „Die 1900 gegründete Krefelder Stahlwerke AG führte nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer stark anwachsenden Bevölkerung im Stadtteil Stahldorf, was eine zusätzliche Einrichtung für die Kinderbetreuung der zugezogenen Familien notwendig machte. 1955 entschied man sich für die Heilige Lioba als Namensgeberin. Der damals existierende Hort war das Liobaheim.“
Mit den Jahren veränderte sich der Stadtteil. Die Zahl der Familien mit Migrationshintergrund wuchs. Entsprechend wurde die Einrichtung 1981 modernisiert und um ein Stockwerk vergrößert. Die Einführung der offenen Ganztagsschule führte 2006 zur Schließung des Horts. 2012 erfolgte der Umbau der Kita für die Betreuung von Kindern ab zwei Jahren. Einige Male wurde das 2500 Quadratmeter große Außengelände umgestaltet und 2018 als Natur- und Abenteuerspielplatz eingeweiht.
Um die Qualität der Einrichtung zu sichern, nimmt die Kita St. Lioba mit ihrem 14-köpfigen Team seit 2016 an dem Projekt „Qualität aus christlicher Überzeugung“ teil, eines der größten Qualitätsentwicklungsprojekte für Kindertageseinrichtungen in Deutschland, die das Bistum Aachen gemeinsam mit dem Caritasverband initiiert hat. Ziel ist die Zertifizierung in naher Zukunft.
Die Kita wurde 2024 vom Kirchengemeindeverband Krefeld-Süd auf die Horizonte gemeinnützige Trägergesellschaft für katholische Tageseinrichtungen für Kinder in den Regionen Krefeld und Kempen/Viersen mbH übertragen.
Die Horizonte ist eine gemeinnützige Trägergesellschaft für zurzeit 34 katholische Tageseinrichtungen für Kinder in den Regionen Krefeld/Meerbusch und Kempen/Viersen. Sie ist an das Bistum Aachen angebunden und beschäftigt rund 570 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.